|Tiredness|

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Musikempfehlung für dieses Kapitel:
Eyes Up ~ The Ateliers
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Die aufgehende Sonne schien direkt in mein Gesicht und ich verengte meine Augen zu Schlitzen. Warmer Geruch nach Kaffee stieg mir in die Nase, aber ich war zu müde um ihn zu trinken. Meine Arme stützten meinen Kopf, dazwischen stand die Tasse mit dem koffeinhaltigen Getränk. Pepper stand am Herd und bereitete Pancakes zu. ,,Du weißt, dass du das nicht machen musst?", fragte ich brummend nach. Sie drehte sich zu mir um und musterte mich argwöhnisch für einen Moment. ,,Du schaffst es noch nicht einmal deinen Kaffee zu trinken, so müde bist du." Die Wahrheit war traurig und amüsant zugleich. Sie drehte sich wieder um und ich senkte meinen Kopf und sah runter auf den Kaffee.

Kurz vor Sonnenaufgang sind wir wieder hier gewesen. Clint wollte nur seine Tasche packen und zu seiner Familie fahren und Natasha schloss sich ihm an. Vermutlich würden die Beiden erst Ende der Woche wieder da sein. Steve wollte mit Barnes sprechen und so bin ich, noch immer in meiner Ausrüstung, direkt in die Küche gegangen. Schlafen konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht. Zu viele Gedanken kreisten in meinem Kopf herum, insbesondere die Erinnerungen an den vergangenen Abend. Dieser trieb mir noch jetzt ein dümmliches Lächeln in mein Gesicht, welches ich bis jetzt noch geschickt verstecken konnte. Die Frage, wie weit sich die Knutschflecken bisher ausgebreitet hatten, war dabei eine der größten. Ich hob meinen Kopf und umschloss mit beiden Händen die heiße Tasse. Pepper stellte einen Teller mit Pancakes vor mir ab und ich sah sie an. ,,Danke, Pepper." Sie nickte lächelnd, bevor sie die Küche verließ um Tony zu suchen, der wie die meisten anderen vermutlich noch schlief nach der Party.

Langsam hob ich die Tasse und nahm einen Schluck. Dann stellte ich sie wieder auf den Tisch und aß von den Pancakes. Ich wurde nicht wacher durch das köstliche Frühstück, aber ruhiger. Und so dauerte es nicht lange, bis ich mich müde genug fühlte um zu schlafen, ohne von meinen Gedanken wach gehalten zu werden, während die Sonne weiter stieg. Ich räumte das Geschirr weg und lief in den Fahrstuhl, meine Hände in den Taschen vergraben. Ich lehnte mich gegen die Wand. Nur eine Etage weiter öffneten sich die Türen und Sharon trat in den Fahrstuhl. Es war die Etage von Barnes, Pietro und Steve. Ihr Blick war eisig und ich ahnte Böses. Ich hatte kein Interesse daran, mich zu streiten, meine Kräfte einzusetzen oder mich rechtfertigen zu müssen, weshalb ich ausstieg und sie vollkommen ignorierte. So eröffnete mir das wenigstens die Möglichkeit, Barnes zu fragen ob er Lust auf eine Trainingsrunde am Abend hatte, nachdem ich schlafen würde.

Ich klopfte an der Tür von Barnes, obwohl ich seine Aura deutlich spüren konnte und wusste, dass er da war. Als er antwortete, öffnete ich die Tür. Er saß an der Kante seines Bettes und ich spürte, wie sich sein Blick erhellte, als er mich sah. Vielleicht lag es auch einfach an meiner Müdigkeit, die mir einen Streich spielte. Auch er trug noch immer seine Ausrüstung. ,,Hey, Barnes. Ich wollte nur fragen, ob du später Lust hast zu trainieren." Er schien einen Moment zu überlegen und ich lehnte mich gegen den kalten Türrahmen. Dann nickte er. ,,Gerne." Ich atmete tief ein und aus, um mich selbst dazu zu bewegen, wach zu bleiben. ,,Gut. Ich gehe in mein Zimmer." Die Aussicht, den ganzen Weg bis in mein Zimmer laufen zu müssen, ließ mich meine Augen für einen Moment schließen. Vielleicht hätte ich doch nicht aus dem Fahrstuhl gehen sollen. Dann wandte ich mich um und wollte die Tür hinter mir schließen. ,,Doll, komm her."

Ich drehte mich zu Barnes um. ,,Schlaf hier, bitte." Er war genauso erschöpft wie ich. In seinen Augen spiegelte sich die gleiche Müdigkeit von der Mission und von den Schatten, die tagtäglich an uns zogen. Und der gleiche Glanz in seinen Augen, den ich in mir spürte, sobald ich ihn sah. Obwohl ich auch das nicht zugeben würde. ,,Ich muss mir etwas anderes anziehen.", sagte ich und deutete auf meine Ausrüstung. Barnes stand von dem Bett auf und lief zu seinem Schrank. ,,Du kannst Sachen von mir anziehen-" Mit einem Lächeln drehte er sich zu mir um. ,,Wäre nicht das erste Mal." Ich schloss die Tür nicht ab, sondern ließ sie nur in das Schloss fallen, als ich auf ihn zu ging.

Noch nie habe ich mich, während ich schlief, wirklich sicher gefühlt. Nicht bis heute. Barnes' Metallarm lag um meine Schulter herum während mein Arm auf seiner Brust verweilte. Mein Kopf ruhte auf seiner Schulter und ich ließ die Sonne meinen Rücken wärmen. Sein anderer Arm strich sanft über meinen, inzwischen schloss ich bereits meine Augen. Heute fühlte ich mich sicher. Ich fühlte mich beschützt und geborgen, gestärkt und frei. Sanft driftete ich in den Armen von Barnes in einen tiefen, schwebenden Schlaf und spürte, bevor dies eintrat auch, wie seine Atmung ruhiger wurde.

Sanftes Brummen weckte mich. Langsam öffnete ich meine Augen und sah aus dem Fenster auf die Stadt. Die Sonne musste tief stehen, ihrer Färbung nach zu urteilen. Meine Hand war in der Hand von Barnes auf der Höhe seines Herzens. Sein Metallarm lag noch immer um meine Schulter herum während leises Atmen den Raum erfüllte. Barnes brummte erneut und schien langsam wach zu werden. ,,Guten Abend, Doll.", flüsterte er und hauchte einen leichten Kuss auf meinen Kopf. ,,Guten Abend, Barnes.", erwiderte ich. Bedacht hob ich meinen Kopf und richtete mich so weit auf, dass ich ein Bein über ihn hinweg schwang, sodass ich schlussendlich auf seinem Bauch saß. Seine Augen waren so klar, dass ich mich so fühlte, als würde ich in klarem Meerwasser treiben.

Er tat nichts als mich zu mustern und seine Hände auf meiner Taille verweilen zu lassen, dessen Wärme mich kurz überraschte. An seinem Hals prangte der Knutschfleck, der sich in dunklen rot- und lilatönen ausgebreitet hatte. Ich lächelte. Dann richtete er sich im nächsten Moment so weit auf, dass ich von seinem Bauch auf seinen Schoß rutschte und er seine Lippen auf meine legen konnte. Ich lächelte in den sanften Kuss hinein und löste mich von ihm. ,,Mach dich fertig und iss etwas. Ich erwarte dich in einer Stunde im Trainingsraum.", sagte ich. Barnes streckte seinen Kopf vor und ich zog meinen Kopf ein Stück zurück, um einem weiteren Kuss zu entgehen. Wenn ich mich jetzt nicht zusammenriss, könnte ich es gleich vermutlich nicht mehr. Und ich brauchte das Training, dringend. Sein Griff um meine Taille wurde fordernder. ,,Los.", lächelte ich und sah ihn resigniert seufzen. Dann ließ er mich los. Ich stieg von ihm herunter und nahm mir von dem Stuhl meine Ausrüstung. Ich wusste, dass sein Blick mir folgte. ,,Die Knutschflecken stehen dir, Doll." Ich drehte mich um. ,,Dir auch, Barnes."

Mindless | Bucky Barnes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt