Der Ausbruch Teil 2

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Es wurde immer kühler und eine leichte Gänsehaut überfuhr mich. Nur unser Atem und das rascheln unserer Schritte im Gras war zu hören.

Ich konnte das Gebäude der Erwachsenen in einiger Entfernung erkennen. Ein Mann stand draußen und rauchte ansonsten war niemand zu sehen.

Ich drehte mich zu Darius und Finn um und meinte: "Ihr werdet ihn ablenken.", dabei wies ich mit der Hand auf dem Mann hinter dem Gebäude, "am besten ihr werft ein paar Steine in die Büsche, damit könnt ihr seine Aufmerksamkeit gewinnen, während ich uns das Nötigste besorge.".

Beide nickten zu stimmend. Schnell lief ich zum Gebäude, dabei machte ich einen großen Bogen, um den Mann. Ich schlich am Haus entlang und sprintete dann zum Eingang.

Die Tür war nicht verschlossen, das wunderte mich nicht sonderlich, da die Erwachsenen ja der Meinung waren, dass wir uns entweder in unseren Zimmern aufhielten oder uns in der Turnhalle befinden.

Interessant wie man sich doch täuschen kann.

Ich betrat das Gebäude, ich ging zu erst in die Küche und inspizierte die Essensvoräte. Sie hatten viel Obst und Gemüse, aber andere Dinge.

Zuerst nahm ich mir zwei große Wasserflaschen aus dem Kühlschrank, dann noch 3 Äpfel, 3 Birnen, ein paar Riegel und Toastbrot. Zufrieden packte ich alles auf den Küchentisch.

Als nächstes lief zum ersten Schlafzimmer, doch plötzlich stockte mir der Atem. Ein Mann stand vor mir im Zimmer, glücklicherweise hatte er mir den Rücken zugewandt. Schnell lief ich zurück in die Küche.

Was sollte ich jetzt bloß tun? Ich durfte keinesfalls erwischt werden!

In diesem Moment sah ich nur einen Weg, ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit, doch uns lief die Zeit davon.

Ich schnappte mir eine Bratpfanne und schlich zurück in das Schlafzimmer. Ich atmete kurz tief ein und schlug dem Mann die Pfanne gegen den Kopf. Ein leises stumpfes Geräusch war zu hören, der Mann fiel auf das Bett vor ihm nieder.

Schnell durchsuchte ich die Schlafzimmer, dass größte schien dem Direktor Mr. Sanders zu gehören, ich öffnete den Kleiderschrank und suchte ein paar Krawatten heraus. Mit diesen ging ich schnell zurück, ich fesselte und knebelte den Mann damit. Dann rollte ich ihn aus dem Bett und schob ihn darunter.

Als nächstes durchsuchte ich sämtliche andere Schränke und nahm einen Rücksack drei T-Shirts und drei Jacken mit. Zudem steckte ich noch eine Fleecedecke ein, ein Messer und das Essen aus der Küche und ich legte die Pfanne zurück an ihren alten Platz.

Nachdem ich den Rucksack geschultert hatte, lief ich zurück zu den Jungs. Der Mann der geraucht hatte, war nicht mehr zu sehen, offensichtlich hatten sie es geschafft ihn wegzulocken.

Bei den zweien angekommen, kramte ich die T-Shirts und die Jacken aus dem Rucksack.

"Wir ziehen die T-Shirts jetzt über unsere orangenen, damit wir später nicht all zu sehr auffallen.".

Als wir fertig angezogen waren, navigierte ich die beiden zu der Stelle, die ich beim Unkrautbeseitigen ausfindig gemacht hatte.

Samt Seil und Rucksack kletterte ich auf den Baum, Darius und Finn folgten mir. Dann verband ich das Seil mit dem Enterhaken. Ich holte aus und versuchte den Enterhaken auf die Mauer zu schwingen. Leider war das schwieriger, als gedacht, aufgrund der Länge des Seils.

Als der Enterhaken sich endlich im Stacheldraht verfing, seufzten wir erleichtert.

Ich schwang mich mit dem Seil zur Mauer und zog mich dann hoch.
Vorsichtig platzierte ich einen Fuß rechts und einen Fuß links vom Stacheldraht ohne ihn dabei zu berühren.

Ich drehte mich zu Darius und Finn wieder um und warf ihnen das Ende des Seil zurück. Darius schwang sich gekonnt zu mir rüber und stellte sich neben. Dann bekam Finn das Seil.

Auch er schnellte hinüber, ergriff die Mauerkante und wollte sich zu uns hochziehen, doch er rutschte ab.

Schnell ging ich in die Knie, packte seine Hand und Darius ergriff schnell meine Hüfte. Der Stacheldraht bohrte sich tief in mein Schienbein, es brannte unvorstellbar, es fühlte sich an, als würden sich heiße Flammen in meine Haut fressen.

Finn war ziemlich schwer und ich wusste nicht, wie lang ich ihn noch halten konnte. Unsere Hände fingen an zu schwitzen vor Nervosität, Finn rutschte mir immer mehr aus der Hand.

Ich war für Finn verantwortlich, immerhin war es meine Schuld, dass er sich in dieser Situation befand. Ich wollte sein Leben nicht riskieren.
Vielleicht sollte ich einfach nach Hilfe schreien, sodass die Erwachsenen uns zur Hilfe kommen konnten.

Keinesfalls wollte ich, dass Finn's Blut an meinen Händen klebt.

Ich holte tief Luft, immerhin wollte ich sichergehen, dass ich auch gehört wurde.

Kurz schaute ich Finn in die Augen und konnte groß Angst sehen. Aber da war noch etwas anderes, der Wille es zu schaffen, der Wille endlich hier raus zu kommen.

In diesem Moment ist ist mehr klar geworden, dass er nicht versucht sich festzuhalten um zu überleben, sondern er kämpft, weil er nicht wieder freiwillig in die Höhle des Löwen zurückzukehren. Sonst hätte er schon längst selbst um Hilfe gerufen.

Meine Muskeln zitterten, ich war völlig fertig, aber ich ließ ihn nicht los, im Gegenteil mein Griff wurde fester, Adrenalin durchströmte meine Adern. Ich zog Finn mit beiden Armen so hoch es möglich war.

Dann ergriff er mein eines Bein und hiefte sich den Rest selbst auf die Mauer. Als er sicher stand, nahm ich sofort mein Bein vom Stacheldraht und spürte, wie das warme Blut mein Schienbein entlang lief. Fest biss ich auf meine Unterlippe, um nicht laut zuschreien.

Aber um mich selbst zu bemitleiden, fehlte die Zeit. Ich presste meinen Kiefer zusammen und zog das Seil hoch, um es auf der anderen Seite wieder hinunter zu lassen.

Das Seil endete knapp 2 Meter über dem Boden.

Finn kletterte zuerst die Mauer hinunter, dabei stand ihm der Schock immer noch deutlich ins Gesicht geschrieben.

Als nächstes ließ sich Darius hinunter. Und zum Schluss war ich der Reihe.
Samt Rucksack, hangelte ich mich bis zum Ende des Seils, dann klammerte ich mich mit meinen Beinen fest, setzte den Rucksack ab und warf ihn Finn zu.

Dann ließ ich das Seil los und als ich auf dem Boden traf, rollte ich mich ab.

Ich stand auf und kurze Zeit waren alle Schmerzen vergessen, denn wir hatten das Unmögliche möglich gemacht. Wir waren ausgebrochen, aus diesem mit Mauern umringten Alptraum!!

Wir fielen uns alle in die Arme und begannen zu lachen. Erneut breitete sich Gänsehaut auf meinem Körper aus, aber dieses Mal nicht aufgrund der Kälte, denn meine Jacke und die zwei T-Shirts darunter hielten mich warm.

Nein es war etwas anderes, es lag an einem Gefühl, dass mich überkam.

Glück, ich wurde von Glück und Euphorie nur so überschwemmt. Und ich konnten in den Gesichtern der anderen beiden das Gleiche erkennen.

Ihre Augen sprühten nur so von Freude.

Nachdem das Lachen allmählich verklangen war, sagte ich: "Wir haben es geschafft diese riesige Mauer zu überwinden. Ich mein zusammen ist uns das angeblich 'Unmögliche' gelungen!! Also los auf ins unbekannte Terrain!".

Wieder begannen wir zu lachen und marschierten in den dichten, dunklen Wald, nicht wissend, wie viel Zeit uns noch blieb, bis sie bemerken, dass wir ausgebrochen sind.........................

Boot Camp 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt