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Lesenacht 3/3
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Die Fahrstuhltüren schlossen sich, als ich bereits in einen intensiven Kuss verwickelt wurde. Seine Lippen waren warm und weich, wie sie einem Puzzlestück gleich zu meinen passten. Seine Hände hielten mein Gesicht, meine lagen um seinen Hals herum. Barnes zog seinen Kopf etwas zurück und lehnte seine Stirn an meine, öffnete seine Augen und sah mich aus seinen blaugrünen Augen heraus an. Die Spitzen seiner Haare waren noch leicht feucht und ein warmer Tropfen traf auf meine Schläfe. Das leise Geräusch des Fahrstuhls war dabei ein stetiges Hintergrundgeräusch. Eine seiner Hände nahm den Anhänger um meinen Hals in die Hand und drehte ihn zwischen seinen Fingern, dabei senkte er seinen Blick. Langsam hob sich ein Mundwinkel und seine Augen trafen wieder auf meine. ,,Sei meine Freundin, Acrasia."

Im Leben treffen wir Entscheidungen. Und die meisten sind unbeabsichtigt und führen in Situationen, die uns aus der Komfortzone reißen. Wir werden herumgeschleudert wie in einem Sturm, während eine Entscheidung zur nächsten führt und sich ein Kreislauf bildet, aus dem man nicht mehr entkommen kann. So habe ich mich mein ganzes Leben lang gefühlt. Und jetzt stand ich hier mit dem Mann, den ich das erste Mal in der Zelle gegenüber getroffen hatte. Von Anfang an hatte er mich wie ein zweiter Sturm aus meinem eigenen herausgezogen. Meine Lippen teilten sich und ich verkniff mir das Heben meiner eigenen Mundwinkel, als ich meinen Kopf hob und so etwas Abstand zwischen uns brachte, um ihn direkt anzusehen. ,,Ich habe ein Schutzschild, habe Kontrolle über die Körper anderer und bin ein Avenger, Barnes. Gib mir einen guten Grund."

Er schien zu verstehen und ahmte meine Mimik und die gespielt teilnahmslose Stimme nach. Seine Hand, die den Anhänger zwischen den Fingern gehalten hatte, legte sich ruckartig um meinen Hals und in der nächsten Sekunde drückte er mich daran gegen die Fahrstuhlwand hinter mir. Frech lächelte ich. Die Spannung und Gefühle bauten sich elektrisierend auf. ,,Ich kann dir einige sehr gute Gründe geben, Doll." Seine Lippen waren nur Millimeter vor meinen und unser Atem vermischte sich. Seine Hand senkte sich und wir sahen uns an, bevor wir auflachten. ,,Das können wir ein anderes Mal besprechen.", sagte ich, als wir uns wieder fingen. ,,Ich liebe dich, Acrasia." Und er zog mich immer weiter aus dem Sturm heraus, der sich von mir löste und sich weit entfernt sein nächstes Opfer suchte. Die Art und Weise wie Barnes diese Wort aussprach, war so ehrlich und aufrichtig.

,,Ich liebe dich auch, James Buchanan Barnes." Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich und unserer Köpfe glitten nach links, wo sich das Wohnzimmer offenbarte. Wir traten aus dem Fahrstuhl. Auf dem Boden lagen Luftschlangen und Becher herum, Musik kam leiser als am frühen Abend aus den Lautsprechern. Barnes verschränkte seine Hand mit meiner und die Wärme, die er ausbreitete zog sich sanft durch meinen Körper hindurch. ,,Seht, wer wieder da ist." Natasha Lief mit einem Bier in der Hand von der Bar zu der Couch, wo ich jede andere Aura ausmachen konnte. ,,Spaß gehabt?" Sam prostete uns zu und trank einen Schluck aus seinem Bier, während er grinste. Ich verdrehte meine Augen, lief jedoch auf ihn zu.

Während er mich ansah und zu trinken ansetzen wollte, nahm ich ihm die Flasche aus der Hand. ,,Mehr als du jemals haben wirst, Sam." Es war Barnes der antwortete und im Raum wurden wissende Blicke ausgetauscht. Ich trank die halbleere Flasche in einem Zug aus und reichte sie Sam wieder zurück, dabei ein Lächeln auf den Lippen. ,,Ich will es gar nicht wissen." Tony durchbrach die Stille und seufzte resigniert, woraufhin jeder leiser oder lauter auflachte. Minuten die vergingen wurden zu Stunden und wieder endete es damit, dass Wahrheit oder Pflicht gespielt wurde. Niemand sagte mehr etwas dazu, dass Barnes und ich verschwunden waren und ich meine eigene Party verpasst hatte. Zumindest zum Teil. Im Gegenteil, die Stimmung war ausgelassener von jedem.

,,Natasha, Wahrheit oder Pflicht?" Pietro wandte sich an die Rothaarige, die es sich auf der Couch gemütlich gemacht hatte, dabei eine Bierflasche in der einen Hand. ,,Pflicht." Für einen Moment überlegte Pietro. ,,Für die nächsten zwei Aufgaben oder Fragen musst du im Handstand stehen." Natasha seufzte genervt, richtete sich jedoch auf und stellte die Bierflasche weg. Dann trat sie ein paar Schritte zur Seite und stand wenige Sekunden später auf ihren Händen. ,,Thor, Wahrheit oder Pflicht?", fragte Natasha den Blonden. ,,Pflicht.", antwortete dieser locker. ,,Tausche deinen Umhang mit dem von Loki." Wenngleich Loki skeptisch wirkte, taten sie es.

Barnes und ich saßen auf dem Ende der Couch, seine Hand lag auf der Lehne, an der mein Kopf und mein Rücken lehnte. Meine Schulter an ihm angelehnt. Wir beide tranken Bier und zwischendurch trafen sich unsere Blicke. Seine Augen sahen mich nicht einfach an, sie lasen mich wie ein Buch, welches von sieben Siegeln verschlossen ist. Und dennoch hate er jedes Siegel geöffnet und sah mich trotzdem mit dem gleichen Interesse an. ,,Lady Acrasia, Wahrheit oder Pflicht?" Ich sah zu Thor auf. ,,Wahrheit." Natasha senkte ein Bein und landete elegant wieder auf ihren Füßen, klopfte sich möglichen Dreck von ihren Händen ab und setzte sich wieder auf die Couch zwischen Steve und Clint. ,,Gibt es etwas, was du jemandem hier seit Beginn des Tages sagen möchtest?"

Ich befeuchtete meine Lippen und dachte einen Moment nach. Jeder sah mit verhohlenem Interesse zu mir. Dann hob ich einen Mundwinkel, nickte zu Thor. Barnes neben mir nahm ich seine Bierflasche aus der Hand und stellte sie zusammen mit meiner auf den Tisch. Ich lehnte mich zurück und direkt zu Barnes, der mich fragend ansah, seine Augen reflektierten das Deckenlicht. ,,Die Antwort auf deine Frage vorhin ist ja, Barnes. Ich möchte deine Freundin sein."

Ende

Mindless | Bucky Barnes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt