|For you|

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Die Klinge des Messers spiegelte das kalte Licht der Decke, während Barnes es sich selbst gegen die Kehle hielt. Sein Blick war klar, lediglich seine Bewegungsfreiheit schränkte sich ein. Amüsiert löste ich nach ein paar Momenten die Kontrolle. Barnes ließ das Messer sinken und warf mir einen vernichtenden Blick zu. ,,Als du gesagt hast dass wir trainieren, hatte ich eher an ein Training ohne deine Kräfte gedacht." Ich zuckte unschuldig mit den Schultern. Keine drei Minuten hatten wir angefangen zu trainieren, als ich ihn bereits in meiner Kontrolle hatte. Seitdem ich auf Asgard war hatte ich das Gefühl, dass meine Kräfte stärker geworden sind, sicher war ich mir jedoch nicht. ,,Nochmal. Ohne Kräfte.", sagte Barnes und ich konzentrierte mich wieder auf das hier und jetzt.

Wir umkreisten uns wie hungrige Raubkatzen, analysierten die Schritte des jeweils anderen. Er hielt sein Messer in der einen Hand, ich spiegelverkehrt meinen Baseballschläger. Ich sah, wie sich seine Muskeln unter der Kleidung spannten, nur Momente bevor er nach vorne sprang. Er wusste, was er tat. Er kannte jeden Schritt auswendig. So hatte ich gerade genug Zeit einen Schritt zur Seite zu machen und dem Messer zu entgehen, gleichzeitig meinen eigenen Baseballschläger zu schwingen. Barnes wich ihm aus und der Schläger verfehlte ihn um wenige Zentimeter. Ich trat einen Schritt zurück um einem weiteren Angriff auszuweichen und hetzte dann nach vorne, direkt auf ihn zu um nur Zentimeter vor ihm zu halten. Nun hatte er nur zwei Möglichkeiten, mir das Messer in den Rücken zu rammen oder zurückzuweichen. Um ihm keine Entscheidungsmöglichkeit offen zu lassen, wich ich sofort wieder zurück. Er wechselte die Hand, in der er das Messer hielt und ich wechselte die Richtung und ebenfalls die Hand, in der ich ihn umkreiste und meinen Baseballschläger hielt.

Nun war alles spiegelverkehrt. ,,Nicht schlecht, Doll.", meinte Barnes und ich lächelte. ,,Das gleiche gilt für dich, Barnes." Wir richteten uns auf. ,,Thor und Loki haben, als sie dich wieder hergebracht haben erzählt, dass du in der Arena eine Art Elektrizität erzeugt hast." Ich nickte. Bisher hatte ich es nicht wieder geschafft, meine Kräfte so zu bündeln. Als könnte er meine Gedanken lesen, antwortete er. ,,Willst du es noch einmal versuchen?" Er ging aus dem Weg und stellte sich mit genügend Abstand schräg vor mich. ,,Wenn etwas ist, ich bin hier." Mein Blick löste sich von Barnes und blieb an einem Punkt der Wand stehen.

Ich folgte meinen Kräften, jeder Faser die ich aktivierte. So fest ich konnte, umschloss ich den Griff des Baseballschlägers mit meiner Hand bis ich sah, wie meine Knochen weiß hervorstachen. Ich spannte den gesamten Arm an, als würde ich jemanden abwehren oder verletzen wollen. Und dann passierte es. Erst leise und nur für mich hör- und spürbar zogen sich die weißblauen Entladungen in Form von kleinen Blitzen durch meinen Arm und meine Hand, bis sie auf den Baseballschläger übergingen. Dort zeigten sie sich deutlicher, immer lauter werdendes Knistern und Zischen erhellte den Trainingsraum. Parallel dazu spürte ich jedoch auch das Blut, welches aus meiner Nase auf den Boden tropfte. Shit. ,,Doll, das reicht.", schritt Barnes ein und riss mich aus meiner Konzentration.

Die Entladungen sogen sich blitzschnell wieder in meinen Körper und durch den plötzlichen Energieschub, der mir wieder zurückgegeben wurde, tanzten kleine Punkte vor meinem Augen. Ich fiel auf meine Knie und ließ den Griff des Baseballschlägers los um mich auf dem Boden abzustützen. ,,Fuck.", fluchte ich und versuchte durch blinzeln diese Punkte verschwinden zu lassen. Barnes rannte zu mir und kniete sich neben mir. ,,Hey, sieh mich an." Ich hob meinen Kopf, was mehr der schwarzen Punkte verursachte. Fest schloss ich meine Augen, während mich Barnes stützte, indem er einen Arm um mich legte. Minutenlang harrten wir so aus, bevor die Punkte langsam nach ließen. Langsam öffnete ich meine Augen wieder und drehte meinen Kopf leicht zu ihm. ,,Ich glaube, dass war keine so gute Idee.", meinte ich. Barnes nickte erleichtert. ,,Das denke ich auch." Sein Arm löste sich um mich, als er aufstand und mir seine Hand hin hielt.

Ich ergriff sie und stand auf und hob den Baseballschläger mit der anderen Hand auf. Kurz schüttelte ich meinen Kopf, dann löste ich unsere verschränkten Hände. ,,Bleiben wir für's erste beim Nahkampf ohne Kräfte." Wieder positionierte ich mich und Barnes schritt zurück, um sein Messer zu zücken und sich ebenfalls zu positionieren. In diesem Moment unterbrach uns eine weitere Stimme. ,,Bucky. Du hast eine Mission. Triff Steve, Wanda und Pietro in der Lobby." Natasha steckte nur kurz ihren Kopf in den Raum herein und ging dann wieder. Barnes und ich ließen unsere Waffen sinken. ,,Sieht wohl so aus, als müssten wir dann wann anders fortführen.", sagte er und wir verließen gemeinsam den Trainingsraum. Er musste nach links, ich nach rechts weiter. Sein Messer verschwand wieder in seiner Tasche.

Bedenkenlos zog er mich an einer der Schnallen an meiner Ausrüstung mit seinem Metallarm zu sich und legte seine Lippen auf meine. Es war nur ein kurzer Kuss, der nicht länger andauerte als wenige Momente und dennoch lächelte ich in diesen hinein, während ich ihn erwiderte und mich leicht an ihn lehnte. Als er sich von mir löste, blitzte ein kleines Funkeln in seinen Augen auf. ,,Pass auf dich auf, Barnes.", flüsterte ich und er ließ mich zurückgehen. Er lächelte, als er antwortete bevor er sich umdrehte und in dem Gang verschwand, der ihn zu dem Fahrstuhl führte. ,,Für dich, Doll, tue ich alles." Ich beobachtete seine Silhouette und verfolgte seine Aura, ohne mich zu bewegen. Und ich für dich, Barnes.

Das Gefühl der Leere war wie ein Messerstich in meiner Brust, als der Weg vor mir verblasste. Alle Gedanken und Erinnerungen schwanden wie durch einen Windstoß in meinem Kopf, als ich realisierte, dass nichts davon jemals geschehen war. Ein Produkt meiner Fantasie in dem Versuch, von hier zu fliehen. Gleichzeitig stieß ich einen Stoß kalter Atemluft aus und öffnete mechanisch meine Augen. ,,Mindless." Ich blickte herab auf mehrere Gesichter. Die Kälte um mich herum schwand Stück für Stück, bis ich mich schlussendlich wieder bewegen konnte. Ich trat aus der Art Kapsel und blieb vor dem Mann am nächsten zu mir stehen, ohne meinen Blick abzuwenden. ,,Wie ich versprochen habe, habe ich gewartet bis du deiner Erschöpfung nachgibst."

Mindless | Bucky Barnes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt