Kapitel 25

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Ich folgte den leisen Geräuschen. Im Zimmer am Ende des Ganges schimmerte ein kleines Licht. Ich bewegte mich darauf zu. Der kühle Wind wehte mir die Haare aus dem Gesicht. Dieses alte Gebäude besaß nicht mal mehr Fenster. Langsam kam ich dem Licht näher. Es war immer noch alles vollkommen still im Gebäude. Fast so, wie als würde hier keiner sein. Ist das etwa eine Falle? Oder bin ich doch am falschen Ort? Vielleicht hat sich ja dort doch nur ein Obdachloser breitgemacht.

Ich stand nun neben dem Eingang und hatte meinen Rücken dicht gegen die Wand gepresst. In der linken Hand war das Geld und in der rechten meine Waffe. Ich atmete ein letztes Mal tief durch und drehte mich dann in den Raum mit meiner Waffe nach vorne gerichtet. Tatsächlich saß Ray ohnmächtig in der Mitte des Raumes an einen Stuhl gefesselt. Sein Mund war mit einfachem Panzertape zugeklebt und er hatte eine dicke Platzwunde am Kopf.

Da der Raum sonst komplett leer war, steckte ich meine Waffe wieder schnell in meine Hose und rannte zu ihm. „Ray! Hey, wach auf!“, sagte ich leise und verpasste ihm eine leichte Backpfeife. Seine Augen blinzelten kurz und dann sah er mich an. Er fing sofort an etwas unverständliches zu brabbeln, also riss ich ihm das Tape vom Mund. „Au! Ging das nicht etwas sanfter?“, fragte er genervt.

Gerade wo ich etwas sagen wollte hörte ich viele Schritte in den Raum marschieren. Sofort drehte ich mich um und stellte mich schützend vor Ray. Um die zehn Männer hatten sich nun innerhalb von wenigen Sekunden im Raum verteilt und versperren den einzigen Ausweg. Nun hörte man nochmal weitere Schritte und ein großer schlanker Mann im Anzug kam hereinstolziert. Er ist der Boss, stellte ich sofort fest.

Der große Mann hatte aschblonde zurückgegelte Haare und trug eine silberne Brille, die er gerade zurück auf seine Nase schob. Ich sah ihn nur mit zusammengekniffenen Augen an und hielt die Taschen mit Geld fester. Die andere Hand hatte ich schon längst hinten an meiner Hose wo die Waffe steckt. Doch ich zog sie noch nicht. „So so, ich hätte nie gedacht das die berüchtigte Tochter vom Mafiaboss der Stadt mal Babysitter für so einen sparsam behirnten Idioten spielen wird“, sagte der Blonde und sah mich angeekelt an.

„Thomas Zauro“, knurrte Ray hinter mir. Anscheinend kennen die beiden sich schon. Gut, jetzt wissen wir endlich wer unser Feind ist.
„Halt die Klappe, Ray. Du hast hier nichts zu sagen“, meinte Thomas abwertend und verdrehte die Augen. „Ich nehme an sie und ihre Schoßhündchen sind für die Drohnachrichten und die Angriffe verantwortlich?“, fragte ich und fixierte ihn.

„Bravo! Wer wäre denn sonst auf solch bombastische Geschenke gekommen?“, sagte er und lachte über seinen eigenen Witz. Während er lachte sah ich jeden einzelnen der Männer die uns einzingelten an und erkannte das einige Waffen und einige Schlagstöcke dabei hatten. Zehn Leute von dieser Größe waren zwar auch für mich eine Herausforderung, aber ich würde das schon irgendwie hinbekommen.

„Warum haben sie das alles gemacht? Was war der Zweck davon?“, fragte ich. „Naja, wissen sie, meine Familie hat ewig für seinen Vater gearbeitet. Sie waren gute Kollegen und haben zusammengearbeitet. Doch als sein Vater in einen Skandal mit Arbeitsbetrug geraten war, hatte er einfach alles auf die kleine Firma meines Vaters gekehrt und uns die Schuld gegeben. Unsere Firma ist pleite gegangen und alle Kooperationen mit ihm würden beendet. Unser Leben war schlagartig zerstört und alles nur wegen diesem Feigling!“, erzählte er wütend.

„Sie reden hier von seinem Vater, also warum wollen sie Ray töten?“, fragte ich weiter. „Ich will seinem Vater zeigen wie schmerzhaft es ist alles zu verlieren. Ohne ihn hat die Firma keine Zukunft. Er soll am eigenen Leib erfahren wie es ist langsam zu sterben!“, sagte er und grinste dabei verrückt. Dieser Typ gehört wirklich in die Psychiatrie.

„Und jetzt gib mir endlich das Geld! Du sollst zusehen wie ich ihn qualvoll und langsam töten werde!“, schrie er. Er gab seinen Männern ein Handzeichen und sie zogen ihre Waffen und kamen langsam auf uns zu. Auch ich nahm nun meine Waffe ich die Hand und machte mich bereit. Mit einer Bewegung befreite ich Ray von den Fesseln mit einem meiner Messer und stürzte mich dann auf die Männer. „Ray, nimm die Taschen und verschwinde von hier!“, schrie ich ihn an. Er stand auf nahm die Taschen mit dem Geld und blieb bei mir. Ich rammte den ersten zwei Männern mit einer Umdrehung mein Messer ins Herz und schoss auf die Männer die den Ausgang blockierten.

Weitere zwei Männer lagen tot auf dem Boden und Thomas schien immer wütender zu werden und befahl immer wieder uns anzugreifen. Plötzlich schoss eine Kugel knapp an mir vorbei und landete in der brüchigen Betonwand. Ich schoss ihm sofort ins Bein und zerrte Ray weg. Ein riesiger Mann packte mich plötzlich von hinten und hob mich hoch. Er warf mich mit voller Wucht gegen eine Wand, sodass mein Kopf kurz dröhnte. Noch bevor ich aufstehen konnte holte er mit seinem Schlagstock aus und schlug auf mich ein. Ich wehrte den Schlag mit meinen Armen ab und rollte mich zu seinen Füßen und stieß das Messer in sein Bein. Er kippte schreiend um und ich stand wieder auf.

Nun war der Eingang endlich frei und wir rannten durch. Die letzten fünf gaben aber nicht so leicht auf und rannten uns hinterher. Erneut schossen sie auf uns, während wir den Gang entlangrannten. Schnell zog ich Ray hinter die nächste Wand. Eine Kugel streifte mich an der Taille und am Oberschenkel. Meine Beine gaben kurz nach und ich knallte auf den Boden. Ich konnte spüren wie das heiße Blut langsam meine Kleidung tränkte. Aber es waren nur Streifschüsse. Also rollte ich mich auf den Boden und schoss auf drei weitere die auf mich zu rannten. Ray half mir schnell auf und wir rannten gemeinsam aus dem Gebäude.

Zwei von ihnen verfolgten uns immer noch. „Du bist verletzt!“, sagte Ray außer Atem. Ich riss ihn um die nächste Ecke und atmete kurz durch. Die zwei Männer begannen nach uns zu suchen und ich sah Thomas aus den Gebäude rennen. Auch er sah sich wütend nach uns um. Ich lud meine Waffe neu und nahm meine zwei Messer aus den Stiefeln.

Thomas stand perfekt im Schussfeld, also zögerte ich nicht lange und warf mein Messer auf ihn. Es landete in seinem Bein und er brach schreiend zusammen. Ich wollte ihn nur ungern töten. Der soll den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen. Schnell gab ich Ray mein Handy und wies ihn an die Polizei zu rufen. Die zwei Männer mit den Waffen rannten auf ihren Boss zu und sahen sich gleich wieder um.

Sofort nutzte ich den Moment, kam auf meinem Versteck und schoss beiden in die Brust. Erst als sie leblos zu Boden fielen atmete ich die ganze angestaute Luft aus. Meine Wunden schmerzten höllisch und ich ließ mich auf den Boden fallen. Sofort kam Ray angerannt und hielt mich fest.

„Alles okay? Wie schlimm ist es?“, fragte er besorgt. Ich grinste ihn erschöpft an. Er machte sich wirklich verdammt Sorgen. „Nur zwei Streifschüsse, keine Sorge...“, sagte ich schwach. Der Blutverlust zerrte immer mehr an meinem Bewusstsein und seine Worte drängen nur noch gedämpft hindurch. Im nächsten Moment wurde ich ohnmächtig.

~~~

Als ich von einem schrillen Piepgeräusch geweckt wurde, öffnete ich die Augen. Desorientiert sah ich mich in dem sterilen Zimmer um und stellte fest das ich im Krankenhaus war. Neben mir schlief Ray, der seinen Kopf auf mein Bett gelegt hatte und meine Hand festhielt. Er hatte am Kopf einen dicken Verband. Ich streichelte ihm sanft durch die Haare. Plötzlich öffnete er seine Augen und schnellte hoch als er mich sah. „Ruby! Geht's dir gut? Hast du noch irgendwo Schmerzen?“, fragte er schnell. „Nein, alles bestens“, sagte ich müde.

Er kam mir näher und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn und streichelte meine Wange. Ich genoss den kurzen Moment und schloss die Augen. „Tut mir leid. Ohne mich wärst du nie so verletzt worden“, sagte er und lehnte seine Stirn sanft gegen meine. Nun nahm ich sein Gesicht in meine Hände und sah ihn an. „Ray, das ist nicht deine Schuld.“
„Doch, ist es. Alles ist meine Schuld! Wäre ich bloß nicht so dumm gewesen mich in dich zu...“, er hielt inne und sah mich an. „Verlieben“, beendete er seinen Satz und küsste mich plötzlich. Ich schloss automatisch die Augen und gab mich ihm hin. Als er wieder etwas auf Abstand ging sah ich ihn liebevoll an. „Du bist da nicht der einzige“, sagte ich und wurde leicht rot.

Glücklich umarmte er mich vorsichtig und ich drückte ihn fest an mich. „Ich liebe dich, Ruby“, sagte er sanft. Ich lächelte und krallte mich mehr an ihm fest.

„Ich liebe dich auch, Ray.“

[ENDE]

~

So das wars. Ich würde mich gerne über ein kleines Feedback freuen, um zu sehen ob euch die Geschichte gefallen hat, oder ob ich vielleicht etwas besser machen  könnte😁.

Ich weiß dass das Ende etwas sehr schnulzig geworden ist, aber sonst wäre das ganze noch länger geworden. Dieses Kapitel war nämlich schon sehr lang mit ca. 1550 Wörtern😬.
Lasst gerne ein Sternchen da!

🖤🖤🖤

My little BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt