Der Plan

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Ich setzte mich zu Darius und Finn, beide sahen mich nur verwirrt an.
Kurz stocherte ich in meinem Kartoffelbrei herum und drehte meine Tablett ein wenig in ihre Richtung, dort konnte man erkennen: 'M-Toilette Hauptgebäude'.

Ich grinste sie kurz verschmitzt an und sie erwiderten mein Lächeln, dann setzte ich wieder meine Trauermiene auf. Schnell schlang ich mein Essen runter, denn mein Hunger war immens.

Wir schwiegen während des Essens, aber es war kein unangenehmes Schweigen.

Ich wusste nicht, ob sie ahnten, was sie erwarten würde, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie wussten, dass es nicht erlaubt war. Sie standen beide auf und verließen den Saal.

Mein Blick fiel kurz auf die Uhr, die 7:50Uhr anzeigte.

Ich brachte meine Tablet weg und natürlich folgten mir sofort zwei Begleiter. Ich ging hinaus. Frische Abendluft strömte mir entgegen. Ich atmete tief und entspannte mich etwas.

Wir betraten das Hauptgebäude und steuerten auf die Treppe zu, doch ich blieb stehen. Beide Männer sahen mich verwundert an.

"Mir ist ein wenig übel, ich muss mal ganz kurz auf Toilette.". Es klang nicht ganz überzeugend, aber ihnen schien es zu reichen. Schnell ging ich entschlossen auf die Tür zu, aus dem Augenwinkel heraus, konnte ich sehen, dass der eine etwas sagen wollte, aber ich verschwand schnell hinter der Tür. Ich ging zu den Kabinen und sah beide, wie sie mich erwartent anschauten.

"Wieso mussten wir uns gerade auf der Mädchentoilette treffen?", fragte Finn peinlich berührt.

"Ich sag es mal so, der größte Teil, der Erwachsenen ist männlich, damit ist die Chance, dass hier gleich einer von ihnen herein kommt, relativ gering."

"Gut das klingt logisch, aber ist jetzt nicht wichtig. Was haben sie dir angetan Sky? Ich mein du warst wirklich lange weg.....", fragte Darius mitleidig.

"Sie haben mich in einen absolut dunklen Raum gesperrt und damit mir nicht langweilig wurde, haben mir ihre Fäuste immer mal wieder Gesellschaft geleistet....."meinte ich sarkastisch, die Frustration darüber, war dabei deutlich in meiner Stimme zu hören.

Alle schwiegen für einen Moment.

"Ich habe euch natürlich nicht ohne Grund hier her gebeten. Zurzeit ist Mr. Mason sehr wachsam, er weiß, dass ich mich nicht geändert habe, doch ihm fehlen die Beweise. Deswegen sind wir jetzt hier.... Das was ich euch gleich zeigen werde, könnte jedem von uns unvorstellbar großen Ärger einbringen, also wenn ihr nicht bereit seit alles zu riskieren, dann solltet ihr jetzt lieber gehen.".

Beide sahen mich entschlossen und nickten mir aufmunternd zu.

"Darius greif bitte in deine Hosentasche. Als ich vorhin schnell den Saal verlassen musste, habe ich dir etwas in die Hosentasche gesteckt.".

Er griff in seine Tasche und holte es heraus, betrachtete es kurz und zeigte es dann Finn. Beide hatten nachdenklich die Stirn in Falten gelegt und starrten es an.

Dann meinte Finn: "Das ist doch nur ein Stück Fugensilikon......".

"Nein das ist unser Schlüssel in die Freiheit!".

Beide sahen mich irritiert an.

"Wenn man allein in der Dunkelheit sitzt, dann nimmt man andere Dinge natürlich viel bewusster war. Mir fiel dieser dezente Geruch auf, der in der Luft hing und da ich wusste, dass er von der Wand ausging, tastete ich sie ab. Meine Finger stießen auf dieses frische weiche Silikon in der Fuge, zwischen Wand und Boden.
Und da kam mir eine Idee.
Beim nächsten Besuch der Erwachsenen überwältigte ich diese und stahl einem den Schlüssel. Ich tat verzweifelt und alle hatten wahrscheinlich gedacht, dass er den Schlüssel irgendwo verloren hat. Als ich wieder allein war, löste ich das frischste Stück Silikon heraus und nahm einen Abdruck des Schlüssels von beiden Seiten. Dann musste ich warten, sehr sehr lange warten, bis sie mich wieder rausließen, aber der Gedanke an diesen Hoffnungsschimmer, hat mir unglaublich dabei geholfen durchzuhalten.", stolz hielt ich das Silikon in die Luft, "Auf dem Weg zum Speisesaal hab ich den Schlüssel unauffällig auf die Wiese fallen lassen. Irgendwie muss Mr. misstrauisch geworden sein, aber da ich das Silikon noch schnell Darius zu gesteckt hatte, konnte er mir wieder nichts beweisen.".

"Das ist ja schön und gut, aber was nützt uns der Abdruck, ohne einen professionellen Schlüsseldienst??".

"Dafür brauche ich nur etwas Plastik und ein Feuerzeug. Das müssen wir uns noch beschaffen, danach erkläre ich euch, wie es weiter geht. Das Plastik zu beschaffen, dürfte nicht das größte Problem sein, dafür müsste nur einer von uns eine Plastikschale aus dem Speisesaal 'ausleihen' .".

"Das kann ich ja übernehmen, denn wenn dich jemand erwischt, weiß Mr. dass du etwas damit geplant hast.", meinte Finn

"Ich weiß auch schon, wo wir das Feuerzeug her bekommen. Ich habe mal an einem stressigen Tag, einen der Erwachsenen rauchen sehen. Und der steht gerade da draußen und wartet auf Finn. Am besten lenkt ihr ihn ab und ich hol mir das Feuerzeug.", dabei lächelte Darius zufrieden.

"Sehr gut ich weiß auch schon wie. Finn geh einfach vor mir aus der Mädchentoilette.".

Er schaute mich kurz verwundert an und ging dann auf die Tür zu.

Er öffnete sie, aber bevor hinaustreten konnte schubste ich ihn raus. Mein Gesicht war wutverzerrt.

"Was fällt dir eigentlich ein? Du Spanner!! Ich hätte dich für reifer gehalten Finn!", bedrohlich trat ich dabei auf ihn zu und er lief rückwärts.

Die Männer schauten uns an, machten aber nicht den Anschein eingreifen zu wollen.

"Das ist krank Finn!".

"Aaa.... aber d....ddas war keine Ab... ssicht.....".

Finn lief weiter rückwärts, bis er gegen die Wand stieß.

"Das war nicht deine Absicht? Nein
natürlich nicht, du hast dich bestimmt nur in der Tür geirrt. Ich mein, dass ist ja kein Wunder, wenn an der Tür nur groß dran steht Mädchen, das war einfach zu uneindeutig.....".

Die Erwachsenen mussten sich ein Lachen verkneifen.

Im Augenwinkel sah ich Darius, der aus der Mädchentoilette schlich. Aber die anderen standen noch zu nah. So konnte er unmöglich das Feuerzeug unbemerkt stehlen. Als atmete ich kurz tief ein und verpasste Finn eine saftige Ohrfeige. Das Klatschen war deutlich zu hören.

Meine Hand hatte deutliche Spuren auf Finn's Wange hinterlassen.

Alle waren ruhig geworden, niemand sagte oder tat etwas.Das konnte nur bedeuten, dass..........

Bevor ich regieren konnte, wurde ich gegen die Wand gepresst. Ich wollte mich aus seinem Griff entwinden, aber er war fest und unnachgiebig.

"Das ist unfair, ich bin nicht diejenige, die sich auf der falschen Toilette aufgehalten hat!".

"Und schon wieder machst du Ärger.... Lernst du denn gar nichts bei mir?"

Ich drehte meinen Kopf und konnte Mr. Mason sehen. In seiner arroganten Art fuhr er fort: "Jetzt wirst du schon handgreiflich gegen andere Jugendliche.... Wo soll das bloß hinführen.", dabei grinste er amüsiert

"Wenn ich in ihre Privatsphäre eindringen würde, würden Sie sicherlich genauso reagieren!", rief ich gespielt wütend.

"Du suchst immer noch die Schuld bei anderen, wie kann man nur so starrköpfig sein.", sein Grinsen verbreiterte sich.

"Aber Sir Sie werden mich doch nicht für diesen kleinen Fehltritt bestrafen, ich mein jeder kann doch mal einen Fehler machen, wie sagte Cicero damals? Irren ist menschlich.".

"Es ist zwar bewundernswert, dass du Zitate von weisen Leuten verwendest, um den Konsequenzen entgehen zu können, aber leider muss ich dir sagen, dass es dir bei mir nichts nützen wird. Bringt sie in mein Büro!", dabei betonte er 'mein' besonders.

Als mich zwei der Männer den Flur entlang schoben, hörte ich noch Mr Jones sagen: "Und nun zu dir Finn!", dabei war der fiese Unterton deutlich zu vernehmen.................

Boot Camp 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt