Kapitel 3

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Am Abend ging ich wieder nach Hause. Diesmal war ich schon gegen halb zehn da. Bis ich aber einschlief schaute ich Netflix.

Am nächsten Morgen wurde ich schon früh geweckt, da mir noch einige Infos über meinen "Klienten" fehlen. Während des Frühstücks gab mir einer von Dad's Leuten eine Mappe die ich durchlas. Nachdem ich alles kurz überflogen hatte machte ich mich auf den Weg. Dad bot mir an mich fahren zu lassen, aber ich wollte selbst fahren. Ich ging in unsere Tiefgarage und lief zu meinem mattschwarzem Motorrad. Wenn ich mal fahre, dann nur mein Motorrad. Ich zog meinen passenden schwarzen Helm an und los gings. Der Motor raunte durch die komplette Garage als ich losfuhr.

Mit hoher Geschwindigkeit raste ich an allen Autos vorbei und überführt dabei sogar ausversehen eine rote Ampel. Innerhalb von fünf Minuten hielt ich vor dem riesigen Gebäude an und setzte meinen Helm ab. Ich öffnete meine Lederjacke und betrat das Gebäude. Alles schien hier hochmodern zu sein. Ich lief zu einem der Tresen und sagte zu der ordentlich gekleideten jungen Frau: „Hey, ich soll hier der neue Bodyguard für den reichen Schnö... für Mister Ray Johnson sein.“ Oh man, dass war schon verdammt knapp. Und so formell wie hier alle gekleidet sind passe ich mit meiner Lederleggins, dem dunkelroten Top, meiner Lederjacke und der großen Sonnenbrille überhaupt nicht rein.

Die Dame sah mich skeptisch an, und fragte dann nach meinem Namen. „Ruby Sanchez“, sagte ich knapp. Mein Dad hatte mich natürlich mit meinem echten Namen angemeldet. Immerhin ist er ja mit den Johnsons befreundet. Als die Dame meinen Name hörte wurden ihre Augen größer und sie senkte schnell den Blick und tippte mit zittrigen Fingern auf ihrer Tastatur herum. Sie wusste ganz genau wer ich war. Und das hasste ich. Immer diese Vorurteile. Ich werde hier schon nicht meine Knarre aus der Tasche ziehen und alle umbringen...

„Ä-Ähm... Sie werden im 40 Stock vom Assistenten-Team erwartet, Miss Sanchez“, stotterte sie, während ich mir gerade zwei Kaugummis in den Mund warf. „Okay, danke für ihre Hilfe“, sagte ich und sah mich um.
Aufzüge. Nein, danke. Seit ich mit 7 Jahren in einem Aufzug beinahe abgestürzt bin setze ich keinen Fuß mehr in diese Dinger. Es ist wie eine Phobie, oder besser ein Trauma das ich bis heute nicht überwinden kann. Und ja, auch ich habe einige Schwächen. Eine davon sind Aufzüge, etwas anderes zum Beispiel Spinat. Ich hasse dieses ekelhafte Grünzeug! Es sieht einfach aus, wie als hätte eine Kuh ihr Gras wiedergekeut. Ekelig!

Außer dem habe ich noch Klaustrophobie, was soviel wir Platzangst ist. Kommt auch von dem Aufzugtrauma. So da wir das geklärt hatten, sah ich mich nach Treppen um. Tatsächlich fand ich das kleine Treppenhaus und begann zu laufen. 40 Stockwerke sind echt hart. Aber mein fast tägliches Training zahlt sich aus. Ich habe eine gute Ausdauer und kam nach zehn Minuten halb verschwitzt an.

Puh, endlich geschafft! Ich beruhigte kurz meinen Atem und lief dann auf die Schreibtische zu. „Entschuldigen Sie, ich bin Ruby Sanchez und soll hier erwartet werden.“ Der junge Mann setzte ein fake Lächeln auf wodurch er hoffte seine Angst verstecken zu können. „Äh ja. Einen Moment“, sagte er und redete kurz mit einer Frau in meinem Alter. „Hallo, schön sie kennen zu lernen. Ich bin Miss Miller, die erste Assistentin von Mister Johnson. Hier ist der Terminplan für diese Woche und ein paar Regeln. Achten Sie darauf und dann können Sie auch schon hier den Gang entlang zum Boss gehen.“

Und schon war sie wieder weg. Sie scheint viel beschäftigt zu sein. Ich faltete die Zettel einmal und stopfte sie in meine Tasche. Dann lief ich den Gang entlang und klopfte an einer großen Tür wo "Geschäftsführer Ray Johnson" stand. Sofort verspürte ich das Bedürfnis das mit Edding durchzustreichen und stattdessen "Reicher Schnösel" hinzuschreiben.

Ich öffnete die Tür und sofort sah ich Ray Johnson der an seinem riesigen Schreibtisch vor seinem Panoramafenster saß und mich ansah. Es schien so, als würden seine dunkelblauen Augen mich durchbohren wollen. „Wer sind sie?“, fragte er mich streng. „Ihr neuer Bodyguard. Ruby Sanchez“, erwiderte ich genauso kalt wie er. Seine Augen scannten mich von oben bis unten ab ehe er aufstand und auf mich zukam. „Du bist also die Tochter von Mafiaboss. Ich finde du siehst nicht gerade aus wie jemand der Bodyguard sein könnte“, sagte er während er mir in meine grauen Augen sah.

„Soll ich es dir beweisen?“, fragte ich drohend. Ich duzte ihn dabei mit Absicht. Verwundert zog er eine Augenbraue hoch. „Keine Angst, ich glaube dir Schätzchen“, sagte er. Wow, die Nummer spielen wir jetzt also! Nagut! „Du solltest aufpassen, dass du keine Angst bekommst“, meinte ich. Er grinste und lief wieder zu seinem Schreibtisch.

„Ich habe hier noch viel zutun, also stell dich bis zum nächsten Termin einfach in irgendeine Ecke und sei still“, meinte er und widmete sich wieder seinem Laptop und dem Papierkram. In seinen Träumen werde ich mich vielleicht brav hinter ihn stellen!
Ich lief zu der Ecke mit den Sofas und warf meine Tasche drauf. Dann ging ich zu den Bücherregalen und schaute mir ein paar Bücher an. Man war es hier langweilig! Ich schlenderte zum Panoramafenster. Hier hatte man einen guten Blick auf New York und ich erkannte sogar das Haus auf dem ich gestern noch saß. Von hier aus sah ich sogar die ärmere Gegend mit der alten Boxhalle wo ich drin Kämpfe. Ich starrte Ray über die Schulter um zu schauen was er macht. Ich erkannte einige Statistiken und Kleidungsstücke. Mir fiel wieder ein das er ja seine eigene Marke entworfen hat.

„Könntest du aufhören mich bei meiner Arbeit zu stören? Setz dich doch einfach hin“, sagte er genervt und drehte seinen Stuhl zu mir. Ich seufzte nur angestrengt und verdrehte die Augen. Ich lief wieder zu den Sofas und setzte mich hin. Wenn ich davor wüsste wie langweilig es hier ist, dann wäre ich ein paar Stunden später gekommen und hätte ausgeschlafen. Ich gähnte und bemerkte gar nicht wie meine Augen langsam zufielen.

My little BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt