Verfolgt

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Es begann zu dämmern und meine Augenlieder wurden immer schwerer, aber ich musste wachsam sein. Leise griff ich nach dem Rucksack und holte eine der Wasserflaschen raus.

Ich versuchte vorsichtig, den zerfetzten Stoff an meinen Beinen etwas hoch zu schieben, sodass meine Schienbeine freigelegt wurden. Doch dies erwies sich schwieriger als erwartet, denn das Blut war zum Großteil von der Hose aufgesogen worden und war somit Teil der Kruste, die meine Wunden bedeckte.

Deshalb nahm ich mir ein Messer und steckte es mir zwischen die Zähne. Ich griff nach dem Stoff an meinen Beinen und kniff die Augen zusammen. Mit einer schnellen Bewegung riss ich den Stoff hoch zu meinen Knie. Die Haut meiner Schienbeine begann sofort zu brennen, als hätte sie jemand mit Benzin übergossen und angezündet. Ich hätte laut aufgeschrien, wenn sich meine Zähne nicht auf das Messer gepresst hätten.

Schnell begutachtete ich meine Beine und konnte sehen wie frisches Blut meine Haut hinunter rann. Ich beugte mich ein wenig vor, um eine bessere Sicht zu haben und entfernte zunächst die metallischen Reste, die vom Stacheldraht auf der Mauer stammten.
Als nächstes nahm ich die Wasserflasche und nachdem ich sie geöffnet hatte, goss ich vorsichtig etwas davon über meine Schienbeine, dabei bedacht darauf nichts zu verschwenden, obwohl mich erneut eine Welle des Schmerzes überrollte.

Der Dreck löste sich aus meinen Wunden, ich nahm das Messer aus dem Mund keuchte erleichtert auf.

Ich hörte ein Rascheln im Gras hinter mir und sprang sofort auf die Füße, bereit demjenigen an die Kehle zu springen.

Im Augenwinkel erspähte ich eine Gestalt, blitzschnell drehte ich mich um und drückte die Person zu Boden.

Mit erhobener Faust war ich über die gebeugt, als ich Finns Gesicht erkannte. Dieser fing an zu lachen und meinte: "Ruhig blut Tiger ich bin es nur.".

Langsam ging ich von ihm runter und streckte ihm meine Hand entgegen, um ihn hochzuziehen.

Als wir beide uns gegenüber standen, sagte ich ernst: "Schleich dich lieber nicht nochmal so an, sonst musst du demnächst mit den Spuren meiner Faust im Gesicht herum laufen" und fing dann an zu lachen.

Ich setzte mich auf den Boden und Finn tat es mir gleich.

"Das sieht echt übel aus", meinte Finn und deutete dabei auf meine Beine.

Ich lächelte ihn an und sagte: "Ach das ist halb so schlimm, wie es aussieht".

Finn beäugte mich misstrauisch: "Versuch nicht mir weis zu machen, dass es nichts ernstes ist. Wie du dich vielleicht darin erinnern kannst, hatte ich das Zeug auch in meinem Rücken stecken, als bei dir auf den Balkon geklettert bin. Ich weiß noch genau, wie fürchterlich gebrannt das gebrannt hat! ".

Schmunzelnd an diese Erinnerung hab ich zu: "Ja es tut weh, bist du jetzt zufrieden?!".

Er grinst mich an: "Wenn du es genau wissen willst ja! Du brauchst nicht immer so zu tun als würde die das alles nichts ausmachen, ich mein es ist menschlich Emotionen zu zeigen.", sein Blick wurde ernst, " Es tut mir unglaublich leid, immerhin ist ja meine Schuld, dass du dich verletzt hast!".

Finn sah schuldbewusst zu Boden.

"Finn schau mich an", er hob langsam seinen Kopf und sah mich mit seinen strahlend blauen Augen an, "es war nicht deine Schuld! Als ich gesehen hab, wie du wegrutschst, war mir klar, wie ich reagieren muss. Und ich bin mir vollkommen sicher, dass du und Darius das selbe für mich getan hätten".

Finn begann zu lächeln und legte mir seinen Arm um die Schulter und ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab.

"Wieso hast du eigentlich nicht um Hilfe gerufen, immerhin war es ziemlich tief und du wusstest nicht, wie lange ich dich halten kann.....".

Boot Camp 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt