Kapitel 6

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Ich greife nach seiner Hand und in meinem Körper durchströmen gefühlt 10.000 V. In sein Gesicht kann man die Überraschung erkennen. Ein paar Sekunden später, kann man ihm nichts mehr anmerken. Ich weiß nicht viel von Charming, aber eins wusste ich: Normal ist es nicht, so viel Beherrschung der eigenen Gefühlen zu haben, als sei er ein Mensch ohne Herz. „Freut mich sehr Mr. Styles.", sage ich mit so viel Überzeugung, dass ich Charming fast Konkurrenz hätte machen können. „So Ms. Sparks ich habe Sie in mein Büro bestellt, weil ich gestern ihre erste Stellungnahme gelesen habe. Während Mr. Styles Abwesenheit, übernehme ich immer diese Aufgabe. Ich muss sagen Ihre Bewerbung war vielversprechend, aber ich hätte niemals gedacht, dass eine so junge Frau wie Sie, ein so erweiterter Wortschatz besitzen könnte.", Mr. Bloomsbury hat mir so viele Komplimente gemacht, dass ich fast vor Aufregung umgefallen wäre. „Vielen Dank!", sage ich stolz.

Die Besprechung ist eine knappe halbe Stunde später beendet. Charming und ich warten ungeduldig auf den Aufzug. Die Tür geht auf und zusammen betreten wir den Würfel, der mir viel kleiner vorkommt, als vor der Besprechung. Kaum geht die Tür zu fängt er an zu reden: „Hier bin ich dein Boss, nicht dein Nachbar. Ich habe dich zuvor noch nie gesehen und das Gleiche gilt auch für dich. Verstanden?" Seine Stimme wird gegen Ende befehlerisch, was mich sichtlich wütend macht. Daraufhin wiederholt er das Satzende: „VERSTANDEN?". Ohne was zu sagen verlasse ich den Aufzug und gehe auf mein Platz. Im Büro ist es plötzlich still und die Blicke meiner Kollegen sind bemitleidend. Dabei grinse ich leicht um Charming weiß zu machen, dass ich mir nichts sagen lassen, nicht von ihm. Ausnahme von meiner Arbeit, ganz klar. Ich greife nach den Unterlagen und fange meine eigentliche Arbeit an. – Du sollst dich von Charming fernhalten Olivia. Scheint super zu klappen. Wie kann ein Mann so nett sein und gleichzeitig so taktlos? Ich schüttle den Kopf und konzentriere mich auf meine Arbeit. Dabei ignoriere ich Nina, die als „Gossip Girl" alles wissen wollte.

...

Meine Mittagspause verbringe ich im Büro. Ich habe vom Automaten etwas zum vernaschen gekauft und mir ein Kaffee vorbereitet. Wegen der Besprechung ist meine Zeit reduziert und ich will mein Manuskript heute zu Ende lesen, so dass ich morgen die Stellungnahme schreiben kann. Ich bin so sehr in diese Geschichte vertieft, dass ich hochschrecke als ich die Mikrowelle höre. Prinz Charming ist dabei sein Essen aufzuwärmen, dabei würdigt er mich keines Blickes. -Soll er machen!

Ich vertiefe mich wieder in die Geschichte, als ein Räuspern meine Aufmerksamkeit bekommt.
Mein Blick schwankt vom Manuskript zu Charming, der nicht mehr vor der Mikrowelle steht, sondern direkt vor mir.
"Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein Mr. Styles?", sage ich wobei ich sein Name extra betone. "Du kommst vor Feierabend in mein Büro!, sofort merke ich, wie ich wütend werde: "Mr. Styles ich bitte Sie mich in Zukunft zu Siezen.", meine Stimme ist dabei sehr gelassen. Proud of me. Ich senke den Blick und widme mich wieder meiner Arbeit, das ist mein eigentlicher Plan, aber Charming will mich offensichtlich nicht arbeiten lassen, denn er stützt seine Arme am Schreibtischrand:"Erweise mir Respekt. Wenn ich wollen würde, wären deine Tage hier gezählt.", er drückt seine Zähne zusammen, höchstwahrscheinlich vor Aufregung, auf seine Stirn hat sich ebenfalls eine Ader gebildet, der ihn gefährlicher aussehen lässt. "Mein Respekt müssen Sie sich erstmal verdienen.", dabei klingt meine Stimme abstößend. Ungewollt oder nicht, ich lasse mich von niemanden so behandeln. Der Mann muss ernsthaft Prioritäten in sein Leben setzen und am Besten ein Arzt aufsuchen, ich glaube diese plötzliche Stimmungsschwankungen scheinen mir echt nicht gesund zu sein.
"Werden wir sehen! Später in mein Büro!" Was denkt er sich eigentlich? Dieser möchtegern Bossarsch hat sich mit der falschen Person angelegt. Ich balle meine Fäuste zusammen und bin  bereit zu kontern, doch er eilt wieder in sein Büro. Schisser.

Ich schaue mich im Großraumbüro um und bin mehr als froh, dass alle meine Kollegen die Mittagspause draußen verbringen.

...

Nervös blicke ich auf die Uhr. Seit Stunden überlege ich was ich machen kann um DAS GESPRÄCH zu vermeiden. Ich kann sagen meine Wohnung steht in Flammen, aber die Idee habe ich ziemlich schnell aus meiner imaginären Liste gestrichen, warum brauche ich nicht zu erwähnen. Ich kann genau so gut sagen, dass ich ein Notfall in der Familie habe, aber selbst das wird er mir nicht glauben. Ich kann sagen, dass ich die Treppen runter gefallen bin, da ich aber im Moment sehr gut laufen kann und hier keine Treppen sind an den ich mich stürzen kann, ist das auch nicht glaubwürdig. Ebenso kann ich sagen, dass ich die Besprechung, wenn man sie so nennen kann, vergessen habe, aber NEIN, ich will professionell bleiben. Ich bin im Recht und will damit nicht auf die andere Seite switschen. Mein Arbeitstelefon klingelt und beendet den Konflikt mit mir selber:
"Sparks Bloomsbury Verlag", sage ich sehr professionell, das hätte man übrigens aufnehmen sollen. Ich klang so gut. "In mein Büro." und schon höre ich wie die Leitung gefallen ist. Arsch.

Komm schon Olivia, was kann er dir schon antun? - Nur meine Zukunft hier zerstören!

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