Sans erzählt...

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Sans sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass er mit ehrlicher Reaktion auf meine Worte eingegangen ist. „Ernsthaft, Kind?", sagte er. „Du möchtest lieber, dass ich dir erzähle, wie ich dich getötet habe. „Ja", sagte ich. „Heh", sagte Sans. „Ok, wie du willst, Kind."

Als Sans anfing zu erzählen, beschrieb er alles extrem detailliert. Zuerst erzählte er mir, dass er mich bereits bevor ich seinen Bruder getötet habe, davor gewarnt hat, dass ich eine schlechte Zeit erleben werde, wenn ich so weitermache. Genauso warnte er mich im goldenen Korridor, wenn ich noch einen Schritt weiter auf ihn zumachen würde. Den kirchenähnlichen Korridor beschrieb er mir, als würden wir gerade darin stehen und das obwohl ich ihm sagte, dass ich ihn von meiner ersten Begegnung mit Papyrus noch sehr genau im Kopf hatte.

Wie er weiter erzählte, hatte ich seine Warnung einfach ignoriert und danach hatte er auch keinen Grund mehr, sich zurückzuhalten. Auch wenn er jemandem versprochen hat, mich zu beschützen, was, wie er behauptet hat, der einzige Grund war, warum er mich bis dahin immer noch nicht angegriffen hat. Ich staunte nicht schlecht, als er mir sagte, dass er mir zuvor nicht ein Haar gekrümmt hat, solange ich auch nur ein einziges Monster am Leben ließ. Selbst wenn ich seinen Bruder nicht verschont hatte. Und auch wenn ich die Person, der er das Versprechen gegeben hat, längst umgebracht habe.

Er sagte mir noch einen Satz, der sich mir gut einprägte, bevor er gegen mich kämpfte. „Es ist ein wunderschöner Tag draußen. Die Sonne scheint, die Blumen blühen." Ich nehme an, er wollte damit wieder austesten, ob ich ein Zeichen von Erinnerung zeige. Doch das einzige, was er damit bei mir auslöste, war Verwirrung. Ich kannte dieses sprachliche Mittel aus einem Buch. Wenn eine ernste Situation durch eine Reihe von positiven Worten ins Lächerliche gezogen wird... Wie nannte man das nochmal...?- „An Tagen wie diesen, sollten Kinder wie du..." Er machte eine Pause, als wartete er darauf, dass ich den Satz beende. „Spazieren gehen?", sagte ich und zeigte dabei ein verkrampftes Lachen. Irgendwie passte es für mich als Satzabschluss und dennoch hatte ich das dumpfe Gefühl, dass es nicht mal annähernd das war, was er sagen wollte.

Sans Pupillen verschwanden wieder und er beendete selbst den Satz. „In der Hölle verbrennen", sagte er und meine Pupillen weiteten sich. Mir war, als befände ich mich tatsächlich in einem Kampf gegen Sans. Sans erklärte mir ein wenig zu anschaulich, wie er Knochen aus dem Boden kommen ließ und mich damit durchbohrte. Ich schluckte. Dabei sei ich direkt gestorben. Als ich wieder kam, versuchte er das gleiche. Als ich hoch sprang, um mich nicht treffen zu lassen, traf er mich mit Knochen, die er aus der Decke kommen ließ. Er konnte mich damit zwar verletzen, aber noch nicht töten, weil ich es schaffte einigen Knochen auszuweichen. Deswegen griff er mich weiter an. Und wenn er mich nur genügend Male erwischte, würden meine Wunden mit der Zeit den Rest erledigen. Ein Schauer lief mir über den Rücken, wenn ich mir das alles vorstellte. Aber ich hielt mich zurück, irgendetwas zu sagen. Ich habe ihn darum gebeten, dass er mir davon erzählt und letztlich glaube ich auch, dass es ihm gut tat, darüber zu reden.

Mit der Zeit wurden seine Erzählungen immer nüchterner und ich erkannte, dass es keine Rolle spielte, wie oft oder auf welche Weise er mich umgebracht hat, solange ich immer wieder zurück kam. Und letztlich beendete er seine Geschichte mit den Worten: „Ich weiß gar nicht mehr, warum ich noch weiter gekämpft habe, obwohl ich längst wusste, dass ich damit nichts ändern konnte. Am Ende war ich einfach nur müde und gab es auf, gegen dich zu kämpfen. Ich wusste ja eh, dass du mich früher oder später selbst umbringen würdest."

Nachdem Sans mit seiner Erzählung fertig war, schloss er die Augen. „Nun, ich hoffe, dass ich mit diesen Ausführungen deine Neugier befriedigen konnte", sagte er. Ich musste gleichzeitig lachen und weinen. „Mehr als das", sagte ich. „Ich danke dir für diese ausführlichen Schilderungen. Papyrus erzählte mir ja bereits, dass du durch mich viel Leid erlebt hast, aber jetzt kann ich deinen Hass auf mich und dein Verhalten noch viel besser nachvollziehen." „Heh..., ja... Bestimmt kannst du das", sagte Sans.

Wieder musste ich lachen und damit mein Weinen unterbrechen. „Weißt du was witzig ist", sagte ich. „Als ich mit Papyrus in dem goldenen Korridor geredet habe, sagte er mir, er denkt, wenn sein Bruder mich jetzt sehen könnte, würde er mir verzeihen." Sans sah mich skeptisch an. „Aber ich nehme an, dass konnte er nur denken, weil ihm noch nicht bewusst war, wie viel du wegen mir alles durchmachen musstest.

Sans seufzte. „Wozu das ganze Theater, Kind?", fragte Sans. „Ich meine, du kannst nicht wirklich glauben, dass ich so dumm wäre, nach allem was du getan hast, noch einmal auf deine Schuldgefühlsmasche hereinzufallen." Ich lachte. „Siehst du es nicht?", sagte ich. „Genau darin besteht das Problem. Für dich ist diese ganze Situation, genauso wie eine Unterhaltung mit mir, nichts neues mehr, weil du es mit tausenden anderen vergleichen und vermutlich sogar ähnliche Muster darin erkennen kannst. Aber für mich ist nicht nur diese ganze Situation, in der ich mich gerade befinde so neu und unbekannt, dass sie mir Angst macht, nein, auch all das, wovon du redest ist für mich die Erzählung einer unglaublich langen und tragischen Geschichte, zu der ich allerdings den größten Teil der Tragik beigetragen haben soll... wobei ich jetzt zusehen muss, wie ich das für mich verarbeiten..." Ich seufzte. „...und wie ich jetzt damit umgehen soll."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 04, 2022 ⏰

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