Der starke Regen hatte an Tag vier nachgelassen, aber dicke, graue Wolken bedenkten den Himmel noch immer. Mit meinem Regenschirm bewaffnet spazierte ich ein bisschen durch London. Es war ein normaler Donnerstag in 2020. Die Straßen waren überfüllt und ständig wurde irgendwo gehupt. Zwanzig Jahre später waren deutlich weniger Autos unterwegs - vorallem im Sommer. Da fuhr man fast immer mit dem Fahrrad. Jetzt würde jedoch auch niemand aufs Rad schwingen, denn immer wieder zogen kurze Schauer über die Stadt. Dies hielt mich jedoch nicht davon ab einmal durch den Park zu laufen, der in der Nähe meiner damaligen Uni war.
Taylor und ich hatten den halben Sommer dort verbracht. Immer wieder dachten die Menschen, dass wir ein Paar wären, aber dies waren wir nie! Wir haben nicht einmal darüber nachgedacht, dass zwischen uns mehr laufen würde als nur eine Freundschaft. Ekelhaft, was manche Menschen dachten. Alleine bei dem Gedanken drehte sich mein Magen um.
Erneut musste ich feststellen, dass mir die Blondine fehlte. Sie hatte eben immer einen Spruch parat, der einem vor Augen führte, dass nicht jede Situation ernst war. Taylor hatte einfach so ein Talent dafür manche Momente ins lächerliche zu ziehen. Natürlich war dies nicht immer angebracht. Damals als von ihrer Mitbewohnerin der Vogel gestorben war, da hatte sie gesagt, dass sie nun endlich Platz für einen Fernseher hatten. Man konnte sich vorstellen, dass dies nicht sonderlich gut ankam. Die beiden verstanden sich generell nicht wirklich, weswegen Taylor ständig bei mir übernachtete. Ich hatte nie wirklich einen Mitbewohner bekommen, denn immer wenn jemand eingezogen war, dann zog er nach ein paar Wochen zurück in seine Heimatstadt. Taylor machte natürlich am laufendenband Scherze, dass ich Schuld daran wäre und bei ihnen phsychische Schäden hinterlassen hätte.
Alleine bei dem Gedanken musste ich grinsen. Eigentlich war es eine der besten Zeiten, die ich durchlebt hatte. Doch eigentlich war dies Vergangenheit. Ich war keine zwanzig mehr, auch wenn ich derzeit so aussah und mich auch so fühlte. Im Grunde genommen war ich noch immer 43, nur dass ich weder so aussah, noch mich so fühlte. Also war ich dann überhaupt noch 43?
Ich schnaubte frustriert und sah zu Boden. Kleine Regentropfen trafen meine verwuschelten Haare und zügig öffnete ich den monströsen Regenschirm. Alleine dieses ständige hin und her in meinen Gedanken, machte mich irre! Doch ich musste zugeben, dass dieses Theater keine Situation war, die man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Weiß Gott, was ich durcheinander schmeißen könnte, wenn ich es wollen würde.
Und schon wieder tanzten die Gedanken Walzer in meinem Kopf. Wie konnte man sowas einfach abstellen? So würde ich auch keinen rationalen Verstand bewahren. Ich würde höchstens Panik bekommen und einen Schwachsinn nach dem anderen Preisgeben. Irgendwann würde ich dann eine Lüge erzählen, die nicht in die Lügen passen würde, die ich vorher erzählt hatte. Also wäre es wahrscheinlich am einfachsten, wenn ich so nah an der Wahrheit bleibe wie es eben geht.
Mit dem Bus fuhr ich dann in die Innenstadt. Inzwischen schüttete es wieder und ungeduldig drehte ich den großen Regenschirm in meiner Hand. Gegenüber von mir saß eine ältere Frau, die ihren Hund in ihrer Handtasche hatte. Dieser schaute mich fast flehend an, dass ich ihn aus dieser schrecklichen, grellen Handtasche befreite. Der Hund jaulte auf und die Dame ließ sich davon gar nicht beirren. Sie schaute weiterhin auf die Straßen Londons, was ich ihr dann gleich tat.
Meistens war es immer interessant Bahn oder Bus zu fahren, denn hin und wieder schnappte man lustige Gespräche auf. Manchmal telefonierten die Menschen mit irgendwem und das ein oder andere bekam man nun einmal mit. Doch in diesem Moment tat mir der Hund eher Leid anstatt, dass ich lachen musste.
Es war unangenehm warm in diesem Bus und immer nervöser wippte ich mit den Beinen hin und her. Dieses, sich fühlen wie zwanzig, zog gewaltig an meinen Nerven, denn ich war es überhaupt nicht gewöhnt. "Können Sie das lassen, es stört", meckerte mich die ältere Dame an. Ich sah sie an, hielt inne und überlegte was ich nun tun sollte. "Ihren Hund stört es auch in der schäbigen Tasche, aber deswegen lassen sie es trotzdem nicht", erwiderte ich und wandte meinen Blick von ihr ab. Mit der Zeit war es einem einfach egal ob andere einen unfreundlich fanden, ob sie über einen den Kopf schüttelten - auch wenn sich der junge Erwachsene in mir gerade schämte, ließ ich dies nach außen nicht so wirken.
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Headlines about secret kisses
Fanfic"Manchmal muss man für seinen Traum etwas aufgeben, was man eben liebt. Manchmal ist es schwer zu entscheiden ob es das wirklich wert ist, aber jeder Kämpft um seine Träume." Louis William Tomlinson kämpft schon seit seiner Unizeit darum seinen Tra...