Staying Home

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Die nächsten Tage waren schlimm. Mein Bein tat weh, es war angeschwollen und hatte verschiedenste Farben zwischen Grün und Lila angenommen. Wenigstens waren Übelkeit und Bauchschmerzen schnell verschwunden, aber jeder einzelne Schritt war eine Qual.

Meine Geschwister hatten mehrfach versucht, mich dazu zu bringen, mich heilen zu lassen, aber ich weigerte mich strikt. Bloß keine Schwäche zeigen.

Doch ich kam nicht darum herum, einen Tag zu Hause zu bleiben, um mich ein wenig zu erholen. Dafür hatte Freya die tolle Idee, mit mir einige Zauber zu üben. Im Angesicht dessen, dass meine Kräfte mit dem zu Ende gehenden Bann, der die Magie schwächte, war das nicht der beste Vorschlag.

"Warum müssen wir das schon weder machen?", fragte ich genervt, während Freya die Kerze im Keller hinstellte.

"Damit du es lernst und dich verteidigen kannst, das weißt du." Natürlich wusste ich das, das sagte sie mir schon seit zehn Jahren, doch ich verstand den Sinn dahinter noch immer nicht. Ich wurde nicht besser, kein bisschen. Manchmal fragte ich mich, warum Freya sich überhaupt noch mit einem so hoffnungslosen Fall beschäftigte.

"Ich will in die Schule", seufzte ich. Alles war besser, als den Keller in Flammen zu setzen. Wieder einmal.

''Du kannst kaum laufen, so kannst du nicht in die Schule."

"Wie oft muss ich es noch sagen? Es geht mir gut!"

"Du kannst es so oft sagen, wie du willst, bevor du nicht normal laufen kannst, gehst du nicht in die Schule", sagte Freya entschieden und schien das Thema damit beenden zu wollen. Ich war aber noch nicht fertig.

"Ihr könnt mich nicht ewig Zuhause lassen, ich verpasse doch den ganzen Unterricht." Das war ein schlechtes Argument, aber ich wollte wirklich lieber in die Schule gehen, als versuchen zu praktizieren.

Innerlich verfluchte ich mich selbst, weil ich so verdammt stur war und mich nicht heilen ließ aber jetzt würde ich auch nicht mehr nachgeben. Ich hatte eine Salbe aufgetragen und es war schon besser geworden, weshalb ich mit etwas Glück vielleicht schon morgen wieder in die Schule konnte.

"So schlimm ist das nicht. Wir können dich auch Zuhause unterrichten", meinte Freya, was mich sofort den Kopf schütteln ließ. "Nein, lieber nicht." Ich liebte meine Geschwister, aber Zuhause unterrichtet werden, stellte ich mir schlimm vor. Man konnte dann ja gar nicht zur Ruhe kommen. Da ging ich lieber in die Schule.

"Gut, dann üben wir jetzt noch mal mit der Kerze."

Ich legte genervt den Kopf in den Nacken.

Ewigkeiten später war meine Schwester endlich zufrieden und ließ mich nach oben gehen. Wie sonst auch hatte es gar nicht gut geklappt, aber ich schob es auf den Zauber, der mur half, noch zu kontrollieren und der bereits nachgelassen hatte. Am Wochenende würden wir ihn erneuern und dann würde es wieder besser sein.

Müde warf ich mich aufs Bett und holte das Buch, das ich gerade las, vom Nachttisch. House of Night - Gezeichnet, ein Buch über ein sechzehnjähriges Mädchen, das zum Jungvampyr wird und auf eine spezielle Schule für Vampyre muss, um nicht zu sterben. Ich liebte das Buch und daher war es gut, dass die Reihe 12 Bände hatte und ein paar Spin Offs. Schnell versank ich in Zoey Redbirds Geschichte voller Gefahr, Probleme und alter Magie, und bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging.

Erst als mein Magen gegen Abend anfing zu knurren, blickte ich auf. Mittlerweile war ich bereits beim zweiten Band, Betrogen, angelangt. Ich legte das Lesezeichen, ein zerknittertes Stück Papier, das ich vollgekritzekt hatte, ins Buch und ging nach unten. Sobald ich die Tür geöffnet hatte, schlug mir schon der Geruch von Gemüseauflauf entgegen.

Ich lief die Treppe herunter, wohl darauf bedacht, möglichst wenig zu humpeln. Meine Geschwister würden es sonst hören. Als ich in die Küche kam, holte Elijah gerade den Auflauf aus dem Backofen und stellte ihn auf den Tisch.

"Könntest du den Tisch zu Ende decken?", bat er mich, "Ich gebe den anderen Bescheid.''

''Klar'', nickte ich und holte Teller aus dem Schrank, während mein Bruder den Raum verließ.

Ich war gerade fertig geworden, da kamen auch schon Kol, Rebekah und Elijah wieder. Nik und Freya waren bei den Salvatores, um einen Waffenstillstand zu besprechen, der sowieso nicht einzuhalten war. Im Grunde war es sinnlos.

Nach dem Essen saß ich mit Kol im Wohnzimmer und wir schauten uns eine Horrorfilm an, der aber ziemlich langweilig war, und höchstens ein Kleinkind erschrecken könnte. Elijah würde uns aber trotzdem umbringen, wenn er uns erwischen würde. Immerhin war der Film ab 18 und ich somit noch ein paar Jahre zu jung.

"Hast du Lust, dich morgen ein bisschen verprügeln zu lassen?", fragte ich den Braunhaarigen, der sich daraufhin zu mir umdrehte. "Du willst mich verprügeln?", lachte er, "Ich bin stärker als du, Kleines. Außerdem glaube ich nicht, dass es mit deinem Bein so gut ist, zu trainieren."

"Meinem Bein geht es schon viel besser", widersprach ich nur halb gelogen. Es tat nicht mehr so weh, wie am Anfang, aber geheilt war es deshalb nicht. "Morgen gehe ich wieder in die Schule und danach können wir trainieren. Außer du hast etwas anderes vor."

"Nein, ich hab Zeit", meinte er, "Aber ich bin mir trotzdem nicht ganz sicher, ob das deinem Bein gut tun würde."

Das würde es garantiert nicht. Ich verdrehte die Augen. "Ich werd's schon überleben, keine Angst." Ich musste einfach mal wieder raus kommen und mich bewegen.

"Na schön, aber sollte ich merken, dass es dir auch nur im geringsten nicht gut geht, hören wir auf."

"Alles klar, Dracula", nickte ich. Ich würde es schon schaffen, mir nichts anmerken zu lassen. Schließlich hatte ich schon um einiges Schlimmeres ausgehalten. Was war da schon das bisschen Fußschmerzen?

Adopted By The MikaelsonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt