Der nächste Morgen war ein Montag. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, verschlief ich auch noch und musste mich mehr beeilen, als mir um diese Uhrzeit lieb war. Gerade noch rechtzeitig schlüpfte ich vor Mr. Monroe ins Klassenzimmer und ließ mich auf meinen Platz fallen.
Als ich mein Buch aus der Tasche holen wollte, hielt ich inne. Vorne in der ersten Reihe saß Ashina. Sie drehte sich jedoch nicht um, auch nicht, als ich, während Mr. Monroe wegschaute, Papierkügelchen nach ihr warf. Ich brauchte irgendein Zeichen, wie es ihr ging. Aber es kam keins. Sie konzentrierte sich so sehr auf dem Unterricht, dass sie absolut nichts anderes mitbekam.
Nach zwanzig Minuten gab ich es auf. Sie würde mich nicht beachten. Ich musste mich wohl oder übel bis zum Ende der Stunde gedulden. Verdammt.
Als es zur Pause klingelte, sprang Ashina blitzschnell auf und ging zur Tür, doch ich schaffte es, sie einzuholen. "Hi", sagte ich, "Wie geht's dir?"
"Gut", meinte sie und lächelte, "Wieso auch nicht?"
Da stimmte etwas nicht. "Bist du sicher? Du hast dich die ganze Woche nicht gemeldet. Ist wirklich alles okay?"
"Ja, hab ich doch gesagt. Ich war bloß krank, keine große Sache. Hey, du erinnerst dich doch an diesen Talentwettbewerb, oder? Wie wäre es, wenn wir da mitmachen?"
Das ganze wurde immer komischer. Erstens, konnten Werwölfe nicht krank werden, das wussten wir beide, also warum log sie mich an, und zweitens... "Du hast doch immer gesagt, das ist nichts für dich. Und dass du nie mitmachen wollen würdest."
"Ich hab meine Meinung geändert", verkündete sie, "Ich möchte ein möglichst normales Leben führen, und da gehören solche Schulveranstaltungen eben dazu."
"Ashina, du musst nicht so tun, als wäre alles in Ordnung", versicherte ich, "Es ist okay, wenn du Hilfe brauchst. Niemand erwartet, dass du so weiter machst, wie sonst."
"Doch, und zwar ich. Ich kann mich nicht ewig verkriechen und darauf warten, dass alles einfach vorbei ist." Sie öffnete die Tür, die nach draußen führte, und vergrub die Hände in ihren Jackentaschen. "Also, machen wir mit? Ein bisschen Normalität tut uns beiden gut."
"Wenn du das wirklich willst, von mir aus", meinte ich. Zwar hasste ich solche Veranstaltungen, weil man von allen Leuten angestarrt wurde wie ein Tier im Zoo, aber Ashina zu Liebe würde ich es tun. Es wäre wirklich eine gute Ablenkung.
"Sehr gut. Ich melde uns nach der Schule an und dann treffen wir uns irgendwann mittags. Habt ihr ein Klavier Zuhause?"
So übermotiviert kannte ich sie gar nicht. Es war verdammt schwer zu sagen, ob sie sich wirklich so auf den Wettbewerb freute, oder ob sie so eine gute Schauspielerin war. Ich vermutete aber eher letzteres. "Ja, haben wir. Elijah spielt manchmal."
"Okay. Treffen wir uns dann nachher bei dir? Ich glaube nämlich nicht, dass Dad es so gut finden würde, wenn du zu uns kommst."
"Er hasst meine gesamte Familie, ich weiß. Kein Problem, bei uns passt es. Außerdem wird Rebekah sich wahrscheinlich sowieso zur Managerin ernennen und helfen, alles zu planen." Ich vermutete, dass meine Freude um einiges gefälschter klang, als ihre, aber ich würde sie bei ihrem Plan unterstützen, egal wie wenig er mir gefiel.
"Alles klar. Sehen wir uns dann nach der Schule? Gegen 14 Uhr?"
"Okay."
"Perfekt. Bis dann!" Und schon verschwand sie wieder.
Was war das denn bitte? Kurz überlegte ich, ihr nachzugehen, doch sie brauchte offensichtlich etwas Abstand und den wollte ich ihr gewähren. Die ganze Verwandlungssache hatte ihr noch mehr zugesetzt, als ich angenommen hatte. Umso wichtiger, dass das mit dem Mondlichtring schnell klappte.
"Hey, Sirena, richtig?", ertönte da eine Stimme hinter mir.
Verwundert drehte ich mich um und entdeckte einen Jungen, der ein Stück größer war, als ich und durch sein rotes Haar ziemlich auffällig aussah. Sein Name war Kian und er stammte ursprünglich aus Irland, mehr wusste ich über ihn auch nicht. Er war zwar in meinem Alter, hatte aber eine Klasse wiederholt und war deshalb eine Stufe unter mir. Das einzige Mal, als ich etwas mit ihm zu tunngehabt hatte, war, als er Annabelle und ihren Klonen damals gesagt hatte, dass sie verschwinden sollten.
"Hi, ähm, ja, die bin ich", meinte ich verwirrt. Was wollte er von mir?
"Hi", sagte er erneut und holte mich ein, "Ich bin Kian."
"Ich weiß", meinte ich. Sehr gut gemacht, das klingt vollkommen normal. Überhaupt nicht nach Stalker.
"Oh, okay. Ich wollte dich fragen, ob du am Freitag schon was vor hast."
"Wieso das?" Ich konnte förmlich hören, wie Rebekah sich die Hand gegen den Kopf schlug. Ich war wirklich gut in sowas.
"Na ja, ich dachte mir, vielleicht können wir was zusammen unternehmen. Ins Kino gehen oder so."
"Wir kennen uns doch kaum." Das wurde ja immer besser. Mittlerweile wollte ich am liebsten meinen Kopf gegen eine Wand schlagen. Unfähiger, eine Konversation zu betreiben, konnte man echt nicht sein.
Unsicher verlagerte er sein Gewicht vom einen Fuß auf den anderen. "Dann könnte das doch eine gute Chance sein, uns kennen zu lernen", meinte er, "Natürlich nur, wenn du möchtest."
Konnte mich bitte jemand erschießen? Fragte er mich gerade wirklich nach einem Date? Scheiße, was sollte ich machen? Was taten die Leute in diesen Romanzen immer, die Bekah so mochte? Ach ja! "Klar, warum nicht?"
Falsche Antwort, falsche Antwort. Ich konnte doch nicht mit Kian auf ein Date gehen! Ich konnte mit niemandem auf ein Date gehen!
"Dann treffen wir uns am Freitag um 17 Uhr am Kino?", schlug er vor, "Und danach können wir was essen gehen."
Nein. Nein, ich blieb lieber Zuhause. "Klingt gut." Was tat ich denn da?
"Okay, dann sehen wir uns am Freitag."
"Bis dann."
Als er außer Sichtweite war klatschte ich mir doch gegen die Stirn. Warum hatte ich das alles gesagt? Wieso hatte es mich so sehr überfordert, dass mich jemand nach einem Date gefragt hatte? Und wieso zur Hölle hatte ich nachgeplappert, was in diesen dämlichen Filmen gesagt wurde?
Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte ein Date. Mit Kian. Was hatte ich mir dabei nur gedacht? Ich wollte einfach nur noch im Erdboden versinken.
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Adopted By The Mikaelsons
FanfictionSirena Mikaelson. Ein Name, der nicht all zu vielen Leuten bekannt ist. Sie ist die jüngste Schwester der Urfamilie, dreizehn Jahre alt, und eine mächtige Hexe. Zu mächtig. Ihre Kräfte hat sie oft nicht unter Kontrolle und braucht Hilfe. Freya block...