|Elevator|

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Meine Schritte führten mich auf direktem Wege zum Fahrstuhl. Was war eigentlich das Problem von Sharon? Bei richtiger Recherche wäre ihr vielleicht aufgefallen, dass mich die meiste Zeit geweigert habe, Missionen zu erledigen und stattdessen hungernd in einer Zelle gesessen habe. Ich schluckte die Wut herunter und drückte auf den Knopf des Fahrstuhls. Hinter mir hörte ich Stimmen, besonders eine stach heraus. Bitte nicht jetzt. Verdammter Fahrstuhl, geh schon auf! Unruhig biss ich auf meine Lippe und huschte durch die noch nicht ganz offene Tür des Fahrstuhls und drückte auf den Knopf für die Etage, in der sich mein Zimmer befand.

Geh zu, geh zu. Ich konnte den Besitzer der tiefen Stimme nun sehen und schluckte schwer, als seine Augen meine trafen. Der Blick tat weh. Unverständnis, offene Fragen und die Selbstzweifel konnte ich an meinem eigenen Leib spüren, als sich seine Augen in meine bohrten, bis sich die Fahrstuhltüren wieder schlossen. Tief atmete ich aus. ,,Menschen.", hörte ich jemanden verachtend sagen und erst jetzt spürte ich die Aura, die von der Person ausging. Verdammt, so etwas sollte ich früher spüren können! Verdammter Soldier. Meine Hand schloss sich fester um den Griff des Baseballschlägers, den ich noch immer in meiner Hand hielt.

Seine Aura erinnerte mich an Thor, aber diese hier war viel komplizierter gestrickt und dazu schien seine Barriere bis zu mir zu dringen. Ich erinnerte mich, dass Thor auf der suche einer Person war, als er in mein Zimmer kam. ,,Loki, richtig?" Angesprochener wandte mir seinen Kopf zu. Nicht viel, eher eine erhabenere Art das Fußfolk zu betrachten. War er auch ein Gott? ,,Und du?" Mit unverwandten Blick sah ich ihn an und versuchte seine Aura zu deuten. Weder strahlend, noch schwarz. Es schien beinahe eine neue Kategorie zu sein. ,,Acrasia."

,,Der Mensch, von dem Thor die ganze Zeit spricht." Die Fahrstuhltüren gingen ein Stockwerk über meinem auf und die Security, die dort auf uns wartet begann sofort ihre Waffen auf Loki zu richten. Eher aus der Verwirrung heraus folgte ich dem Faden zu ihren Köpfen und ließ sie bewusstlos zu Boden fallen. Eine Sekunde später schlossen sich die Türen erneut. Der Schwarzhaarige reichte mir den Baseballschläger, der mir dabei aus der Hand gefallen war, den ich nickend annahm. ,,Manipulation." Anerkennend nickte er. Als die Fahrstuhltüren in meiner Etage aufgingen, trat ich heraus und drehte mich kurz um. ,,Loki." Er erwiderte mit einem kleinen Zucken seiner Mundwinkel. ,,Acrasia."

Ich wachte mitten in der Nacht mit vor Schock geweiteten Augen auf. Schwer atmete ich und brauchte einen Moment um zu realisieren, dass ich hier war. Ich war hier sicher, fürs erste. Langsam deaktivierte ich das Schutzschild welches ich am Abend aktiviert hatte und legte die Decke zur Seite. In den Shorts und dem Shirt stand ich von dem Boden vor dem Bett auf, lief die wenigen Meter zu dem Panorama Fenster und setzte mich davor hin. Von hier oben wirkte die Stadt so friedlich. Einzelne Zimmer in anderen Gebäudekomplexen waren beleuchtet und Autos fuhren durch die Straßen, die von hier oben nicht mehr als ein Pinselstrich groß waren. Erschöpft seufzte ich.

Ich brauchte etwas zu essen. Also stand ich erneut nach wenigen Minuten auf, streckte meinen Rücken durch, dem das Liegen auf dem Boden noch immer nicht sonderlich gut tat und schlich durch den Komplex in die Küche. Ich spürte die Aura des Soldiers weit bevor ich die Küche betrat, doch einen Rückzieher konnte und wollte ich jetzt nicht machen. Einfach zum Kühlschrank gehen, etwas Essen herausnehmen und wieder gehen. Easy, kriege ich hin.

Die Küche lag im dunkeln. Seine Aura war am stärksten an der Kücheninseln, die zu meinem Glück weit genug von dem Kühlschrank entfernt stand. Ich gebe zu, es war peinlich dass ich mich so gegen jeden Kontakt mit ihm sträubte. Aber dieser Neid und meine eigene Unsicherheit waren wie ein Dolch, der mir immer wieder in die selbe Wunde gestoßen wurde. Und jeder Mensch mit nur einem Funken von Verstand wich einem Messerstich aus. Das Licht des Kühlschrankes erleuchtete mein Profil und im Augenwinkel auch das von Barnes.

Nach einem raschen Blick durch die Regale nahm ich mir eine Wasserflasche und eine Schale mir Obstsalat heraus. Barnes hatte nichts gesagt und es ich war mir nicht sicher ob das gut, oder nicht gut war. Als hätte ich es heraufbeschworen, wurde etwas zum Ende der Kücheninsel geschoben. Ich fing es auf, bevor er den Boden erreichte und wandte mich dann ab. Eine Gabel. ,,Die wirst du brauchen." Ich schluckte und sah zu der einladend aussehenden Tür nur wenige Meter vor mir. Einfach gehen, Acrasia. Einfach gehen.

Ich wollte, ich wollte wirklich. Aber etwas in mir hielt mich zurück und es war mit Sicherheit nicht mein Verstand. Der schrie mich nämlich in meinem Innern an, meinen Hintern aus der Tür zu bewegen. Egal was es war, es nahm überhand. Mit kontrollierten Bewegungen schloss ich den Kühlschrank und setzte mich zu meiner eigenen Überraschung direkt neben Barnes. Diesmal lief ich nicht weg. Ich stellte die Wasserflasche und die Schale vor mich hin und begann, die Apfelstücke zu essen. Abgesehen davon war es still in der dunklen Küche. Was mich erschreckte war, wie ruhig es auf einmal in meinem Innern war. Ausgeglichen und friedlich. ,,Danke.", rutschte es mir heraus und ich verspannte mich. Wie konnte sich ein einzelner Mensch so peinlich verhalten wie ich es gerade jetzt tat?

Mindless | Bucky Barnes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt