Kidnapped

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Mein Kopf dröhnte und ich hatte eine kleine Platzwunde an der rechten Schläfe, ansonsten ging es mir relativ gut. Den Umständen entsprechend.

Meiner Schätzung nach waren seit dem Ball drei Tage vergangen, die ich jetzt schon in diesem Keller, dieser Zelle, verbrachte. Ich kannte diesen Ort, in den letzten Jahren war ich ein paar mal hier gewesen, es war der Salvatore Folterkeller.

Ich wusste selbst nicht genau, wieso ich ihn so nannte, denn die einzige Folter, die mir hier widerfuhr, war der tägliche Kontakt mit Elena. Aber so hatte dieser Raum einfach schon immer gehießen und würde es auch immer tun.

Außerdem war Elena auch nicht meine Lieblingsperson und ich würde einiges dafür geben, jemand anderes sehen. Ich mochte die Doppelgängerin einfach nicht. Sie hatte so etwas weinerliches und hilfloses an sich, das ich nicht leiden konnte. Sie hatte viel durchgemacht, klar, ihre Eltern und ihre Tante waren gestorben, sie war ein Vampir und hatte auch sonst viele Leute verloren, aber die meisten davon hatten sich für sie geopfert. Also müsste sie doch eigentlich dankbar sein, leben zu dürfen und Freunde zu haben, die sie liebten. Aber nein, stattdessen heulte sie die ganze Zeit, spielte ein doppeltes Spiel mit den Salvatore Brüdern, und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, meine Familie umzubringen. Kein Wunder also, dass ich nichts für sie übrig hatte.

Völlig in Gedanken versunken bemerkte ich erst gar nicht, dass Elena in die Zelle gekommen war und ein Tablett mit Essen vor mir abstellte. Es war nicht viel, ein bisschen Brot und eine Flasche Wasser, aber mir reichte es.

"Warum bin ich hier?", fragte ich wie jeden Tag und sie sagte ebenfalls das Gleiche, wie sonst auch: "Als Druckmittel für die Mikaelsons."

Nun verdrehte ich die Augen. "Überraschung, ich bin eine Mikaelson."

"Nein, du bist ein Kind, dass nicht versteht, was für Monster sie sind. Sie sind Vampire, sie haben tausende Menschen umgebracht!"

"So weit ich weiß, bist du auch ein Vampir. Du hast vielleicht noch nicht so oft getötet, aber irgendwann wirst du das auch. Genau wie Kol, Elijah, Niklaus, Rebekah und auch Stefan und Damon. Die beiden sind auch nicht unschuldig."

"Das ist etwas anderes!", fauchte sie, "Stefan und Damon haben sich geändert!"

"Woher willst du das wissen?"

"Sie töten keine Unschuldigen mehr!"

"Aber ein Kind entführen und halb verhungern lassen ist so viel menschlicher? Außerdem, wann hat jemand von meinen Geschwistern das letzte Mal jemanden umgebracht? Du hast das Bild von Monstern im Kopf, und du weigerst dich Veränderung wahrzunehmen."

So liefen die Diskussionen mehr oder weniger jeden Tag ab. Elena war immer die erste, die nachgab und sich dann auf einen Stuhl setzte und wartete, bis ich fertig gegessen hatte. Damon durfte nichts davon erfahren, denn er war der Meinung, dass ich ruhig leiden durfte und würde das Essen daher nicht gutheißen.

Als ich fertig war nahm die Doppelgängerin das Tablett und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um. Ich schaute in ihre rehbraunen Augen, hinter denen sich Schmerz und Kraftlosigkeit verbarg.

"Ich hoffe du siehst irgendwann ein, was sie wirklich sind", meinte sie noch und verriegelte das Schloss. Ich war wieder allein.

Gelangweilt lehnte ich mich an der Wand an. Es gab kein Bett, lediglich den Metallstuhl, auf dem Elena gerade noch gesessen hatte, und der war ziemlich unbequem. Da mochte ich den Boden lieber. Außerdem war ich eh zu erschöpft um mich großartig zu bewegen. In den letzten Tagen hatte ich so gut wie gar nicht geschlafen und ich bezweifelte auch, dass sich das noch ändern würde. Die Schmerzen und der unbequeme Boden hielten mich wach.

Adopted By The MikaelsonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt