Plans

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Den restlichen Tag mied Ashina mich weiterhin. Oder ich sah sie bloß nicht, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, mich vor Kian zu verstecken, obwohl ich nicht wusste, warum. Er hatte mich nur gefragt, ob wir ins Kino gehen wollte, das war doch keine große Sache. Ich kannte ihn ja nicht mal, warum dachte ich also überhaupt darüber nach? War es wegen all den Filmen, die ich mir mit Bekah angesehen hatte? Mutierte ich jetzt etwa zu einer der Teenie-Romanzen-Dramaqueens? Hoffentlich nicht.

Jedenfalls hätte ich mir überhaupt keine Sorgen machen müssen, denn den ganzen Tag über hatte ich den Rothaarigen nicht ein einziges Mal gesehen. Und das war gut. Ich hasste solche Gespräche, bei denen ich nicht verstand, worum es ging.

"Ich bin Zuhause!", rief ich, nachdem ich in den Flur getreten war. Eigentlich war es unnötig, das zu sagen, denn meine Geschwister hörten mich sowieso, aber irgendwann hatte ich es mir angewöhnt und seit dem machte ich es einfach.

''Bist du geflogen?'', fragte Rebekah, ''Oder warum bist du sonst so früh hier?''

''Ähm...'' Ich wollte ihr nicht unbedingt sagen, was passiert war. Sie würde eine riesen Sache daraus machen, und das war es ganz bestimmt nicht. ''Ashina kommt nachher vorbei, und ich möchte davor noch meine Hausaufgaben machen.''

''Sie war also wieder in der Schule? Wie geht es ihr?'' Das Thema war schonmal gewechselt, gut.

''Na ja, sie sagt es geht ihr gut, aber es ist ziemlich offensichtlich, dass es noch fast genau so schlimm ist wie vor einer Woche. So langsam glaube ich, das wird sich gar nicht mehr ändern."

"Irgendwann wird es das, keine Sorge. Sie ist nur noch ein bisschen überfordert von allem. Vor ein paar Monaten wusste sie ja noch nicht mal, dass es Werwölfe gibt und dann die Verwandlung. Gib ihr einfach noch ein bisschen Zeit."

"Ich versuche es doch. Aber sie quält sich die ganze Zeit und es ist scheiße, dass ich ihr nicht helfen kann. Ich fühle mich nutzlos", gab ich zu, "Nicht mal den Mondlichtring hab ich fertig und in drei Wochen ist wieder Vollmond."

"Du bist nicht nutzlos", versicherte Rebekah, "Das ist einfach eine Sache, die sie allein machen muss. Niemand kann ihr helfen, es zu akzeptieren, das ist allein ihre Entscheidung. Du kannst ihr bloß helfen, damit umzugehen und sich abzulenken."

"Vielleicht hast du recht", seufzte ich, "Das mit der Ablenkung scheint zumindest eine gute Lösung zu sein. Ashina will jetzt nämlich sogar bei diesem Talentwettbewerb an der Schule mitmachen."

"Und du machst auch mit?"

"Sie hat mich darum gebeten, ja."

"Das ist fantastisch!"

"Wirklich? Dann kannst du ja mitmachen."

"Ich gehe nicht auf die Schule. Außerdem, was findest du daran so schrecklich, anderen zu zeigen, was du kannst?", fragte sie.

"Keine Ahnung. Wahrscheinlich einfach die Chance, dass etwas schiefgehen könnte und mir Annabelle das die ganze Zeit unter die Nase reiben würde." Darauf hatte ich wirklich keine Lust.

"Es wird schon nichts schiefgehen. Und selbst wenn, ihr schafft es schon, irgendwie zu improvisieren. Ihr macht Musik, oder?"

Ich nickte. "Wahrscheinlich schon, ja."

"Na also. Wenn Annabelle irgendwas versucht, singst du sie einfach in den Tod."

Das brachte mich ein wenig zum Lachen. "Ich bin leider keine Sirene."

"Du singst aber wie eine. Diese diabolische kleine Kopie ihrer Mutter kann gar nichts dagegen sagen. Und wenn du und Ashina wollt, helfe ich euch bei eurem Auftritt."

"Gern. Ich weiß nämlich nicht, ob wir das allein hinkriegen würden. Wir haben beide keine Ahnung von sowas."

"Dafür hat man uralte große Schwestern. Ich hab sowas schon öfters gemacht, das wird schon, glaub mir."

"Das wundert mich nicht. Es passt auf jeden Fall zu dir. Warum machst du sowas nicht eigentlich als Job?" Das hatte ich mich schon öfters gefragt. Meine Geschwister hatten alle unendlich viel Zeit und niemand von ihnen arbeitete. Sie brauchten das Geld zwar nicht, aber es würde ihnen bestimmt Spaß machen, ein wenig wie normale Menschen zu leben. Etwas Abwechslung von Mord und Todschlag war manchmal ganz nett.

"Wieso sollte ich? Wenn ich etwas plane, dann nur für diese Familie. Menschen haben zu viele Sonderwünsche. Am Ende landet noch jemand tot im Wald und das wäre nicht so vorteilhaft."

"Da hast du auch wieder recht." Manchmal ging ihr Temperament einfach mit ihr durch. Das war so ein Mikaelson Ding.

"Natürlich hab ich recht. Und jetzt komm, du musst was essen, bevor ihr mit dem Proben anfangt."

"Wir sollen jetzt schon proben? Wir haben doch noch ein paar Wochen Zeit? Müssen wir nicht erst ein Lied aussuchen oder sowas?"

"Das kommt später", meinte Rebekah, "Erst müssen wir rausfinden, welche Art Musik euch liegt."

Das konnte ja spaßig werden.

Vier Stunden später hatten wir es endlich geschafft und uns zu entschieden, welche Art Lied wir spielen würden. Ashina und ich hatten bestimmt zwanzig Lieder ausprobiert und waren danach zu dem Entschluss gekommen, dass wir ein langsames Lied brauchten. Kein extrem Langsames, aber ein Ruhiges, das war einfacher und klang besser. Außerdem war es sicher schwierig, einen Rocksong am Klavier zu spielen, der normalerweise nur aus Schlagzeug und Gitarren bestand. Ein bestimmtes Lied hatten wir aber noch nicht ausgesucht, die Zeit war einfach zu knapp.

Ashina konnte nämlich nicht sehr lange bleiben, da ihr Vater nicht wollte, dass sie Zeit mit meiner Familie verbrachte. Sie sollte sich menschliche Freunde suchen, die sie nicht in Lebensgefahr brachten. Also hatte sie sich mit einem Mädchen aus der Parallelklassen verabredet und war nun mit ihr in Mystic Grill.

Das tat weh. Nicht, weil sie sich mit jemand anderem traf, sondern weil ihr Vater uns einfach so als unmenschliche Monster abstempelte, von denen man sich fernhalten musste. Es war einfach verrückt! Wir hatten überhaupt nichts getan, was ihn das denken lassen könnte. Er sagte das lediglich wegen dem Ruf des Namen Mikaelson.

"Ich werde mit ihrem Vater reden", meinte Rebekah, nachdem Ashina gegangen war, "Das kann so nicht weitergehen. Sie ist traumatisiert und ich glaube nicht, dass er irgendwas tut, um ihr zu helfen."

"Denkst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?", fragte ich.

"Nein. Aber welche Wahl haben wir denn? Wir können sie ja nicht manipulieren, es zu akzeptieren und er ist ihr Vater. Er muss zumindest versuchen, ihr zu helfen. Und wenn er das schon nicht tut soll er ihr wenigstens die Möglichkeit geben, dass wir ihr helfen. Allein kann sie das nicht schaffen."

"Ich weiß. Aber er wird dir nicht zuhören. Wahrscheinlich lässt er dich gar nicht erst ins Haus", gab ich zu bedenken.

"Vielleicht. Aber das heißt nicht, dass ich es nicht zumindest versuchen kann. Und du kommst am besten mit, dich kann er nämlich nicht aussperren."

"Okay. Wann gehen wir los?"

Adopted By The MikaelsonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt