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Das nächste Mal auf die Uhr, schaute der braunhaarige Brillenträger erst Stunden später und stellte mit einem erschrockenen Laut, der ihm geräuschvoll und wohl nicht allzu männlich - zumindest wenn es nach den Richtlinien der groben Masse ginge, über die Lippen ging, die zuvor noch mit der Unterstützung seiner Zähne, den Bleistift malträtiert hatten. Die Uhr tickte und schob den Stuhl hörbar über den schon lange nicht mehr gewaschenen Fußboden zurück, um hastig seine Sachen in die lederne Tasche zu stopfen, die wohl ihre besten Tage bereits hinter sich hatte, ehe er sie über die Schulter warf und dabei beinahe einen Haufen von Blättern vom hölzernen Tisch fegte. Harry ignorierte glimpflich den fragenden Blick seines Gegenübers, der seine Arbeit bereits den ganzen Tag auf Eis gelegt hatte - der Mann war entweder mit Kaffee oder Donuts in der Hand gesehen worden, nichts zeugte von einer Tätigkeit, die seinen Beruf unterstrich - und sich einen Spaß daraus machte, Harry ebenfalls von der Arbeit abzuhalten.

Wäre Draco hier gewesen, so schoss es Harry durch den Kopf, hätte er Greg, auf Grund der unangemessenen Umgangsweise, wohl schon in Grund und Boden gestampft.                                            Harry war sich sicher, dass er ihm wohl auch nicht verschweigen konnte, was wohl die Mundwerkzeuge seines Mitarbeiters fabriziert hatten und so müsste er sich höchstwahrscheinlich wieder eine Predigt anhören, wie sehr es dem Blondhaarigen doch missfiel, dass Harry nicht endlich in ein anderes Department wechselte - doch er stieß auf taube Ohren. ''Bis morgen.'', gab Harry kurz angebunden von sich und wollte gerade durch den staubigen Türrahmen, der definitiv auch mal wieder Farbe vertragen könnte, den Raum verlassen, als er plötzlich eine Hand an seinem Oberschenkel wahrnehmen konnte.                           Verdutzt drein blickend, wanderten seine Augen auf den Auslöser, der niemand geringeres als Greg höchstpersönlich war - wer auch sonst. 

''Wie wäre es, wenn du Malfoy vergisst... und... ein paar schöne Stündchen mit mir verbringst?'', gab dieser mit einem anzüglichen Grinsen von sich, welches auf Harrys Körper einen unheimlichen Schauer hinterließ, der wohl noch eine Spur beängstigender war, als das böse Brummen eines Wespenschwarmes, das hinter einem herjagte und den Stachel bereits in Angriffsposition brachte. Ohne ein Wort hinaus zu bringen, schlug Harry nach wenigen und doch so endlos langen Sekunden die grobe Hand des Mannes weg und lies den Raum laufend hinter sich. Den Atem, den er seit Beginn der Aktion angehalten hatte, konnte wieder in seine Lungen strömen, trotz des unglaublich großen, imaginären Gegenstandes, der in seiner Kehle saß und nicht einen Gedanken daran verschwendete sich davon zu machen. 

Was sollte das? stellte er sich selber die Frage und schüttelte kurz darauf den Kopf; es war vollkommen klar, was Greg von ihm wollte. Ron hatte wohl doch Recht behalten, dass er sich zurücknehmen sollte, wenn es um den Umgang mit seinem Partner ging; er war wohl kaum einem ein Freund und diese Einsamkeit nutzte er aus, um Personen in seine Gunst zu ziehen. ''Verdammt!'' Harry ballte die Hand zur Faust und verließ angespannt das Gebäude, keinen Blick mehr zu Seite wendend, sondern geradeaus schauend, um auf keinen Fall das Ziel aus den Augen zu verlieren, das ihm jetzt so verheißungsvoll entgegen schaute und darum bat, endlich die Hand entgegen zu nehmen und geradewegs in die versprechungsvollen Arme des größeren Mannes zu wanken, der seine starken Arme um ihn schlingen, die Stirn mit liebevollen Küssen benetzen und ihn schlussendlich sicher nach Hause bringen würde.

+++

Schnaufend und ausgelaugt öffnete Ron die Tür zu dem Haus, das er und Blaise nun schon länger bewohnten und freute sich mit einem breiten Lächeln auf die wohlige Badewanne, die hoffentlich schon - wie jeden Tag - auf ihn wartete. Gepaart mit Streicheleinheiten und liebevollen Worten, dem Wein in der einen Hand, den Kopf auf die Schulter des Schwarzhaarigen gebettet, während Blaise' Hände sanft durch den dichten, dann frisch gewaschenen, Schopf seines Freundes fuhren. 

Die Schuhe hastig von den Füßen streifend, erklomm Ron mehrere Stufen auf einmal, drohte mehrfach rücklings die robusten Stufen hinunter zu fallen, fing sich dann doch wieder und entschied, wie schon oft, das nächste Mal vorher die rutschigen Socken auszuziehen, um mehr Halt zu bekommen - und er würde es abermals vergessen.                                                                                  ''Blaise? Liebling?'', hörte er sich selber nach seinem Freund rufen, während jedoch die immer zu hörende Antwort ausblieb und er die Stirn kraus zog. Langsam lief er zum Badezimmer, aus dem für gewöhnlich bereits Wassergeräusche ertönen mussten, doch auch diese blieben aus. Die einzelnen Tropfen, die sich sonst auf dem Marmorboden ausbreiteten und jedesmal hektisch von Blaise aufgewischt wurden, waren nicht an ihrem Platz und zeugten von der Abstinenz des Größeren. ''Wohin ist er? Arbeitet er plötzlich länger? Aber das geschieht doch sonst auch nicht?'', murmelte der Rothaarige vor sich her und lehnte sich gegen die steinernen Platten an der Wand, während sein Blick Richtung Deckenfresko lief, um dort die lieblichen Bildchen zu beschauen. Er ignorierte sie, hinterließen im jetzigen Moment einen fahlen Beigeschmack und ließen ihn nichts außer Unruhe verspüren.  Es verblieb nur noch die immer wieder aufkeimende Angst, dass Blaise ihn verlassen hatte. 

Happens • DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt