Ein freundliches Schaf

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„Nanu", sagte das Schaf. „D...du...du bist doch ein Mensch, nicht wahr?" „Ä...ahm...", brachte ich leider nur hervor, immer noch irritiert von dem Anblick dieses sprechenden Schafes, das eine Schürze trug. „Oh", sagte das Schaf. „H...hab keine Angst, mein Kind. Ich bin T...Toriel, Hüterin der R...Ruinen." Ich sah sie überrascht an. Auch wenn sie mir sagte, dass ich keine Angst haben sollte, klang es irgendwie so, als ob sie diejenige wäre, die Angst hätte. „Oh, machen Sie sich keine Sorgen", sagte ich. „Ich habe keine Angst. Ich war nur überrascht. Ich bin (dein Name). „Oh, sch...schön dich kennen zu lernen, (dein Name)", sagte Toriel." „Ähm, Miss Toriel", sagte ich. „Sind Sie sicher, dass Sie mich nicht bereits kennen? Sie wirken auf mich nämlich etwas, wie soll ich sagen, eingeschüchtert." Toriel sah mich mit großen Augen an. „A...aber wie kommst du denn auf so etwas, Kind?", fragte sie. „Es ist doch völlig u...unmöglich, dass ich dich k...kenne. Ich habe seit Ewigkeiten keinen M...M...Menschen hier unten gesehen. Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was heute mit mir l...los ist."

Ich seufzte, denn ich hatte die Befürchtung, ich wusste es. „Ich denke, es ist möglich", sagte ich. „Es ist möglich, dass wir beide uns bereits sehr gut kennen, obwohl wir beide denken, dass wir uns noch nie gesehen haben. Toriel schaute mich wieder mit großen Augen an. Ich wendete den Blick ab. „Aber falls wir uns wirklich kennen, war es kein glückliches Aufeinandertreffen, denn das würde bedeuten, dass ich Ihnen sehr weh getan habe." „I...Ich bin nicht ganz sicher, ob ich dir folgen kann", sagte Toriel. „Tut mir leid. Das ist auch für mich nicht sehr einfach zu verstehen", erklärte ich. „Aber die Kurzfassung ist, dass ich Kräfte besitze, um in der Zeit zurück zu gehen und so Ereignisse rückgängig zu machen. Ich kann mich nur nicht daran erinnern, wie oft ich das bereits getan habe und ob ich damals jemandem wehgetan habe." „Du...du hast wirklich eine blühende Fantasie", sagte Toriel. „An Ihrer Stelle würde ich weglaufen", sagte ich. „Es ist schließlich möglich, dass ich bereits sehr viele von euch Monstern womöglich sogar mehrfach und auf unterschiedlichste Weisen umgebracht habe." Toriel ging sichtbar beunruhigt einen Schritt zurück. „U...und du hast keine Ahnung, ob das wahr ist oder nicht?", sagte sie. Ich schüttelte langsam und traurig den Kopf. „Nun, das würde zumindest erklären, warum sie so ängstlich reagiert haben", sagte ich. „Weil ihr Unterbewusstsein sich daran erinnert, was ich Ihnen angetan habe."

Toriel sah einen Moment mit ernstem, nachdenklichen Blick zur Seite, dann ballte sie die Hand zu einer Faust und schaute mich streng an. Ich schluckte. Ob sie auch vorhatte mich zu bestrafen, fragte ich mich. „Kind", sagte sie. Ich sah ihr halb traurig, halb ängstlich in ihre Augen. Weder Angst noch Freundlichkeit war in ihnen noch zu erkennen. Was immer sie mir sagen wollte, es schien ihr ernst zu sein. „Zuallererst", begann sie. „Möchte ich dir sagen, dass ich dir sehr dankbar für deine Ehrlichkeit bin." Ich schaute sie überrascht an. „Ich kann mir vorstellen, dass diese Situation nicht einfach für dich ist, dass du zurzeit sehr verwirrt und planlos durch die Gegend läufst und nicht mehr wirklich weißt, wer du bist oder wohin du gehen sollst." „Nun- ja", sagte ich. „Ich denke, das beschreibt meine Lage ganz gut. Toriels Gesicht ließ wieder ein sanftes mitfühlendes Lächeln erkennen. Wie sie mich anschaute war so herzlich, dass sogar meine Mundwinkel sich ein wenig anhoben und ein winziges Lächeln auch auf meinem Gesicht zum Vorschein kam. „Du scheinst mir wirklich kein böses Kind zu sein", sagte Toriel. „Egal was du eventuell irgendwann getan haben magst." Ihre Formulierung brachte mich sogar ein wenig zum kichern, auch wenn ich mir bis jetzt noch nicht sicher bin, ob ich nicht eigenlich weinen wollte. „Du hättest mir nichts von deinen Vermutungen erzählen müssen", sagte sie. „Dass du mir dennoch alle deine Sorgen anvertraut hast, zeigt mir, wie sehr es dich betrifft."

Ich wäre ihr am liebsten um den Hals gefallen. „Vielen Dank, Miss Toriel", sagte ich. „Ihre Worte bedeuten mir wirklich sehr viel. Sie geben mir die Hoffnung, dass ich noch nicht verloren bin. Dass es für mich noch nicht zu spät ist." „Aber nein, mein Kind", sagte Toriel. „Solange du noch versuchst, gut zu sein, ist es für dich noch nicht zu spät. Aber dann sei von jetzt an bitte ein gutes Kind, ja?" Mir lief eine Freudenträne die Wange hinunter. „Aber ja doch", sagte ich. „Ich verspreche es."

Disbelief Papyrus-Und was mache ich hier?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt