Was zum Teufel zog man an, wenn man mit jemandem, den man kaum kannte, ins Kino ging? Und wieso zur Hölle fragte ich mich das? Es war immerhin nichts Besonderes. Meine Güte, diese ganzen Filme färbten echt ab. Seit wann machte ich mir solche Gedanken über mein Outfit?
Genervt durchwühlte ich meinen Kleiderschrank. Warum müsste ich auch so viele Klamotten haben? Es war zum verrückt werden. Am liebsten würde ich Kian einfach absagen, aber jetzt war es dafür schon zu spät. In einer halben Stunde musste ich schon am Kino sein. Und einfach nicht auftauchen, das könnte ich auch nicht bringen.
"Scheiß drauf", murmelte ich. Ich würde nicht zu einem dieser Mädchen mutieren, die stundenlang überlegten, was Sie anziehen sollten. Nein, das war nicht ich. Also tauschte ich die graue Jogginghose gegen eine lockere Jeans und ließ den schwarzen Pulli, den ich schon den ganzen Tag trug, einfach an.
Nachdem ich noch Stiefel und eine Jacke angezogen, und einen Rucksack mit Geld und Handy darin aufgesetzt hatte, machte ich mich auf den Weg zum Kino. Es war nicht sehr weit, deshalb konnte ich laufen und war nicht den vielen Fragen von Rebekah, mittlerweile aber auch Kol, ausgesetzt. Dieser hatte nämlich von dem Treffen erfahren und rächte sich jetzt dafür, dass ich die Sache mit ihm und Bonnie Bennett nicht ruhen gelassen hatte.
Als ich am Kino ankam, wartete Kian bereits. ''Du bist gekommen'', sagte er ein wenig überrascht.
''Ja, wieso sollte ich nicht hier sein?'', fragte ich. Hatte er wirklich gedacht, dass ich einfach nicht auftauchen würde? Wer auch immer sowas tat, war wirklich das letzte. Absagen ja, aber einfach nicht auftauchen? Das würde ich nie tun.
''Na ja, ich war mir nicht sicher, ob du vielleicht doch irgendwas Wichtigeres machst?''
''Etwas Wichtigeres?'' Ich zog eine Augenbraue hoch. ''Was meinst du damit?''
''Du gehst so oft nicht in die Schule und ich glaube nicht, dass du ständig krank bist. Und deine Familie ist allgemein etwas... Ach egal. Sollen wir reingehen?''
''Meine Familie ist was?'' Wusste er etwas? Aber woher? Seine Familie hatte nichts mit dem Übernatürlichen zu tun.
''Etwas speziell. Das ist nicht böse gemeint, aber ihr seid ein wenig seltsam. Keine Eltern, extrem reich, alle ziemlich jung'', zählte er auf.
Bei seiner Aussage, dass wir alle ''ziemlich jung'' waren, hätte ich fast laut losgelacht, aber ich riss mich zusammen. ''Meine Geschwister sind erwachsen und sie haben seit Jahren nichts mehr mit ihren Eltern zu tun.'' Zum Glück. Ich wollte aber nicht sagen, dass Esther und Mikael tot waren, denn die beiden ließen sich einfach nicht endgültig umbringen. Sie waren wie Kakerlaken. ''Und ich hab, bis ich drei war, in einem Waisenhaus gelebt, also nehme ich stark an, dass meine Eltern tot sind. Keine große Sache also.'' Es störte mich nicht, keine Eltern zu haben, ich kannte es nicht anders, außerdem hatte ich ja meine Geschwister.
''Oh. Ich wollte dir nicht zu nahe treten, tut mir leid.''
''Ist schon in Ordnung'', winkte ich ab, ''Wenn man so darüber nachdenkt, ist meine Familie wirklich seltsam. Aber hey, wenn ich sage, ich werde da sein, dann komme ich auch.'' Zumindest wenn ich nicht gerade entführt wurde, oder fast blutleer am Straßenrand lag. Ich sollte wirklich mal eine Liste führen, wie oft ich von Vampiren angegriffen wurde, und was die längste Zeit ohne Angriff war. Das wäre mal witzig zu wissen.
''Okay, sollen wir jetzt reingehen? Die meisten Filme fangen gleich an.''
''Klar.''
Drei Stunden später verließen wir das Kino bereits wieder. Ohne lange diskutieren zu müssen, hatten wir uns für einen Actionfilm entschieden, das keiner von uns Romanzen leiden konnte. Das machte Kian gleich sympatisch.''Also, hast du Lust, noch in den Mystic Grill zu gehen?'', erkundigte er sich.
''Ja, warum nicht?'' Rebekah hatte recht, es machte wirklich Spaß, mal Zeit mit einem Menschen zu verbringen und von dem ganzen Drama in der übernatürlichen Welt wegzukommen. Nicht, dass ich das ihr gegenüber zugeben würde, aber es war wirklich so.
Da der Grill nicht weit weg war, liefen wir, und unterhielten uns währenddessen über den Film. Es war einer dieser Filme, die wenig Inhalt, und viele Schießereien hatten, aber es war ganz witzig gewesen, vor allem, weil ich sehr viele Fehler in der Darstellung der Tode gefunden hatte. Diese hatte ich natürlich nicht laut gesagt, denn das wäre schon besorgniserregend gewesen. Aber manchmal hatte ich mich echt zurückhalten müssen, wenn jemand, der die Wunden unmöglich überleben konnte, einfach weiterlief, oder jemand, der eigentlich noch am Leben sein sollte, unter großem Drama verstarb. Aber na ja, es gab wesentlich schlimmere Filme.
Es dauerte nicht lang, da waren wir in dem Lokal angekommen und ich wäre gerne sofort wieder umgekehrt. ''Mist.''
''Was ist los?'', fragte Kian
''Mein Bruder'', seufzte ich. Jetzt war es sowieso zu spät, Nik hatte uns auf jeden Fall bemerkt. Und zu allem Übel saß auch noch Damon neben ihm. Blieb nur zu hoffen, dass das nicht in einem Kampf endete.
''Sollen wir gehen?'', schlug der Rothaarige vor.
''Nein, jetzt ist es eh schon zu spät. Wir müssen einfach hoffen, dass er sich nicht entscheidet, zu uns zu kommen.''
''Wieso das?''
''Kennst du es, wenn Eltern übervorsichtig sind, wenn sie denken, du hast ein Date?''
''Ja...'', sagte er gedehnt.
''Nik hat dieses Konzept quasi entwickelt. Nur ist er halt der überbesorgte Bruder.''
''Oh, das ist...''
''Nervig?'', beendete ich seinen Satz.
''Auch. Aber ist es nicht schön zu wissen, dass jemand auf einen aufpasst?''
''Schon, aber sagen wir es so, er übertreibt manchmal ein wenig.''
''Inwiefern?''
''Das willst du gar nicht wissen'', sagte ich ehrlich. Es würde ihm nur unnötig Angst machen und gleichzeitig verraten, dass meine Geschwister tausend Jahre alt waren. Er musste nicht unbedingt wissen, dass Niklaus eine ganze Weile lang jeden von Rebekahs Verehren umgebracht hat.
''Also gut. Sollen wir bestellen?''
''Ja, ich gehe nur noch schnell aufs Klo.'' Ohne eine Antwort abzuwarten, stand ich auf und ging in Richtung der Toiletten. Als ich jedoch um die erste Ecke gebogen war, sodass Kian mich nicht mehr sehen konnte, blieb ich stehen. Ich wollte Nik einfach bitten, uns in Ruhe zu lassen.
Ich holte mein Handy aus der Tasche, damit es nicht ganz so komisch wirkte, sollte jemand vorbeilaufen. ''Nik'', sagte ich, ''Ich weiß du hörst mich.'' Wie ich es hasste, ihn nicht hören zu können. ''Kian ist nur ein Freund, verstanden? Mach keinen Aufstand, okay? Und versuch, Damon nicht in aller Öffentlichkeit umzubringen, auch wenn er die nervigste Person auf diesem Planeten ist.'' Der letzte Satz war extra für den Vampir.
Nachdem ich fertig gesprochen hatte, legte ich mein Handy zurück in die Tasche und wartete zwei Minuten, bevor ich zurück zu Kian an den Tisch ging. Glücklicherweise saß Niklaus noch immer an der Bar. Glück gehabt.
Nach einer halben Stunde verließ mein Bruder endlich das Lokal. Vielleicht war er auch schon früher gegangen und ich hatte es nicht mitbekommen, aber das war egal. In den letzten Minuten hatte ich mich mehr auf die Unterhaltung mit Kian konzentriert. Gerade ging es um unsere Interessen.''Also, du spielst Gitarre und singst'', zählte ich auf, ''Machst du auch bei dem Wettbewerb in der Schule mit?''
''Ja. Zumindest ist das bis jetzt der Plan. Und du? Du singst doch auch.''
''Eigentlich will ich nicht, aber Ashina hat mich gebeten, mit ihr zusammen aufzutreten. Aber normalerweise singe ich eher für mich. Zu viele Menschen machen mich nervös'', gab ich zu.
''Das kenne ich. Aber du darfst dir darüber einfach keine Gedanken machen, dann geht das. Ignorier die Leute einfach und stell dir vor, du singst allein. Das hilft meistens.''
''Danke für den Tipp.'' Ich lächelte. ''Ich werd's mir merken.''

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Adopted By The Mikaelsons
FanfictionSirena Mikaelson. Ein Name, der nicht all zu vielen Leuten bekannt ist. Sie ist die jüngste Schwester der Urfamilie, dreizehn Jahre alt, und eine mächtige Hexe. Zu mächtig. Ihre Kräfte hat sie oft nicht unter Kontrolle und braucht Hilfe. Freya block...