Miss Toriel, ich...

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Ich machte das Bett, zog meine Schuhe an und verließ das Zimmer. Dann ging ich den Flur entlang bis ich ihr Wohnzimmer erreichte. Toriel saß dort in einem Sessel und las scheinbar ein Buch. Ich seufzte. Ich hätte ehrlich gesagt auch lieber ein gutes Buch gelesen, als mich auf den Weg zu machen, um mich bei Monstern für Verbrechen zu entschuldigen, an die ich mich nicht mal erinnern kann. Aber der Papyrus aus meinem Traum und mein Gewissen haben mir klar gemacht, dass das das einzig Richtige war. Ich näherte mich Toriel, um ihr meinen Entschluss mitzuteilen, doch sie schien so vertieft in ihr Buch, dass sie mich anscheinend gar nicht bemerkte. Ich zögerte. Wie soll ich ihr eigentlich sagen, dass ich nicht bleiben kann, fragte ich mich. Sie war gestern so freundlich zu mir und bot mir sogar mehrmals an, bei ihr zu bleiben. Und ich war gestern ja noch selbst glücklich darüber, hier bleiben zu können und habe das mit Sicherheit auch gezeigt. Wie soll ich ihr erklären, dass ich jetzt plötzlich gehen möchte.

Ich seufzte wieder. Ich sah Toriels zufriedenen Gesichtsausdruck und stellte mir vor wie sich dieser verändern würde, wenn ich ihr sagen würde, dass ich gehen muss. Ich wollte sie nicht traurig machen, indem ich sie so schnell verlasse, aber ich konnte auch nicht hier bleiben, wenn ich wusste, dass da draußen noch mehr Monster waren, mit denen ich sprechen musste. Ich nahm also all meinen Mut zusammen und ging auf Toriel in ihrem Sessel zu.

„Ähm, guten morgen, Miss Toriel", sagte ich. „Oh, du bist schon wach?", sagte sie. „Ich wollte dich noch wissen lassen, wie froh ich bin, dass du hier bist." Na toll, dachte ich. Und ich sollte ihr diese Freude in Sekundenbruchteilen zerstören. „Ich habe so viele Bücher, die ich mit dir teilen möchte. Ich möchte dir meinen Lieblingsort zum Käfersammeln zeigen. Oh nein, dachte ich. Bitte hören Sie auf, flehte ich innerlich und konnte mich selbst immer weniger dazu bringen, ihr zu sagen, dass ich gehen wollte. „Ich habe sogar einen Stundenplan für deinen Unterricht erstellt." Was?, dachte ich und sah sie überrascht an. „Das mag für dich jetzt überraschend kommen, aber ich wollte schon immer eine Lehrerin sein." „Oh", sagte ich. „Miss Toriel, das ist..." Nun, wahrscheinlich ist das gar nicht so überraschend", sagte sie. „Trotzdem...", fügte sie hinzu und schien dabei ganz in Gedanken versunken. „Ich bin froh, dass du hier lebst." Das war zu viel für mich. Ich traute mich kein Wort mehr zu sagen und schaute nur Richtung Boden. „Oh", sagte sie plötzlich und ich hob überrascht den Kopf. „Entschuldigung, ich rede die ganze Zeit. Wolltest du irgendwas?" „N...nein, nicht so wichtig", sagte ich. „Ich wollte Ihnen auch nur mitteilen, wie dankbar ich Ihnen bin, dass Sie mich hier wohnen lassen." Toriel lächelte. „Du musst mich nicht siezen, mein Kind", sagte sie. „Bitte sei nicht so förmlich und nenn mich einfach Toriel. „Ich...ich versuchs",sagte ich. „Vielen Dank, Toriel"." Sie lächelte wieder. „Du musst dich nicht bedanken, mein Kind. Ich bin immer froh, wenn ich helfen kann." 

Disbelief Papyrus-Und was mache ich hier?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt