Ich nahm erneut meinen ganzen Mut zusammen, um Toriel zu sagen, dass ich nicht bei ihr bleiben konnte, doch sie saß nicht mehr in ihrem Sessel. Als ich sie in der Küche suchte, sah ich, wie sie den Kuchen anschnitt. Es dauerte nicht lange bis sie mich im Türrahmen bemerkte. „Oh, bist du schon fertig mit lesen?", fragte sie. „Du warst so vertieft in das Buch, da wollte ich dich nicht stören und ging schon mal in die Küche, um den Kuchen für uns beide vorzubereiten. Ich lachte zufrieden. Die Freundlichkeit dieser Schafsdame war wirklich nicht zu überbieten. „Ich würde gerne ein Stück Ihres selbstgebackenen Kuchens probieren", sagte ich. „Aber danach muss ich Ihnen unbedingt etwas sagen." „Kein Problem", sagte Toriel. „Was immer du auf dem Herzen hast, du kannst mir alles sagen. Aber lass uns erstmal ins Wohnzimmer gehen und den Kuchen essen."
Toriel kochte für uns zu dem Kuchen noch einen Tee, der einen blumigen Geschmack hatte. Als ich sie darauf ansprach, erzählte sie mir, dass der Tee auch goldener Blumentee heißt. Überrascht durch diesen Zufall erzählte ich ihr, dass ich auch eine kleine goldene Blume kennengelernt habe, die mir gesagt hat, dass wir schon lange Freunde wären. Toriel hörte mir interessiert zu und sagte mir, dass sie froh sei, dass ich so gut mit meiner Situation umgehe. „Finden Sie?", sagte ich. „Aber wenn überhaupt, dann nur, weil ich etschlossen bin, meine Fehler wieder gut zu machen." Toriel sah mich überrascht an. „Aber das tust du doch bereits, indem du von nun an ein braves Kind bist", sagte sie. Ich schüttelte den Kopf. „Das reicht nicht", sagte ich. „Erinnern Sie sich an das Buch, das ich vorhin gelesen habe? Da stand drin, dass ihr Monster hier unter der Erde gefangen seid und deshalb habe ich auch vor, euch zu befreien." Toriel sah mich mit großen Augen an. „Aber Kind", sagte sie. „Wie willst du das denn anstellen? Hast du auch gelesen, was dafür nötig ist?" „Ja, habe ich", sagte ich. „Und ich weiß, dass ich einen anderen Weg finden muss. Ich weiß zwar noch nicht, wie dieser Weg aussehen wird, aber zumindest kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich ihn nicht finden werde, solange ich hier in Ihrem Haus bleibe. „Du willst also gehen", sagte Toriel und das ziemlich ernst. „Es tut mir leid", sagte ich. „Ich würde wirklich gerne hier in Ihrem Haus bleiben, aber nachdem was ich jetzt weiß, könnte ich hier niemals glücklich werden." „Du hast mich schon wieder gesiezt", sagte Toriel. „Natürlich könntest du hier glücklich werden. Du könntest hierbleiben und alles vergessen, was dich bedrückt. Du könntest mit mir ein friedliches Leben führen. -Aber du wirst mich niemals akzeptieren, oder?... Wie solltest du auch. Du bist ein Mensch. Und ich ein Monster." Ich erschrak. Ich wollte ihr niemals so ein Gefühl geben. Nach allem, was sie für mich getan hat, hat sie so einen Abschied nicht verdient. „Miss Toriel, bitte", sagte ich. „Es liegt nicht daran, dass Sie ein Monster sind. Es ist nur nicht einfach für mich, Fremde zu dutzen." „Ach", sagte Toriel. „Ich bin für dich also immer noch eine Fremde?" „Es tut mir leid", sagte ich. „Aber selbst wenn ich Sie schon lange kennen sollte, ist es für mich, als lernte ich Sie erst jetzt kennen. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit Ihnen in Ihrer Wohnung verbringen können. Ich wünschte, Sie wären das erste Monster, das ich kennengelernt hätte bzw. an das ich mich erinnern kann." „Aber leider ist das nicht der Fall", erklärte ich. „Ein großes Skelett ist das erste Monster, an das ich mich erinnern kann und seine Vorwürfe führten mir eine große Sünde vor Augen, die ich anscheinend vergessen habe. Und dass er mich am Ende doch nicht bestraft hat, bedeutet, dass er mir die Chance gegeben hat, meine Taten wieder gut zu machen. Aber das kann ich nur, wenn ich aufhöre vor der Verantwortung davonzulaufen und mich bei Ihnen zu verstecken."
Toriel sah mich eine Weile mit großen Augen an, doch dann lächelte sie. „Ich...ich verstehe", sagte sie. „Du kannst nicht glücklich werden, wenn du nicht die Möglichkeit ergreifst, uns zu helfen. Zumindest nicht, nachdem, was du glaubst, getan zu haben und bevor du deine Schuld ausgeglichen hast." „Nun... ja", sagte ich. „Ich bezweifle aber, dass ich jemals in der Lage sein werde, meine Schuld auszugleichen. Aber euch jetzt zu helfen ist das Mindeste, was ich jetzt tun kann, nachdem ich euch so viel Leid beschert habe." „Bist du denn inzwischen überzeugt davon, dass du es getan hast?", fragte Toriel. Ich schüttelte langsam den Kopf. „Der Gedanke ist alles andere als angenehm", sagte ich. „Und am liebsten würde ich mein Gewissen reinwaschen, indem ich mir einrede, dass ich so etwas niemals tun könnte, aber..." „Ich kann mir nicht sicher sein", sagte ich. „Ich bin längst nicht so selbstsicher, wie ich mich manchmal gebe. - Da kam Toriel plötzlich auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Du bist ein schlaues Kind", sagte sie. „Ich bin sicher, du wirst die Antwort finden, die du suchst und...auch wenn du es nicht schaffen solltest, die Barriere zu zerstören, zumindest einen Weg, um dein Gewissen zu beruhigen und andere Monster dazu zu bringen, dich zu akzeptieren."
Ihre Worte zusammen mit ihrer Umarmung gaben mir tatsächlich Hoffnung. Ich erwiderte ihre Umarmung und legte auch meine Hände um ihren Körper. „Vielen Dank, Miss Toriel", schluchzte ich und grub mein Gesicht in ihr flauschiges Fell. Toriel kicherte. „Keine Ursache, Kind", sagte sie. Nachdem wir beide noch eine Weile Arm in Arm zusammen standen, ließen wir uns los. „Kind, wenn du gehen willst, ist da noch eine Sache, die ich dir sagen muss", sagte sie. Ich horchte überrascht auf. „In meinem Keller findest du eine Tür, die aus den Ruinen raus direkt in den Rest des Untergrunds führt. Doch, sobald du die Ruinen verlassen hast, wirst du nicht mehr hierher zurück kommen können." „Huh? Aber wieso?", fragte ich. „Die Tür lässt sich von außen nicht öffnen", erklärte Toriel. „Aber... wenn ich an die Tür klopfen würde, könnten Sie mich doch reinlassen, oder?" Toriel senkte den Kopf. „So gern ich das tun würde, denke ich doch, dass du nicht zurück kommen solltest, wenn du wirklich gehen musst." Ich senkte einsichtig den Kopf. „Ich... ich verstehe", sagte ich. „Aber wenn ich die Barriere gebrochen habe, komme ich zurück, um dich zu holen. Ich werde dich sicher nicht hier in den Ruinen zurücklassen." Toriel schaute mich überrascht an. Dann lächelte sie. „Du hast mich gerade zum ersten mal von alleine geduzt", sagte sie. „Vielleicht besteht ja wirklich noch Hoffnung." „Es besteht immer Hoffnung", sagte ich. Und wollte an diese Worte auch für mich selbst glauben. Selbst wenn ich in der Vergangenheit einige Fehler gemacht haben sollte, ich war entschlossen es von jetzt an besser zu machen. Ich winkte Toriel noch einmal zum Abschied und ging dann in den Keller. Und zuletzt durch eine große Tür.
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Disbelief Papyrus-Und was mache ich hier?
FanfictionPapyrus glaubt nicht mehr an den Menschen. Er wollte ihn niemals ernsthaft verletzen, er wollte sogar seinen Traum, in die Königsgarde zu kommen, aufgeben, nur um dem Menschen zu zeigen, was Freundlichkeit und Gnade ist und ihm zu helfen wieder auf...