Kapitel 28

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Erwin Pov

Hange saß in einem Krankenbett und trug einen dicken Verband um den Kopf. Sie war ziemlich blass im Gesicht. Rico hatte sie aus dem Hinterhalt angegriffen und ihr mit einem bis jetzt nicht ermittelten Objekt gegen den Kopf geschlagen.  Neben der Platzwunde hatte sie noch eine mittelschwere Gehirnerschütterung, aber so wie Hange nunmal war, spielte sie alles runter. Levi war noch nicht im Krankensaal aufgetaucht. Wir hatten Rico in eine Zelle gesperrt. Auf unserem Gelände befanden sich immer zwei drei Militärpolizisten, die bei uns Stationiert waren falls etwas akutes passierte wo es schnell gehen musste. Levi hatte diese aufgesucht und zeigte ihnen grade die Beweise vor um durchzusetzen das Rico weit weggesperrt wurde. Mit etwas Glück musste sogar der gesamte Mauerkult dran glauben, aber das hielt ich eher für unwahrscheinlich. Ohne Levi wollte ich noch nicht anfangen zu Berichten was passiert war. Er konnte das einfach besser erzählen schließlich war er derjenige der die Beweise gefunden hatte, während Mike und ich Schach spielten und Hange bewusstlos irgendwo am Boden lag. Ich fühlte mich wirklich schlecht deswegen.

Etwas außer Atem betrat Levi schließlich das Zimmer. Sofort richteten sich Mikes, Hanges und mein fragender Blick auf ihn. Besorgt trat er schnellen Schrittes an Hanges Bett. „Heilige Scheiße Hange gehts dir gut?" In seinen Augen flackerte leichte Panik. Manchmal vergaß ich wie wichtig Hange für Levi war. Früher war ich mal sehr Eifersüchtig auf Hange, aber mittlerweile wusste ich, dass ihre Beziehung rein freundschaftlich war. Eine sehr sehr enge Freundschaft. „Passt schon. Jetzt hau schon raus. Was ist passiert!" Aufgeregt sah Hange Levi an. Er vergewisserte sich noch einmal kurz das es Hange wirklich einigermaßen gut ging und erzählte dann Mike und Hange die Geschichte die er mir bereits in Kurzfassung erzählt hatte.
„Er wollte Erwin vergiften. Fucking vergiften." Schloss Levi seine Rede und Mike und Hange sahen ihn schockiert an. „Ach du meine Güte...und wie gehts jetzt weiter?" fragte Mike nach einer kurzen Pause des ungläubigen schweigendes. „Die Militär Polizei nimmt ihn mit. Der Mauerkult hat scheiße gebaut, das sehen selbst die inkompetenten Militärpolizisten ein. Der Mauerkult wird leider nicht komplett zur Rechenschaft gezogen, aber sie versuchen rauszukriegen wer dieser ominöse X ist der den Brief geschrieben hat, Was im Kontext soviel heißt wie, wir werden es niemals erfahren weil die Polizei einfach nur faul ist und dafür keinen Finger krumm tun wird. Wenn ihr mich fragt ist sowieso klar wer dahinter steckt...Aber Rico ist weg, wir haben die blöde Unterschrift also ist alles gut wir brauchen uns keine Gedanken mehr machen. Die Mauer freaks können uns nichts mehr anhaben." Wir nickten alle erleichtert und einen Moment hing jeder seinen Gedanken nach. „Ihr wisst was das heißt oder?" sagte ich feierlich. „Unserer Mission steht nichts mehr im Weg. Wir können bald los!" schloss ich feierlich. Hange klatschte in die Hände, Mike nickte und Levi starrte mit einem leeren Gesichtsausdruck auf seine Schuhe.

Levi kam diesen Abend nicht zur gewohnten Zeit in mein Zimmer. Ich fing an mir Sorgen zu machen. Vielleicht war ja ausnahmsweise mal er derjenige der auf seinem Schreibtisch eingeschlafen war, aber schon als ich seine Bürotür aufdrückte wusste ich, dass das nicht stimmte. Und richtig, sein Büro war dunkel und verlassen. Ich lief also zu seinem Zimmer rüber und betrat es. Es brannte nur eine einzelne Kerze die den Raum in ein schwaches Licht tauchte. Er war nirgends zu sehen und ich runzelte die Stirn. Ein Fenster stand sperrangelweit offen und aufeinmal bekam ich Angst, Levi hätte sie aus dem Fenster gestürzt. Allerdings wusste ich das er immer wenn es ihm nicht so gut ging auf dem Dach saß und in den Himmel starrte also lehnte ich mich aus dem Fenster und drehte meinen Kopf nach oben. Aus dieser Perspektive konnte ich ihn nicht sehen daher rief ich leise „Levi? Bist du da Oben?" eine Weile kam keine Antwort. Wenn er nicht dort oben war, wo war er dann? Ich wollte mich grade zurück ziehen, da antwortete er doch noch und kurzerhand kletterte ich aus dem Fenster zu ihm hinauf. Ich setzte mich neben ihn und folgte seinem Blick hinauf zu den Sternen. Einen Momentlang sagte niemand was. Irgendwann legte Levi seinen Kopf auf meine Schulter und ich legte einen Arm um ihn. Wir betrachteten gemeinsam den Himmel. Es war eine Wolkenlose Nacht und tausende Sterne leuchteten in einen funkelnden Farbspieles. Levi hatte mir mal irgendwann erzählt, dass es für ihn jedesmal aufs Neue einzigartig war in die Sterne zu schauen. Sie erinnerten ihn daran das die Zeit des Untergrunds vorbei war und er nie wieder dorthin zurück musste.
Er seufzte leise. „Was ist los?" fragte ich sanft. „Hange kann uns von ihrem Fenster aus sehen wenn wir hier sitzen." antwortete er ohne auf meine Frage einzugehen. Ich zuckte mit den Schultern. „Dann sieht sie uns halt. Und jetzt rede mit mir."  „Wann willst du los?" er nahm den Kopf von meiner Schulter und sah mich an. „Ich meine, wann willst  du die Mission starten." ich zögerte kurz und sagte dann ernst „In drei Monaten Levi." er nickte langsam und sah weg. Seine Schultern bebten und ich drehte sein Gesicht vorsichtig zu mir. Tränen liefen ihm über die Wangen und ein seltsamer Schmerz flammte in meiner Brust auf. Levi so richtig weinen zu sehen passierte eigentlich so gut wie nie und es tat weh ihn so kaputt zu sehen. Sofort zog ich ihn an mich und sagte „Verdammt Levi bitte rede mit mir. Was bereitet dir so viele Sorgen?" er atmete ein paar mal tief ein und antwortete dann mit erstickter Stimme „Erwin wir überleben das nicht beide. Hange und ich haben das mal durchgerechnet. Die Chanse das mehr als 5% diese Mission überleben ist sehr gering und die Warscheinlichkeit das Hange, Mike du UND ich zurück kommen ist gleich Null. Wir werden vermutlich nicht beide zurück kommen. Und das macht mir Angst. Ich will niemanden verlieren und am allerwenigsten dich." er beendete seine kleine Rede und vergrub sein Gesicht in meiner Jacke. Ich wusste garnicht recht was ich dazu sagen sollte. Er hatte recht. Die Mission war so wahnsinnig gefährlich. „Levi denk nicht drüber nach bevor es nicht so weit ist." murmelte ich unbeholfen. „Wenn einer von uns beiden Sterben muss, dann ich. Ich will nicht in einer Welt leben müssen in der Erwin Smith nicht existiert!" er schluchzte heftig auf und mir wurde bewusst wie Ernst es ihm war. Levi, der nie eine richtige Familie hatte, die ihn liebte....Levi der ständig immer von allen verlassen wurde, der schonmal seine einzigen Freunde auf einer Mission verloren hatte...kein Wunder das er so panische Angst davor hatte, das ihm dieses Schicksal erneut drohen könnte. „Levi nein. Niemand von uns muss sterben. Es kann passieren, aber es muss nicht. Wir geben uns die aller größte Mühe zurück zu kommen ok? Und sollte der Fall eintreffen das einer es nicht schafft..." ich zögerte kurz um mir die richtigen Worte zusammen zu legen. „Dann macht der andere weiter. Der andere gibt sein eigenes Leben nicht auf. Er macht weiter hörst du?" Levi schwieg. „Wir tun das hier für die Menschheit. Weißt du ich habe auch Angst. Aber die Gewissheit das hier zu tun um Millionen von anderen Menschen ein sicheres Leben zu verschaffen, motiviert mich und hilft mir meine Angst zu überwinden." Levi wischte sich eine Träne von der Wange. „Du hast recht. Ich bin einfach nur selbstsüchtig. Tut mir leid das du mich so erleben musstest." sagte er mit brüchiger Stimme und ich legte eine Hand an seine Wange. „Hey. Du darfst mir alle deine Gefühle zeigen. Das ist völlig normal und nur so kann ich wissen wie es dir geht. Ich will das du dich besser fühlst also lass alles raus. Und das ist überhaupt nicht selbstsüchtig. Du hast starke verlustängste. Aber wir stehen das durch. Für den Frieden der Menschheit." Levi nickte wieder und legte dann seinen Kopf wiederum meine Schulter. „Erwin versprich mir das du nicht stirbst." flüsterte er leise in die Dunkelheit.

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