Ich verbrachte den gesamten Tag in meinem Zimmer, nicht wissend, was ich tun konnte. Die ganze Zeit über sah ich Carlos Gesicht vor mir und wie verzweifelt er gewesen war. Natürlich, ich hatte ihn gehasst, nein, verabscheut traf es eher, aber das alles schien gar nicht seine Schuld gewesen zu sein und das wühlte mich auf.
Eine Weile, vielleicht eine Stunde, starrte ich auf die Wunde an meinem Arm. Sie war nicht sehr tief und tat auch fast gar nicht weh, zumindest nicht seit Rebekah eine Salbe aufgetragen hatte und einen Verband darum gewickelt hatte, den ich jedoch sofort nachdem sie gegangen war, wieder weg gemacht hatte. Diese Wunde war alles, was von Carlos übrig war und ich konnte mir nicht erklären, warum mich das traurig machte. Ich musste ihn doch hassen, er hatte meine beinahe sorgenfreie Kindheit beendet!
Sein Tod nahm mich mehr mit als er sollte, ich verließ mein Zimmer nicht, auch nicht zum essen, ich brauchte einfach Zeit für mich und glücklicherweise verstanden meine Geschwister das.
Nun war Dienstag und ich musste wieder in die Schule, obwohl ich am liebsten einfach nur in meinem Bett gelegen und Musik gehört hätte. Aber ich hatte schon zu viel Unterrichtsstoff verpasst und den würde ich nun nachholen müssen, egal wie mies es mir ging. Vielleicht würde mir etwas Ablenkung aber auch gut tun.
Als ich kurz vor Unterrichtsbeginn ins Klassenzimmer ging und mich auf meinen Stuhl setzte, war Ashina bereits da. An sie hatte ich gestern überhaupt nicht mehr gedacht, aber nun stellte ich mir alle möglichen Szenarios vor, wie es mit unserer Freundschaft weitergehen würde. Hasste sie mich jetzt? Kam sie damit klar? Und was hatte ihr Vater überhaupt über all das gesagt?
Ich wollte zu ihr gehen, aber unsere Französischlehrerin kam herein und begann den Unterricht mit den Worten: "Bonjour tous le monde." Das bedeutete, ich musste noch eine Doppelstunden warten, bis ich mich in Ruhe mit Ashina unterhalten konnte.
"Wie geht es dir?", fragte ich sie, sobald wir in der Pause nach draußen gingen, "Hast du mit deinem Vater geredet?"
Sie nickte langsam. "Ja, er wollte mir aber nichts erzählen."
"Er hat dir gar nichts gesagt?"
"Zumindest nicht sehr viel. Er will, dass ich mich von dir und deiner Familie fernhalte." Sie schaute auf den Boden und wieder zu mir. "Weißt du warum?"
Ich musste gar nicht darüber nachdenken, es war vermutlich der gleiche Grund, warum auch alle anderen Leute und hassten. "Meine Geschwister sind die ersten Vampire, die es je gab, sie haben sich viele Feinde gemacht. Und Werwölfe halten auch sonst nichts von Vampiren, sie hassen sich seit Vampire existieren."
"Aber mein Vater ist kein Werwolf, zumindest kein richtiger."
"Das vielleicht nicht, aber das macht keinen großen Unterschied. Werwölfe und Vampire sind schon immer Feinde gewesen."
"Warum?"
"Das ist eine lange Geschichte, ich erzähle sie dir irgendwann mal." Nik hatte mir vor ein paar Jahren davon erzählt, wie Mikael herausgefunden hatte, dass Nik nicht sein Sohn war und dann das gesamte Werwolfrudel aus dem Nachbarort umgebracht hatte, nicht ahnend, dass so ein jahrhundertelanger Krieg entstehen würde.
"Aber was im Moment wichtiger ist, wirst du dich von meiner Familie fernhalten?" Ich versuchte neutral zu klingen, um sie nicht zu einer Antwort zu zwingen, aber das war gar nicht nötig. "Nein", sagte Ashina entschlossen, "Mein Vater kann mir nicht sagen, mit wem ich befreundet sein darf und mit wem nicht. Nicht wenn er mir nicht mal sagen will warum."
Das erleichterte mich ungemein. Ashina war quasi meine beste Freundin (zwar auch meine einzige, aber was soll's), und ich wollte sie nicht verlieren. Erst recht nicht aus einem so lächerlichem Grund wie den Vorurteilen ihres Vaters. Aber vielleicht wäre es wirklich besser, wenn sie sich von mir fernhielt. Sicherer wäre es auf jeden Fall, aber ich konnte nicht die Kraft aufbringen es zu sagen. Ich rang eine Weile mit mir, doch dann erlöste mich der Gong, der die Pause beendete, von meinem inneren Konflikt. Zügig ging ich auf den Eingang zu.
DU LIEST GERADE
Adopted By The Mikaelsons
FanfictionSirena Mikaelson. Ein Name, der nicht all zu vielen Leuten bekannt ist. Sie ist die jüngste Schwester der Urfamilie, dreizehn Jahre alt, und eine mächtige Hexe. Zu mächtig. Ihre Kräfte hat sie oft nicht unter Kontrolle und braucht Hilfe. Freya block...