Der Ausbruch

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Papier und Stifte lagen vor mir. Vorsichtig sah ich mich um und keiner schien mich zu beachten außer Darius, der mich nervös von der Seite musterte.

Uns war klar, dass wir nicht erwischt werden durften, deswegen benötigten wir ein Ablenkungsmanöver, dass man mir nicht so schnell nach weisen konnte. Da aber alles von diesem Stück Papier abhing, durften sie meine Schrift nicht erkennen, denn sonst wüsste Mr. Mason garantiert, dass wir etwas planten. Ich nahm den Stift also in die linke Hand, obwohl ich Rechtshänderin war.

Es war seltsam den Stift in der Linken zu halten, ich hatte so gut wie kein Gefühl für den Stift. Ich begann zu schreiben so ordentlich es mit der Hand möglich war.

Kurz betrachtete ich den Zettel und ich muss sagen, es war gar nicht schlecht geworden, man konnte nicht erkennen, dass ich ihn geschrieben hatte. Die Zeilen sahen so aus, als hätte ein Junge schnell etwas hingekritzelt. Perfekt!

Ich drehte den Zettel so, dass Darius ihn lesen konnte. Zufrieden nickte er mir zu.

Ich wusste genau, dass Mr. Jones nach dieser Stunde den Flur entlang laufen wird. Das bringt die Routine glücklicherweise mit sich, man muss nur beobachten und die richtige Gelegenheit nutzen.

Als der Unterricht beendet war, liefen alle Schüler auf den Flur. Darius und ich liefen relativ weit hinten. Mitten im Gang ließ ich den Zettel fallen, keiner der anderen schien ihn bemerkt zu haben. Aber gerade als wir um die Ecke bogen, warf ich einen letzten Blick auf den Gang und ich sah Mr. Jones, wie er den Zettel schnell aufhob, ihn auffaltete und zu grinsen begann.

Sehr gut der Köder ist gelegt, bleibt nur zu hoffen, dass alle Fische anbeißen.

Wir liefen alle zum Essen, natürlich wurden wir mal wieder von etlichen Erwachsenen begleitet.

Wir betraten die Cafeteria, ich beschleunigte kurz meine Schritte und rempelte Finn leicht an, dabei steckte ich ihm einen der beiden nachgemachten Schlüssel zu (da ja er ja nicht mit uns im Zimmer war). Finn lief unbeirrt weiter.

Als wir unser Essen geholt hatten, setzten wir uns an einen Tisch, der eher am Rand stand, denn die Zeit im Speisesaal war meist die einzige Möglichkeit, uns zu dritt über unser Vorhaben auszutauschen.

Finn hob erwartend eine Augenbraue und fragte: "Hat er den Zettel gefunden??"

"Ja allerdings, dass hat er.".

Dann meinte Finn grübelnd: "Wieso war es dir eigentlich so wichtig, dass gerade Mr. Jones ihn bekommt und nicht etwa, Mr Mason oder ein anderer Erwachsener?!".

"Nun ja bei Mr. Mason hätte die Gefahr bestanden, dass er vielleicht gesehen hätte, dass ich den Zettel fallen lassen hab, da er mich meistens genau im Auge behält und dass hätte und uns in Schwierigkeiten bringen können.

Die anderen Erwachsenen, wären wahrscheinlich zu unaufmerksam gewesen und hätten das Stück Papier entweder übersehen oder es einfach ignoriert.
Mr. Jones hingegen fühlt sich in, wegen Mr. Mason in seiner Ehre gekränkt und versucht alles, um wieder besser da zu stehen.", antwortete ich mit einem schelmischen Grinsen.

Die anderen beiden lächelte ebenfalls.

"Übrigens habe ich dir vorhin den Schlüssel zu gesteckt", ergänzte ich flüsternd.

Finn nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte, dann fragte er: "Was genau hast du eigentlich auf den Zettel geschrieben?".

"Ich hab geschrieben: 'Seid bereit! Falls nötig, Auslösen des Feueralarms für das Treffen in der Sporthalle um 22:30 Uhr. ".

Darius Grinsen wurde breiter: "Und aufgrund des selbstzufriedenen Grinsen von Mr. Jones geh ich davon aus, dass er den Köder geschluckt hat.".

Wir fingen alle an zu lachen. Das tat mir unglaublich gut, da es die Spannung in mir ein wenig löste.

Bevor ich aufstand, sagte ich noch: "Nun gut Gentlemen haltet euch an den Plan, aber seid wachsam", mit einem Zwinkern fügte ich noch hinzu, "Und möge das Glück stets mit euch sein!".

Die nächsten Stunden schienen sich ewig hinzu ziehen. Im Kopf ging ich immer wieder den Plan durch und spielte alle Szenarien im Kopf ab, außerdem überlegte ich, was schief laufen könnte und wie wir die Situation dann retten könnten.

Abends wurden wir wieder zu unserem Zimmer gebracht. Wie von uns verlangt wurde, drehten wir uns um.
Vorsichtig holte ich das Spiegeltstück heraus (was ich am Morgen vom Spiegel in unserem Bad abgebrochen hatte).

Ich richtete ihn unauffällig so aus, dass ich das Tastenfeld in meinem Rücken erkennen konnte. Einer der Männer tippte die Zahlen: '352786'. Sofort steckte ich die Spiegelscherbe wieder ein und wiederholte die Zahlen im Kopf.

Als wir allein im Zimmer waren, gingen wir schnell noch ein letztes Mal duschen. Wir legten uns kurz hin, um uns ein wenig auszuruhen, dabei unterhielten wir uns leise.

Ich schaute auf die Uhr, es war 22 Uhr.
Es war soweit, innerlich war ich am explodieren. Wir hatten endlich die Chance, diesem nichtendenden Alptraum zu entkommen. Ich war dafür verantwortlich, ob es gelang oder ob wir scheitern werden. Gleichzeitig war mir bewusst, dass Darius und Finn Zuversicht brauchten! Sie brauchten jemanden in diesem Moment, der sie anspornte und der ihnen Hoffnung gab. Ich konnte, wollte und durfte sie einfach nicht enttäuschen!

Deswegen versuchte ich mich zu beruhigen. Und es gelang mir! Nach außen hin strahlte ich Ruhe aus.

Schnell stand ich auf und nahm den 'Schlüssel heraus, während Darius den Enterhaken holte.

Schnell gab ich die Zahlen '352786' ein, der Code wurde akzeptiert! Dann steckte ich den Schlüssel ins Schloss, Darius und ich hielten gleichzeitig den Atem an.

Vorsichtig versuchte ich den Schlüssel zu drehen, aber das Ende, was ich in der Hand hielt, brach ab.

Geschockt sah mich Darius an und rief verzweifelt: "Was sollen wir denn jetzt machen?".

"Mist ich hatte schon den Verdacht, dass die Verbindung zwischen Bart und Ende von unserem Schlüssel relativ dünn ist", ich wollte Darius beruhigen, deswegen meinte ich: "Aber keine Sorge Darius es gibt immer einen Plan B" und lächelte ihn zuversichtlich an.

Schnell nahm ich eine Haarnadel aus meinem Haar, das ich mal wieder zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.

Ich öffnete die Haarnadel einen Spalt breit und umfasste damit den Bart des Schlüssels, der im Schloss steckte. Ich drehte mein Handgelenk entgegen des Uhrzeigersinns.

Und tatsächlich ließ sich der Schlüssel drehen, ein Klicken war zu hören und Tür ließ sich öffnen!

Kurz schaute ich mich im Gang um doch keiner war zu sehen, deswegen traten wir aus dem Zimmer. Leise schloss ich hinter uns die Tür.

Wieder war ein Klicken zu hören und Finn trat aus der Tür, die sich uns gegenüber befand.

Es hatte funktioniert!!!! Ich war unglaublich fröhlich, jedoch riss ich mich schnell wieder zusammen, denn noch waren wir nicht draußen.

Leise schlichen wir die Treppe hinunter und zur Hintertür hinaus, die glücklicherweise mal wieder offen war.

Es war schon ziemlich dunkel und zu unserem Nachteil war es ziemlich kühl draußen. Ein leichter Wind blies mir die Strähnen aus dem Gesicht.

Ich kniete mich auf den Boden und grub das Seil aus, was ich den Tag zu vor deponiert hatte. Trotz der Dunkelheit konnte ich das Lächeln auf den Gesichtern von Darius und Finn erkennen.

Schnell liefen wir zu den nächstgelegenen Büschen und versteckten uns. Wir wartenden eine gefühlte Ewigkeit.

Plötzlich waren Schritte zu hören und wir sahen die Erwachsenen wie sie zur Turnhalle liefen. Soweit ich es erkennen konnte, dürften es fast alle sein, die heute Dienst hatten. Es waren höchstens eine oder zwei Personen bei der Unterkunft der Erwachsenen zurückgeblieben.

Als sie weit genug entfernt waren, stand ich entschlossen auf und lief mit sicheren Schritten zum hinteren Teil des Geländes. Durch die stetigen Schritte hinter mir, wusste ich, dass Darius und Finn mir folgten.........................

Boot Camp 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt