Kapitel 2

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Mein Körper ist wie versteinert. Meine Augen sind auf seine fixiert und obwohl mir bewusst ist, wie peinlich und aufdringlich das aussehen mag, kann ich sie nicht von ihm abwenden.
"Bist du fertig mit anstarren oder muss ich noch länger in dieser Position bleiben?"
Erst als die mir noch unbekannte Person unhöflich auf mein Starren hinweist, kann ich einigermaßen wieder klare Gedanken fassen.
Wie vom Blitz getroffen stehe ich wieder aufrecht auf und versuche dabei die Röte in mein Gesicht zu verbergen.
"Es tut mir Leid, ich habe dich nicht kommen sehen", sage ich verlegen während ich seiner eigentlichen Frage aus dem Weg gehe.
Mein Blick landet wieder auf ihn, er hat dunkelbraune Locken, die womöglich durch der schwarzen Mütze in seiner Hand komplett durcheinander waren. Er trägt eine Schwarze enge Hose, ein kariertes Hemd und ein langer schwarzer Mantel, der bis zu seinen hellbraunen Boots reichen. Seine andere Hand hält eine Reisetasche fest und einen Schlüssel der in seinem Finger verhackt ist.

Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, verschwindet er durch eine Tür, aber aufgepasst, ich rede hier nicht von einer ganz normalen Tür, sondern die, die parallel zu meiner Wohnungstür steht.
Ich brauche ein paar Sekunden um den Vorfall zu realisieren. Der Mann mit den Locken ist niemand anderes als mein neuer Nachbar.

Seufzend betrete ich die Wohnung und lasse die Tüten im Flur fallen, dabei lässt sich dieser Apfel wieder blicken. Genervt hebe ich sie auf und lasse mich auf mein Bett fallen.

Was war das denn? Wieso ist er so unhöflich gewesen?

Klar unser Aufprall war alles andere als angenehm, aber Höflichkeit und Anstand steht offensichtlich nicht ganz oben auf seiner Prioritätsliste. Mein Blick fällt wieder auf mein verfluchter Apfel, den ich immer noch in meiner Hand halte.

"Es ist alles deine Schuld!", Murmel ich vor mich hin und könnten Blicke töten und Äpfel menschliche Fähigkeiten besitzen, wäre er definitiv tot.

Immer noch verwirrt begebe ich mich auf mein Balkon. Ich stütze meine Unterarme auf das Geländer und summe italienische Lieder vor mich hin.
Mein Vater kommt ursprünglich aus einem kleinen Dorf in Süditalien, weshalb ich mehrsprachig aufgewachsen bin. Der Nachname Sparks weißt auf alles hin, aber nicht auf eine italienische Herkunft.
Liegt wohl daran, dass mein Großvater, aus väterlicher Seite, während des Krieges vor vielen Jahren, von England nach Italien ausgewandert ist.

Meine Gedanken schweifen wiedermal an den kleinen Unfall von vorhin. Diese grüne Augen gehen mir nicht aus dem Kopf. Ich lüge nicht wenn ich sage, dass ich eine solche Augenfarbe, noch nie zuvor gesehen habe. Wütender werde ich als ich den Apfel in meiner Hand wiedersehe und beiße genervt ein Stück ab um meine Frust rauszulassen.

Gebe ich ernsthaft dem Apfel die Schuld? Olivia geht es dir gut?

Ich verstehe meine Wut nicht und fange deshalb an, wie eine verrückte zu Lachen und schüttle dabei den Kopf vor mich hin.

Ich greife nach meiner Zigarettenschachtel und ehe ich mich versehe war sie bereits angezündet zwischen den Lippen. Der Rauch in meiner Lunge entspannt meine Muskeln und ich fühle mich sofort besser.

"Dass Schneewittchen raucht, ist mir komplett neu!", erschreckt landet mein Blick auf dem Balkon, auf meiner linken Seite. Ein Grinsen ist deutlich auf sein Gesicht zu erkennen und seine weiße perfekte Zähne kommen zum Vorschein.

Er lacht mich aus! Er lacht mich tatsächlich aus! Idiot!

"Dass Shrek nicht in einem Sumpf wohnt ist mir auch neu."

Wenn es etwas gibt, was ich nicht zurückhalten kann, sind meine Konterattacken, die abgesehen davon einzigartig sind. Sie sind einzigartig im schlecht sein.

Sein Grinsen verschwindet, so schnell wie es auch gekommen ist. Er murmelt etwas vor sich hin, was ich aber nicht verstanden habe.
Ich schnipse meine Zigarette weg und gehe wieder in die Wohnung rein, ohne ein weiteres Wort von mir zu geben.

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