Kapitel 2

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„Warum musst du unbedingt so früh mit mir reden?! Können wir das nicht später machen?“, motzte ich ihn an. „Dir auch einen guten Morgen, Ruby...“, sagte er nur und ich verdrehte die Augen und setzte mich an den Tisch mit viel zu viel essen.

Ich schnappte mir zwei Buttercroissants und stopfte sie mir rein. „Alfo waf gifts?“, fragte ich mit vollen Mund. Er seufzte tief und fing dann an. „Ruby, Schatz. Ich habe dir schon so oft gesagt du sollst dich nicht immer so lange in den gefährlichen Gegenden von New York aufhalten. Was wäre, wenn dir etwas passieren würde? Du musst endlich lernen deinen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Ich möchte das du mal erwachsen wirst und dir einen richtigen Job suchst“, erzählt er und musterte mich dabei wie ich gerade ein ganzes Croissant innerhalb einer Minute verschlungen hatte. Den Rest spülte ich mit Kaffee herunter.

„Daddy, du weißt ganz genau das ich mich gut selber verteidigen kann und außerdem hab ich immer eine Waffe in meiner Tasche. Keiner kann mir was antun. Außerdem brauche ich keinen Job ich verdiene gut selber Geld auf den Boxwettbewerben. Damit kann ich leben. Ich bin kein Mensch der in irgendeinem Büro seine Finger tot tippen will. Du kannst mich zu nichts zwingen!“, schrie ich fast. „Ruby, ich weiß das du auch so Geld verdienst, aber das ist kein richtiger Job. Außerdem verschwindet du fast jeden Tag und ich bekomme dich kaum noch zu Gesicht. Damit ich also ruhiger schlafen kann, habe ich dir einen wichtigen Job gesucht. Du fängst morgen als Bodyguard vom Sohn der Johnson's an.“

Der Sohn der Johnson's? Ganz sicher nicht. Ich geb mich doch nicht mit so einem reichen Schnösel ab! „Nein! Daddy das kannst du nicht einfach so bestimmen! Ich werd da nicht hingehen!“, schrie ich nun und stand so ruckartig auf das der Stuhl hinter mir auf dem Boden klatschte. „Oh, doch! Ruby, du machst das. Harris Johnson ist ein sehr wichtiger Kunde und wir müssen auf jedenfall gute Kontakte zu ihm haben“, sagte er viel zu laut. Ich gab ein genervtes quietschen von mir und schlug meinen Teller etwas gewaltätig auf den Boden. Der Teller zersprang in etliche Splitter wodurch sogar der Blick auf Men in Black der hinter meinem Dad stand erschrak.

Wütend rannte ich aus dem Raum wieder hoch in mein Zimmer. Ich hasse meinen Dad! Und ich weiß wie verdammt wichtig ihm diese Kunden sind, deshalb wird er mich sicherlich nicht davonkommen lassen. Wenn ich morgen nicht aufkreuzen würde, dann wäre die komplette Stadt ein Chaos, da alle nach mir suchen würden. Das hätte ich nämlich schonmal...
Das heißt nun also ich werde ab morgen als dämlicher Bodyguard hinter einem reichen Schnösel laufen. Er hätte sich tausend andere Bodyguards besorgen können, aber nicht mich!

Ich schnappte mir mein Handy steckte es in meine Hosentasche und ging dann auf den Balkon. Ich kletterte über den Balkon und rutschte an einem Rohr herunter schnell aber vorsichtig schlechte ich mich an den Sicherheitsleuten vorbei und sprang über den Zaun unseres Grundstücks.

Nun wollte ich einfach nur noch weg. Auch wenn nur bis heute Abend. Ich rannte fast ein paar Leute um, aber schnell befand ich mich wieder auf den Flächen Dächern der Häuser. Ich setzte mich an den Rand des höchsten Hauses und ließ meine Beine herunterbaumeln. Hier oben auf den Häusern war es einfach nur toll. Man fühlte sich frei und konnte dem Verkehrslärm von da unten entfliehen. Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und blendete mich.

Ich zückte mein Handy und googelte nach Harris Johnson's Sohn. Sofort kamen etliche Ergebnisse. Er hieß Ray Johnson und leitete hier in New York eins der tausenden Unternehmen auf dieser Welt. Das Unternehmen stand nur ein paar blocks weiter. Als ich nach vorne sah wurde mir sofort klar das es das riesige Gebäude dort war. Es war eins der größten hier in New York. Das hatte bestimmt um die 60 Stockwerke oder so.

Nach einigen Stunden des nichts tuns. Stand ich auf und kletterte in die nächsten Gassen. Ich verzog mich in die Gegend wo die Boxkämpfe stattfunden und verdeckte mein Gesicht mit meiner Sweatjacke. Hier in dieser Gegend bin ich schon ganz schön berühmt als Mina und ich habe keine Lust immer sofort erkannt zu werden. Ich schlenderte durch die Gassen und ging in die Boxhalle. Mittags war hier noch nichts los, da die Kämpfe erst abends losgingen. Bis auf ein paar Jugendliche streunte hier niemand herum. Ich setzte mich auf eine der klapprigen blauen Plastikbänke.

Das hier ist mein Territorium. Ich gehöre nicht in die Welt der Reichen und schönen. Mit den Narben auf meiner Haut die ich von Kämpfen davongetragen habe, kann ich gar nicht mehr in die Welt der Reichen gehören. Dieser Ray kann sich auf was gefasst machen. Ich werde nicht nach seiner Nase tanzen, sondern er wird sich an mir orientieren müssen. Und die wenigsten schaffen das.

Schon als ich noch in die Schule ging wurde ich sofort als Bad girl abgestempelt. Keiner hat sich mehr mit mir angelegt, als ich einen zehntklässler verdroschen hatte. Außerdem verstand ich mich mit den Jungs der Schule deutlich besser als mit diesen Prinzessinen. Da damals nur der Schulleiter und die Lehrer über meinen Vater bescheid wussten, bekam ich auch nie Strafen oder ähnliches. Sobald herauskommt wer mein Dad ist, flüchten die meisten oder haben Angst vor mir. Kein Wunder, er hat nämlich eine riesige Reichweite und seine Leute sind überall in New York. Außerdem hat er dementsprechend auch schon ein paar fiese Verbrecher zur Strecke gebracht. Ich selbst habe aber bis her nur ein zwei Leute angeschossen.

So bin ich eben aufgewachsen und dieses Leben bin ich gewöhnt.

My little BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt