Kapitel 4

83 1 0
                                    

Na endlich, ich habe schon gedacht, die gehen gar nicht mehr außer Haus! Schnell schnappte ich mir meinen Rucksack und machte mich auf den zu einem kleinen Supermarkt, der etwas außerhalb des Schuss liegt (nur um sich zu gehen).

Ich kaufte eine Zahnbürste, Zahnpasta, Salbe und andere Hygieneprodukte. Als die Kassiererin das Männerdeo über das Band zog, schaute sie mich verwirrt an. Ich sagte ihr das einzige, was mir in diesem Moment einfiel: "Das Deo riecht eben super und hält den Schweiß gut zurück.".

Als sie ein paar Sekunden später den Männerrasierapparat übers Band zog, lächelte sie mich an und sagte: "Aha dann ist also der hier für ihren Bart?!". Ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Als ich alles bezahlt hatte, verließ ich den Laden.

In der Glasscheibe des Geschäfts konnte ich mein Spiegelbild erkennen und musste feststellen, dass sich eine leichte Röte auf meinem Gesicht abzeichnete. (Schon früher würde ich rot wie eine Tomate, wenn mir etwas peinlich war, zum Glück hat sich das bis heute ein wenig gebessert).

Es dauerte etwas, bis ich Pierre's Haus erreichte, weil die ganze Zeit ein vollbeladener Lkw langsam vor mir her fuhr. Ich klingelte und zu meiner Überraschung öffnete nicht Pierre, sondern Finn die Tür.

"Du hast dich ja schnell eingelebt.", sagte ich grinsend. Er lächelte und meinte: "Ja Pierre ist echt ein klasse Typ, aber ich habe die Tür geöffnet, weil ich deine alte verrostete Mühle schon von weitem gehört habe.". Ich musste kichern und stieß ihm spielerisch in die Seite. "Nein Spaß bei Seite, Pierre muss heute seinem Ferienjob nachgehen.".

"Dann haben wir ja jetzt Sturm frei.", rief ich. Während ich mich an ihm vorbei zwängte, drückte ich ihm die Einkäufe in die Hand. Ich ging zum Sofa und setzte mich. Finn schloss die Tür und gesellte sich zu mir.

"Danke, das habe ich dringend gebraucht.". Er kramte weiter in der Tüte, plötzlich grinste er und sah mich an: "Was hat der Kassierer gesagt, als du die ganzen Männerhygieneartikel gekauft hast?".

"Es war eine Kassiererin und sie hat hat nichts gesagt, weil ich sie gleich darüber aufgeklärt habe, dass ich das für meinen Vater einkaufe", flunkerte ich (obwohl ich noch nie besonders gut im Lügen war).

Aber da er mich immer noch erwartend, mit einem Grinsen im Gesicht, anschaute, sagte ich: "Gut das trifft es nicht ganz. Erst hat sie das Männerdeo übers Band gezogen und mich komisch angeschaut, darauf habe ich gesagt, dass es eben gut riecht aber als sie den Männerrasierapparat in der Hand hielt, lachte sie und meinte dann ist der als für meinen Bart. Nachdem ich bezahlt hatte, bin ich mit hochrotem Kopf abgezogen....".

"Das war echt ne miese Ausrede, ist dir in dem Moment nichts besseres eingefallen ?". Ich schüttelte den Kopf. Er fing an lauthals loszulachen und ich stimmte mit ein.

Als wir uns wieder einigermaßen beruhigt hatten, sagte ich: "Ok eigentlich wollte ich ja mit dir "Hangover" oder "The Wolf of Wallstreet" schauen, aber zur Strafe musst du dir jetzt eine langweilige Liebesschnulze mit mir anschauen.".

Er fing wieder an zu lachen und sagte: "Das habe ich nicht verdient.". "Tschja selbst Schuld, da musst du jetzt durch.", rief ich lachend, kramte den Film aus meinem Rucksack raus und schob die DVD in den Videorekorder. Dann setzte ich mich wieder zu Finn aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein.

Am Anfang witzelten rum, äfften das Liebesgesülze nach, aber dann setzte die Müdigkeit bei mir ein, weil ich heute sehr früh aufgestanden war, um ja nicht zu verpassen wann alle aus dem Haus gingen. Ich lehnte mich bequem zurück und sank langsam ins Reich der Träume.

Durch eine Sirene, die von weitem ertönte, wachte ich auf und musste feststellen, dass ich an seiner Schulter lag und ihm offenbar, während des Schlafens den Arm voll gesabbert hatte. Trotz dessen hatte er sich keinen Zentimeter gerührt. Ich hörte wie er gähnte, offenbar ist er auch eingeschlafen.

Plötzlich fiel mir auf, dass er seinen Arm um mich geschlungen hatte. Als ich bemerkte, dass ich mich immer noch nicht bewegt hatte, sprang ich von der Coach auf. Ich spürte wie meine Wangen glühten und auch er war rot geworden. Dann sagten wir beide gleichzeitig: "Es tut mir leid.....". Schweigen.

Nach einer gefühlten Stunde, konnte ich mich endlich dazu überwinden, zu sagen: "Ich bin einfach eingeschlafen und da habe ich natürlich nicht gemerkt.... also ähm .... lass uns das am besten vergessen.". "Ja gute Idee. Ich geh mir mal kurz den Arm waschen..... Bin gleich wieder da....".

Als er auf die Badtür zusteuerte, hörte ich wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Die Tür schwang auf und Pierre stand da, mit einem freundlichen Lächeln (wen habe ich anderes erwartet?!). Ich lächelte ebenfalls, grüßte ihn, er kam auf mich zu und umarmte mich.

Wir unterhielten uns, bis Finn zurück aus dem Bad kam. Offensichtlich hatte er sich nicht nur den Arm gewaschen, sondern auch seine Haare zurecht gemacht.

Pierre ging in die Küche und kam mit einem Flammkuchen zurück, den er fein zurecht geschnitten, auf einem Teller drapierte. Dann holte er drei Gläser und eine Wasserfalsche aus der Küche.

Ich hätte ihn ja gern geholfen, aber Pierre besteht darauf es selbst zu machen, denn für ihn ist das ein wichtiges Zeichen der Höflichkeit als Gastgeber. Außerdem bereitete es ihm Freude, wenn seine Gäste glücklich sind. Da Finn auch keine Anstalten machte sich zu bewegen, hatte er diese Lektion offenbar gestern auch schon gelernt.

Wir setzten uns zu dritt auf die Couch, schauten "Hangover" und aßen Flammkuchen. Ich saß zwischen beiden und achtete nebenbei darauf, Finn nicht zu berühren und vor allem nicht wieder an seiner Schulter einzuschlafen (es war mir immer noch furchtbar peinlich).

Wir hatten viel Spaß aber dann musste ich mich leider auf den Weg machen, um rechtzeitig Zuhause zu sein.......

Boot Camp 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt