26

1.4K 72 38
                                    


,,Blaise... er ist... weg...'', kam es vollkommen aufgelöst und schwach über die malträtierten Lippen Rons, dessen Gesicht wohl eher einer Leiche ähnelte, als all die alten, ausgehauchten Gesichter, die Harry tagein, tagaus auf seiner Arbeit sah. Die roten Haare hingen ihm durchnässt in der Stirn, während seine Augen rot geweint die Dornen preisgaben, die sich um das Herz des Mannes schlossen und ihm jeglichen Grund unter den Füßen davon rissen. ''Wie... er ist weg? Komm 'rein... dann erklärst du uns alles.'' Harry legte sanft einen Arm auf Rons Rücken und geleitete ihn ins Wohnzimmer und deutete Draco mit einem eindeutigen Seitenblick an, etwas Tee vorzubereiten, ehe er sich mit seinem besten Freund auf das Sofa setzte. 

''Ich... kam nach Hause. Und eigentlich ist er IMMER da... jeden Tag... empfängt mich... aber heute...'', ihn durchschlug ein Anfall des Schluchzens, die Tränen kullerten wie Sturzbäche seine Wangen entlang und ließen ihn noch weiter in sich zusammen sinken. Ron glich einem Elend, das Harry selten zu Gesicht bekommen hatte. Selbst in den Zeiten der Kämpfe gegen ihren stärksten Gegner hatte er seinen besten Freund nicht in einem solchen Zustand gesehen. ''Ron... hör zu... er muss dich nicht direkt verlassen haben... vielleicht musste er kurzfristig weg?'', warf Harry in den Raum und nahm besorgt die rauen und aufgekratzten Hände des Mannes in seine, um sanft und beruhigend über diese zu streichen. Es war das äußerlich gemalte Bild, ein Zeichen dafür, wie es wohl in Rons Innern aussehen musste, die Rillen, die er mithilfe seiner nun eingerissenen Nägel in die Haut gekratzt hatte, schrieben die blutroten Lettern in den Himmel und verhießen wohl alles andere als etwas Gutes.

''Nein, Blaise würde niemals einfach so verschwinden.''

Draco stand im Türrahmen, in der Hand die dampfende Tasse Tee, die er mit strengem Blick auf den kleinen Beitisch stellte, nach dem er über den mit Teppich ausgelegten Boden die wenigen Schritte zu der Couch hinter sich gelegt hatte und sich nun neben den Rothaarigen auf dieses setzte. Den eindeutigen Blick seines Freundes ignorierend, wandte er sich an Ron. ''Es tut mir leid, dass ich jegliche Hoffnung zerschlage, aber Blaise würde dich niemals ohne Informationen lassen. Ich glaube auch nicht, dass er dich verlassen würde, dazu liebt er dich zu sehr. Das hat er mir vor drei Tagen noch gesagt.'', langsam zog er die Augenbrauen nachdenklich zusammen und spielte mit dem Ring, den er am Finger trug, während seine Augen unfokussiert gegen die Wand starrten und schienen, als würden sie versuchen an der Tapete die Lösung herauszulesen - doch ohne Erfolg. ''Und was ist es dann?! Er ist weg! Hat mich alleine gelassen!'', hysterisch sprang Ron auf, fuhr sich krampfhaft durch die Haare und verzog sein Gesicht zu schmerzhaften Grimassen, während seine Augen in einem rot leuchteten, das beinahe furchteinflößend war. ''Ron...''

''Nein! Nichts Ron!'' Harry zuckte zusammen, als Ron wieder einmal ausbrach, ihn anschrie und die Hände zu Fäusten ballte, offensichtlich in seiner Raserei danach Ausschau haltend etwas zu zerstören, irgendwas musste er in die Finger bekommen, an Beruhigung war nicht zu denken. 

''Wenn Draco recht behält, dann ist ihm etwas geschehen. Und das macht die Situation nicht unbedingt besser, Harry! Es ist nicht alles so schön golden, wie du es zu malen versuchst! Komm in der Realität an, verdammt!'', brüllte er und gestikulierte wild mit den Armen herum, die Augen wütend aufgerissen, während seine Tränen den Boden ertränken wollten, so sehr fühlten sie die Einsamkeit. 

Harry indessen biss sich auf die Unterlippe, unfähig etwas auf die Anschuldigungen seines Gegenübers zu erwidern, gerade noch imstande dazu, Draco, der aufgestanden war und offensichtlich Ron dazu bewegen wollte sich zu entschuldigen und das Gesagte zu widerrufen, deutlich zu machen, dass er sich wieder setzen sollte, um dem Streit nicht die Möglichkeit zu geben, ein erkaltetes Kohlenstück in einer Stichflamme aufzugehen.

''Harry. Mein Freund ist da draußen, möglicherweise in Gefahr und ich werde nicht warten und zusehen. Wenn er geht, wenn er mich verlässt, dann lässt sich darüber diskutieren. Allerdings.... besteht die Chance, dass ihm etwas zugestoßen ist und dann werde ich sicher nicht ruhig sitzen bleiben! Ich bin nicht du, okay?!'', er fegte mit einer Hand die heiße Teetasse von dem kleinen Beistelltisch, sodass sich dieser über den Boden ergoss und eine kleine Lache hinterließ, in der die Scherben des milchigen Glases an winzige Inseln erinnerten, die sich zwischen der Flüssigkeit wie Land verhielten - es war zerbrochen, ließ die Schatten des Endes lachen und symbolisierte doch den Griff an etwas scheinbar Sicheres, das einer Person selbst in Zeiten der Stürme und Gebrochenheit daran erinnerte, dass der Halt nicht fern ist. Es bedarf nur den richten Weg einzuschlagen und die möglicherweise nutzlos erscheinenden Teile, die das Leben einem in den Weg warf, auf eine Weise zu nutzen, die einem das Vorteil erspielen würde.

Happens • DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt