Allein in der Dunkelheit

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Ich saß an der Wand und konnte mich nicht bewegen. Immer wieder versuchte ich meine Handgelenke frei zu bekommen, aber es gelang mir einfach nicht.
Ich war ganz allein. Es gab niemanden, der mir helfen konnte, niemand der mit mir sprach, niemanden dem ich etwas erzählen konnte, niemanden.

Ich wusste nicht, wie lange ich dort schon saß, es hätten Tage, aber genauso gut Wochen sein können, die Dunkelheit nahm mir jegliches Zeitgefühl.

Dunkelheit.....

Die Dunkelheit hatte ich noch nie als etwas Schlechtes empfunden. Im Gegenteil, ich mochte sie sogar. Sie hat so etwas beruhigendes, sie lässt einen nachdenken, ohne einen durch ständige Reizüberflutung abzulenken.
Manchmal kann man sogar seine Probleme für einen Moment vergessen, da man sie nicht ständig vor Augen hat.

Aber diese Dunkelheit hatte nichts beruhigendes, nichts grüblerisches.

Ich konnte nichts tun, damit die Zeit schneller verging.

Also saß ich da und wartete. Ich wartete und wusste nicht mal worauf....

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Luft! Ich brauche Luft! Ich war eingeschlafen, schnell schlug ich die Augen auf und konnte den schweren Stiefel sehen, der auf meinem Brustkorb ruhte.

Langsam nahm Mr. Mason seinen Fuß runter.

Meine Lungen sogen sämtlichen Sauerstoff auf, den sie in diesem Moment fanden.

"Du scheinst dich wieder etwas beruhigt zu haben, nach dem Tag hier drin", stellte er mit einem Grinsen fest. Dieses Grinsen, ich hatte es schon bei Mr. Jones gehasst.

"Ein Tag nur?".

"Ja tatsächlich hast du nur einen Tag bisher hier drin verbracht. Es ist einfach unglaublich, wie die Isolation es schafft, einen relativ kurzen Zeitraum in eine Ewigkeit zu verwandeln, findest du nicht?
Das hier ist ein 'Beruhigungsmittel', es wird deine Arm und Beinmuskulatur für ungefähr eine Stunde lähmen, damit ich dir in der Zwischenzeit längere Ketten anlegen kann, so kannst du dich jederzeit zur Toilette bewegen.".

Und tatsächlich konnte ich, dank des schwachen Lichtscheins, der durch die halboffene Tür fiel, eine Toilette rechts von mir erkennen. Ich spürte einen kurzen Druck an meinem Hals. Meine Extremitäten begannen sofort zu kribbeln, bis ich sie nicht mehr bewegen konnte.

Der Druck an meinen Handgelenken ließ nach. Ich hatte das Bedürfnis meine Arme zu strecken oder meine Handgelenken zu kreisen, um sie zu lockern, aber ich konnte nicht mal mehr einen Finger rühren.

Schnell fesselte er mich wieder und ohne ein weiteres Wort zu sagen, verließ er den Raum.

Eine Stunde nur noch, dachte ich und fing an diese runter zuzählen............

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Das Gefühl seine Gliedmaßen nach langer Zeit wieder etwas bewegen zu können ist echt unglaublich. Leider blieb mir keine Zeit länger darüber nachzudenken, denn meine Blase meldet sich. So schnell es ging, lief zur Toilette, die ja nicht weit von mir entfernt war (und dabei versuchte nicht ständig über die Ketten zu fallen).

Nachdem ich fertig war, wusch ich mir in dem kleinen Waschbecken daneben die Hände und versuchte einen Schluck zu trinken. Das Ganze gestaltete sich schwieriger, als zuvor erwartet, denn in absoluter Dunkelheit, in einem unbekannten Raum, mit gefesselten Händen, all diese Bewegungsabläufe zu koordinieren, war sehr mühsam.

Danach setzte ich mich wieder hin. Eigentlich wollte ich warten und schauen, was als nächstes geschehen wird, da fielen mir auch schon die Augen.
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Ich wachte auf, weil mir plötzlich sehr kalt war. Mir lief das Wasser übers Gesicht, die hatten mich mit eiskaltem Wasser übergossen. Ich konnte zwar nichts sehen, aber ich war sicher, dass diese Person oder auch diese Personen noch im Raum waren.

Noch war nichts zu hören.

Ein Schmerz durchfuhr mich, jemand hatte mir in den Magen getreten.
Ich versuchte diese Person zu erwischen, aber stattdessen trat mir jemand in die Seite, ich strampelte um mich, um weitere Angriffe abzuwehren, da ich wegen der Ketten kam eine Chance hatte, gegen diese Person anzukommen.

Doch ich wurde festgehalten und mir wurde nochmals in Bauch getreten, von da an wusste ich, dass es mehrere waren. Der Tritt war so kraftvoll, dass mir für einen Moment die Luft wegblieb. Dann fing ich an zu husten. Es schmerzte furchtbar, ich hatte das Gefühl, dass es mit jedem Atemzug schlimmer wurde.

Ich versuchte schon gar nicht mehr mich zu wehren, weil ich wusste, dass ich diese Runde verloren hatte.

Sie traten auch gegen meine Beine. Mein Körper fühlte sich an, als wäre ich vom Fünfmeterbrett, mit einem Bauchklatscher auf dem Wasser gelandet.

Mein Kinn wurde hochgerissen und jemand schlug mir ins Gesicht. Dann ließen sie endlich von mir ab. Ich hörte noch wie sie etwas abstellten und sich mit schnellen Schritten entfernten. Doch auch als der Schein des Lichtes vom Türschlitz auf sie fiel, konnte ich niemanden erkennen, denn sie trugen alle drei schwarze Kleidung und eine weiße Maske.

Ich blieb kurz auf dem Boden liegen und sammelte meine restliche Kraft zusammen, um mich zu dem zu bewegen, was sie auf den Boden gelegt hatte.

Langsam tastete ich den Boden ab. Und tatsächlich fanden meine Finger etwas.

Die Oberfläche war relativ glatt und fest, ich nahm es in die Hand. Eine Seite rund und die andere eben und weich. Ich hob es zu meinem Gesicht und roch daran. Mit diesem Duft war ich bestens vertraut. Das Wasser lief mir sofort im Mund zusammen. Schnell Biss ich hinein.

Ich hatte schon viel zu lange nichts mehr gegessen. Der Brotkanten schmeckte ziemlich altbacken, aber das war mir in diesem Moment absolut egal. Ich hatte das Bedürfnis es so schnell wie möglich runter zu schlingen. Aber ich wusste genau je länger Zeit ich mir beim Essen ließ, desto länger wird das Sättigungsgefühl anhalten .

Mit viel Selbstbeherrschung schaffte ich langsam abzubeißen und jeden Bissen ordentlich durchzukauen.

Währenddessen musste ich daran denken, wie hilflos ich vorher noch gewesen war. Völlig ausgeliefert.
Mir war natürlich klar, dass sie genau das bezwecken wollten.

Aber das nächste Mal werde ich vorbereitet sein...,,,,,,,,,,,,

Boot Camp 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt