Ein Albtraum

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Die Sonne strahlte durch das Badezimmerfenster. Das weiche, warme Licht traf direkt auf meine bleiche Haut. Ich lächelte, hörte Harrys Lache - als wäre sie weit in der Vergangenheit. Ich schaute mich um. Alles war so hell, so rein, so weiß. Es leuchtete und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass jemand mich in Watte gepackt hatte. Töne drangen nur gedämpft zu mir und ich glaubte zu sehen, wie Harry über ein Blumenfeld rennt, doch ich war in einem Badezimmer. Ich war verwirrt, aber das Sonnenlicht zog mich in einen Bann, der mich nur schwer wieder los ließ. Als wollte es mich aufsaugen, als wollte mich das Badezimmer wieder in die Gegenwart tragen, aber nichts passierte. Die Gedämpfte Lache von Harry verstummte, aber ich wollte sie weiter hören. Ich wollte mir weiter einbilden wie er sorglos und sicher über ein Blumenfeld rennt, welches so schön duftet, dass ich es selber wahrnehmen konnte.

Ich schaute herunter. Meine Hände waren rot. Rot als klebte Blut an ihnen. Die Reinheit zerfloss, wie die Flüssigkeit, die an meinen Händen hing. Geschockt, angeekelt und unfähig zu reagieren starrte ich herunter und langsam, fast in Zeitlupe fokussierte ich die Ursache, dieser roten Flüssigkeit.

Harry lag in der Badewanne. Blut kam aus seinem Bauch und dieses klebte an meinen Händen. "Louis", flüsterte er, während seine Augen immer wieder zufielen. Ich sah zu wie er auf der Türschwelle zwischen Leben und Tod umher stolperte. Noch immer sprachlos stand ich da. Das Blut floß und die Sonne wurde heller, als wollte sie, dass ich erblinde. Als wollte sie mich zurück in die Realität holen. "Warum?", hauchte Harry kraftlos," wieso musstest du das tun?" Es war so leise, dass es fast verloren ging. Die Entäuschung spiegelte sich in dem tiefen grün seiner Augen, welche in diesem Moment all ihre Farbe verloren.

Ich befreite mich aus meiner Starre, aber in dem Moment als ich ihn berührte, da fiel sein Kopf zur Seite und das Licht wurde so unerträglich hell, dass ich aufschreien musste. Alles was aus meinem Mund kam, war Harrys Name. Als könnte er das Licht ausschalten, dabei war er vor meinen Augen gestorben - ich hatte ihn umgebracht.

Erschrocken schreckte ich hoch. Ein Blitz erhellte Harrys Dachbodenzimmer und Schweiß rannte mir über die Stirn.

"Louis, es war nur ein Traum", flüsterte Harry und noch viel erschrockener schaute ich zu ihm. Er lebte, er war nicht vor meinen Augen gestorben. "Harry", sagte ich fast erleichtert. Ich atmete schwer. "Es war alles nur ein Traum, Louis", wiederholte er sich und setzte sich auf. Ich war erneut so unfähig mich zu bewegen. Noch immer war ich so aufgewühlt von den Bildern meines Traumes, der mir nur wieder vor Augen führte, dass mein derzeitiges Verhalten alles nur noch schlimmer machte. Ich musterte Harry trotzdem, da er noch lebte und seine Augen ihre Farbe noch lange nicht verloren hatten.

Durch die Lichterkette, die durchgehend brannte, sah ich ihn auch besser. Ich zuckte zusammen als ein weiterer Blitz den Himmel erhellte. "Alles ist okay. Hast du Angst vor Gewitter?", wollte Harry von mir wissen. Ich schüttelte den Kopf, konnte noch nicht reden, da sich die Bilder in meinem Kopf immer und immer wieder wiederholten. Vielleicht war dies die Strafe, dass ich Harry mochte, dass ich gerne Zeit mit ihm verbrachte. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. "Willst du über deinen Traum reden?", fragte Harry weiter und ich schüttelte heftig den Kopf. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich es nicht gekonnt. Vielleicht nervte mich seine Frage, weil ich eben Louis war, aber irgendwo war ich froh, dass er sprach, dass er atmete, dass er da war.

"Geht schon", flüsterte ich und sah ihn an," war ja nur ein bescheuerter Traum." Ich zuckte mit den Schultern, hob meine Mundwinkel an und ich glaubte, dass ich einen lockeren Eindruck machte - als wäre es ein lächerlicher Traum gewesen. Doch dies war schrecklich, weil ich wusste, dass es irgendwie Realität war. All die vergangenen Stunden, in denen ich größtenteils verdrängen konnte, dass dies die Realität war, verpufften wie eine Seifenblase.

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