You Have To

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Keine zwanzig Minuten später standen wir vor der Haustür der Rivers. Ashina war gerade ja nicht da, deshalb würden wir ungestört mit ihrem Vater reden können.

Rebekah klingelte und nach etwa einer Minute öffnete Mr. Rivers. Als er uns jedoch erkannte, wollte er die Tür wieder zuschlagen, was ich aber verhinderte, indem ich meinen Fuß in den Türschlitz stellte.

"Wir müssen mit Ihnen reden", sagte ich, "Und Sie müssen uns zuhören."

"Es geht um Ashina", fügte Rebekah hinzu, "Können wir reinkommen?"

"Nein", sagte er entschieden, "Ich möchte nichts mit eurer gesamten Familie zu tun haben und Ashina soll sich auch von euch fern halten. Ihr alle bringt nichts als Gefahr."

"Das stimmt", gab ich zu, "Aber haben Sie sie mal gefragt, wie sie das sieht? Oder wie es ihr geht?"

"Was meinst du? Es geht ihr gut."

"Glauben Sie das wirklich? Sie hat sich in einen Werwolf verwandelt und nun wollen Sie ihr den Kontakt zu den einzigen Leuten, die ihr damit helfen können, verbieten. Sie wollen sie von ihrer besten Freundin trennen." Rebekah verschränkte die Arme. "Denken Sie am besten nach, bevor Sie etwas über ihre Tochter sagen. Eltern schätzen ihre Kinder oft falsch ein."

"Ich schätze sie nicht falsch ein, ich beschütze sie. Außerdem, Sie können mir ganz bestimmt nicht sagen, wie es meiner Tochter geht. Sie kennen sie nicht. Sie ist hart im Nehmen."

"Das heißt gar nichts", mischte ich mich ein, "Klar, Ashina ist stark, aber das ist sehr viel auf einmal. Also lassen Sie uns jetzt rein, damit wir in Ruhe reden können?"

"Ich werde keinen Vampir in mein Haus bitten", sagte er bestimmt.

"Rebekah wird Ihnen nichts antun", versprach ich.

"Genau. Sie sind es gar nicht wert, meine Energie darauf zu verschwenden, Sie zu verletzen."

"Also schön. Kommen Sie rein." Er ging zur Seite.

"Danke." Mit einem gefälschten Lächeln trat Rebekah hinter mir ins Haus und schloss die Tür. "Das war doch gar nicht so schwer."

"Also? Was ist mit Ashina los? Sirena, wieso denkst du, dass es ihr schlecht geht?", fragte Mr. Rivers während wir ins Wohnzimmer gingen. "Sie wirkt glücklich."

Ich ließ mich auf das Sofa sinken. "Glücklich wirken und glücklich sein sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Sie versucht sich abzulenken und tut so, als wäre alles in bester Ordnung, aber es ist ziemlich klar, dass das nur geschauspielert ist. Sie möchte bei dem Talentwettbewerb in der Schule mitmachen. Allein das ist schon sehr merkwürdig. Und dass sie sich dann auch noch so aufgedreht ist... Ist Ihnen das nicht aufgefallen?"

"Doch, aber ich habe mir nichts dabei gedacht. In dem Alter ist es doch normal, wenn sich die Persönlichkeit verändert."

"Aber nicht so drastisch und nicht so schnell. Ihre Tochter braucht Hilfe. Dringend", stellte Bekah klar, "Wenn Sie nicht wollen, dass Ashina daran zerbricht, reden Sie mit ihr oder Sie treiben einen Therapeuten auf, der vom Übernatürlichen weiß. Und Sie sollten ihr erlauben, selbst zu entscheiden, mit wem sie ihre Freizeit verbringt. Sie ist alt genug um zu wissen, was ihr gut tut und was nicht."

"Und jetzt kommen Sie nicht mit 'Aber eure Familie ist zu gefährlich'. Wir wissen, dass wir Feinde haben, und dass es nicht wenige sind. Fakt ist aber, dass sie längst wissen, dass Ashina uns etwas bedeutet. Und ob wir jetzt Zeit mit ihr verbringen oder nicht, sie werden sie als Druckmittel benutzen. Aber wir werden sie beschützen. Das ist es nämlich, was wir tun. Nichts anderes. Wir beschützen einander."

"Das ändert nichts daran, dass niemand von euch ein Mensch ist."

"Ja und?" Er brachte immer die gleichen schlechten Argumente. Unfassbar. "Ashina ist auch kein Mensch. Und Sie genau genommen auch nicht. Ein kleiner Unfall und Sie rennen nächsten Vollmond auf allen Vieren durch den Wald."

Er zuckte zusammen. Hatte er es endlich kapiert?

"Geht jetzt bitte", bat er, "Ich habe gehört, was ihr sagen wolltet."

"Denken Sie darüber nach", meinte Rebekah, "Es geht immerhin um Ihre Tochter."

"Ich weiß."

"Gut."

Wieder Zuhause angekommen hatte mich die Frage, ob Mr. Rivers sich unsere Worte wirklich durch den Kopf gehen ließ, nicht losgelassen. Ich hoffte es, ich hoffte es wirklich. Gleichzeitig hatte ich jedoch auch Angst, dass Ashina sauer werden könnte, weil wir mit ihrem Vater geredet hatten. Aber es war das beste für sie, und irgendwann würde sie das einsehen.

"Mach dir keine Sorgen", meinte Rebekah, die neben mir im Wohnzimmer saß, "Es wird sich schon alles klären."

"Ich hoffe, du hast recht."

"Ich habe immer recht."

"Du bist einfach nur alt. Alte Leute wissen nunmal mehr."

"Seit wann bist du so frech? Du verbringst eindeutig zu viel Zeit mit Kol."

Ich lehnte mich nach hinten. "Das liegt nicht nur an ihm. Außerdem, er ist in letzter Zeit sowieso nie Zuhause, was sollte ich da bei ihm abschauen?"

"Stimmt auch wieder. Hast du eigentlich rausgefunden, wo er hingeht? Mir sagt er es nicht."

"Jap, ich weiß es. Aber er hat mich gebeten, es niemandem zu verraten. Also sorry, aber du musst es selbst herausfinden."

"Also schön. Anderes Thema. Wann haben du und Ashina gedacht, dass ihr anfangt, für den Wettbewerb zu üben? Freitag müsste doch passen, oder?"

"Ja, ich schätze..." Mist. Freitag passte doch nicht. Egal, dann würde ich das Treffen mit Kian eben absagen, es war sowieso eine blöde Idee. "Ja, doch, das müsste gehen. Ich glaube, Ashina hat auch Zeit."

"Nein, nein, nein. Du wolltest gerade was anderes sagen. Was ist am Freitag?"

Scheiße, jetzt musste ich es ihr sagen. Konnte mich bitte jemand erschießen? "Nichts besonderes. Kian hat mich gefragt,  ob wir ins Kino wollen. Aber ich dachte sowieso, dass ich absage."

"Wieso solltest du absagen? Geh hin! Du hast ein Date."

"Es ist kein Date", verbesserte ich, "Glaube ich zumindest. Außerdem kenne ich ihn gar nicht. Was, wenn er ein Idiot ist?" Okay, das vermutlich nicht, immerhin hatte er mich Annabelle gegenüber verteidigt, aber trotzdem.

"Dann findest du das am Freitag heraus. Ein menschlicher Freund würde dir guttun, ob ihr jetzt ein Paar werdet, oder nur Freunde. Hauptsache, du lebst ein halbwegs normales Teenager Leben. Du kannst dich nicht die ganze Zeit nur mit uralten Vampiren rumschlagen."

"Doch, kann ich. Das mache ich doch schon mein Leben lang."

"Geh trotzdem hin. Wer weiß, vielleicht ist er ja nett."

"Also schön. Aber wenn es eine Vollkatastrophe wird, bist du schuld."

Adopted By The MikaelsonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt