|Tony Stark|

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Ganze zwei Mal landete jeder von uns auf dem Boden in einer Situation, der er nicht entgehen konnte, ich beide Male mit seiner Hand um meine Kehle. Ich hatte seinen Metallarm eindeutig unterschätzt. Jedes Mal, wenn das kalte Metall sich um meinen Hals schloss, fuhr ein Schauer meinen Rücken herunter und mein Blick fand den Seinen, bevor ich wegsehen konnte. Es war wie ein Mechanismus, vor dem ich nicht fliehen konnte. Jedes Mal sah er so schuldbewusst sofort weg und floh beinahe ein paar Schritte zurück, als hätte er mich ernsthaft verletzt. Die Beiden Male, in denen er auf dem Boden landete, hatte ich triumphierend gegrinst.

Ich stand auf und reichte ihm meine Hand. Mit seiner normalen Hand ergriff er diese und ließ sich von mir hochziehen. Wie in der Basis auch knisterten kleine Stromschläge durch meinen Körper hindurch. Wow. Ich glaube, ich bin statisch aufgeladen durch das Training. Mein Blick glitt zu seinem Gesicht. Seine Augenbraue war aufgeplatzt und ein dünnes Rinnsal lief über seine Wange herunter. ,,Tut mir leid.", entschuldigte ich mich mit schief gelegtem Kopf und runzelte über mir selbst die Stirn. Seit wann tat mir etwas im Eifer des Gefechts leid? Ich glaube, dass ich mir irgendwo den Kopf angestoßen habe. ,,Wie auch immer.", sagte ich und räusperte mich hörbar. Barnes stutzte. Mein Gesichtsausdruck verhärtete sich augenblicklich. Dann richtete ich mich auf, nahm den Baseballschläger und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

Die Nacht brach herein und nach einer schnellen Dusche saß ich mit einer Schale Obstsalat, Kopfhörern und einem Buch an der Kücheninsel und las. Durch die Musik fühlten sich die Szenen viel spannender und emotionaler an. Ich nahm zwei Bissen von dem Obst und wandte meinen Blick nicht von den Zeilen ab. Jemand setzte sich neben mich und nahm einen Kopfhörer und das Buch an sich. Es war Barnes. ,,Herr der Ringe?" Die Wärme seines Körpers traf mich unvorbereitet und ich konnte nichts anderes, als stumm zu nicken. Tony betrat die Küche, würdigte mich jedoch keines Blickes. Noch immer war er sauer, doch ich hatte nicht vor, mich zu entschuldigen. Wanda und Pietro könnten uns helfen, aber nur wenn Tony aufhörte, sich wie ein Kind zu benehmen.

,,Tony.", sagte ich und wartete, bis er mich ansah. ,,Ich werde gleich noch einmal mit Wanda und Pietro reden. Vielleicht kriege ich so ein paar Informationen, die uns helfen könnten." Ein Muskel zuckte an seinem Kiefer und er drehte sich einfach um und ging wieder. Ich seufzte. Barnes reichte mir das Buch wieder und nahm sich stattdessen ganz selbstverständlich meinen Obstsalat. ,,Guten Hunger.", meinte ich und lachte leise. ,,Danke." Seinen Blick, den ich erwiderte, ging mir durch Mark und Bein. Nie hatte ich darauf geachtet, ob Augen schön sein konnten. Doch jetzt tat ich es. Die Farben um seine Iris herum schienen zu leuchten. Jemand betrat die Küche und ich zwang mich praktisch, meinen Blick von dem von Barnes zu lösen.

Diesmal nickte mir die Wache schlichtweg zu, als ich aus dem Fahrstuhl trat und auf die Zellen zu ging. Es war früher morgen, vier Uhr um genau zu sein und alle dürften noch am schlafen sein. Und tatsächlich schliefen auch Wanda und Pietro auf den Betten ihrer Zellen. Deshalb ließ ich mich einfach an der Wand den Zellen gegenüber heruntergleiten. Die Ruhe war hier nicht erdrückend und wenn ich ehrlich war, dann vermied ich auch die Nähe zu Barnes. Schon wieder. Die Stunden vergingen und während ich durch den Schlafmangel müder wurde, wachten Wanda und Pietro auf. ,,Guten Morgen.", begrüßte ich Pietro und anschließend Wanda, die mich verwirrt ansahen. ,,Ich habe nachgedacht.", setzte ich an und stand auf. Meine Muskeln fühlten sich steif an. ,,Erzählt mir, was euch zu Hydra gebracht hat."

Als ich am späten Nachmittag mit dem Fahrstuhl wieder nach oben fuhr, fühlte sich mein Kopf vollgepackt mit Informationen, wie ein Lexikon, an. Ich brauchte dringend Wasser- und Schlaf. Also wartete ich gähnend darauf, dass sich die Fahrstuhltüren in der richtigen Etage öffneten und lief in die Küche direkt auf den Kühlschrank zu. In einem Zug leerte ich eine kalte Wasserflasche und atmete tief ein und aus. ,,Wenn man vom Teufel spricht." Ich hatte die verschiedenen Auren bereits gespürt, dachte aber nicht, dass sie mich ansprechen würden. Langsam drehte ich. mich um und verlor jegliche Regung meiner Gesichtsmuskeln, als ich die Papiere sah, die in Tony's Händen ruhten. ,,Was ist das.", zischte ich und konnte mich nicht entscheiden, ob ich wütend oder verunsichert sein sollte.

Die Blicke aller anderen, außer Barnes, der so versteift auf dem Sofa saß wie ich hier stand, wechselten zwischen Tony und mir. Barnes' Blick galt dem Boden und Steve legte ihm eine Hand auf die Schulter. Das waren unsere Akten, von Hydra angefertigt. Aufgezeichnete Dinge. Eigenschaften, Fakten und Missionen detailliert bis zu jedem Toten. ,,Mindless. Gedankenmanipulation, Kontrolle von Handlungen. Schutzschild.", las Tony laut vor. Mit zu Fäusten geballten Händen starrte ich ihn nieder und riss mich zusammen, ihn nicht durch die eben genannten Kräfte leiden zu lassen. ,,Missionen: Zwei.", fuhr er unberührt fort. ,,Morde: 261. Sauber, Mindless. Grandiose Leistung." Die vor Sarkasmus triefende Stimme hinterließ einen Schauer auf meinem Rücken.

,,Immernoch besser als für den Tod von Tausenden schuld zu sein. Stark Industries. Hersteller von Kampfwaffen.", sagte ich und verzog meinen Mund zu einem schiefen Grinsen. Dieser Satz hatte ihn getroffen. Seine Aura versprühte dunkle Wolken, die sein gutes Wesen überdeckten und auch seine gesamte Gestik versteifte sich. Steve trat schützend zwischen uns und unterbrach unseren Blickkontakt. ,,Rogers, das ist nicht deine Sache.", sagte Tony und ich spürte, wie sehr ihn das kontrollieren seiner Stimme an Kraft kostete. ,,Doch, ist es. Das ist nicht richtig, Tony. Buck und Acrasia können nichts dafür, dass sie von Hydra gezwungen und kontrolliert wurden, zu töten."

,,Und du denkst, dass ich mit meinen Waffen wollte, dass Unschuldige sterben?" Für ein paar Sekunden blieb es still. Keiner traute sich etwas zu sagen. Dann antwortete ihm doch jemand. ,,Ja, Tony Stark. Ich denke, dass ist es, was du wolltest."

Mindless | Bucky Barnes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt