Kapitel 4

5.3K 186 0
                                    

„Hey!“, hörte ich jemand sagen. „Nicht vor 11 Uhr...“, nuschelte ich und warf ein Kissen. Wann kann Dad endlich mal aufhören seine Leute mich wecken zu lassen?!
„Steh auf, Ruby! Du bist hier nicht zum schlafen! Und Schuhe weg von meinem Sofa!“, motzte der Typ erneut. „Mein Sofa...“, nuschelte ich ins Kissen. Plötzlich wurde ich am Handgelenk gepackt. Ich reagierte blitzschnell, verdrehte die Hand die mich festhielt und zog ihn auf den Sofa. „Auuu! Spinnst du? Lass mich los!“, schrie eine Bekannte Stimme.

Erst jetzt bemerkte ich das ich Ray am Sofa festgepinnt hatte. Sofort ließ ich ihn los und stieg von ihm. „Schleich dich nie wieder so an mich ran, klar?“, sagte ich wütend. Er stand wieder auf und reibte sich sein Handgelenk. „Anschleichen? Ich versuche seit fünf Minuten dich zu wecken! Und jetzt beeil dich ich muss zu meinem Termin!“, motzte er und richtete seine Kleidung. Ich stöhnte genervt und schnappte mir meine Tasche und stampfte ihm hinterher. Er drückte den Fahrstuhlknopf. „Musst du ganz runter?“, fragte ich. „Ja, was denn sonst. Mein Wagen wartet unten“, sagte er. Er war ganz klar schlecht gelaunt. Aber nicht nur er.

Als ich die Tür zum Treppenhaus öffnete, fragte er: „Wohin gehst du?“
„Ich nehm die Treppen. Zusätzliches Training“, gab ich nur Stumpf zurück und verschwand hinter der Tür. Als ich endlich unten war, wartete er schon umgeduldig. „Nun mach schon! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit“, schrie er wodurch uns einige Leute anstarrten. Wenn er es so will dann bekommt er es so. Ich rannte also strickt an ihm vorbei nach draußen und stieg in den schwarzen BMW ein, der schon wartete.

Als Ray dann einstieg sagte ich: „Wo warst du denn? Ich hab lange gewartet!“
Diesen Kommentar konnte ich mir einfach nicht verkneifen. Er knurrte nur wütend und gab dem Fahrer ein Zeichen loszufahren. Ich grinste in mich rein und kramte den halb zerknüllten Terminplan heraus. 12 Uhr Treffen mit dem Vizepräsident. Ujujuj, der hält bestimmt nicht viel von mir wenn er wüsste wer ich bin. Immerhin treibt die Mafia das ein oder andere Illegale Spiel in New York.

Die Fahrt war still bis wir wieder ausstiegen. Ich folgte Ray ins Gebäude und er nahm wieder den Fahrstuhl und ich die Treppen. Also wenn ich morgen kein Sixpack an meinen Beinen hab, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Wir warteten kurz bis wir in den Raum durften. Als wir den rustikal eingerichteten Raum betraten sah ich außer dem Vize noch ein junges Mädchen mit blonden Locken. Sie war vielleicht 17 oder 18 Jahre alt.

„Raayyyy!“, kreischte sie und umarmte ihn stürmisch. So wie Ray dabei aussah, presste sie ihm wohl die Luft aus den Lungen. „Warum ist sie denn hier, Mister Brown?“, fragte Ray als sie ihn loslies. Besser gesagt hing sie jetzt an seinem Arm. „Meine Tochter war eben zu Besuch und als sie hörte, dass du kommst da blieb sie noch etwas länger“, sagte der Mann um die 50 und lachte. „Oh! Wer ist denn das? Deine Freundin?“, fragte er und sah mich an. Im Ernst? Seh ich etwa aus wie seine Freundin? Das Blondchen funkelte mich sofort böse an. Sie steht eindeutig auf ihn. Sie tut mir leid.

Ich zeigte ihr nur mein Pokerface. „Nein, sie ist meine Leibwächterin“, antwortete er knapp und wir setzten uns auf die Ledersofas. Nun fing das langweile Geschäftsgelaber an und ich driftete wieder in meine eigene Welt ab. Dieses Blondchen himmelte ihn die ganze zeit über an und dachte nicht mal daran seinen Arm loszulassen. Ray ignorierte sie zwar, schien aber zu merken das er dezent gestalkt wird. Nach einer ganzen Stunde gingen wir dann wieder zurück zur Firma.

Mittlerweile knurrte mir der Magen, während Ray immer noch am Schreibtisch saß. Ich beschloss mir also einfach Essen zu bestellen. Ich suchte mir diesmal die Asiatischen Nudeln mit frittiertem Hähnchenfleisch aus. 45 Minuten später klopfte es an der Tür. Ich nahm mir ein paar Scheine aus meiner Tasche und bekam einen verwirrten Blick von Ray. Selbst schuld, wenn er mich keine Mittagspause machen lässt.

Ich nahm mein Essen entgegen und bezahlte den Lieferanten. Dann schlenderte ich zu dem Sofa und packte mein Essen auf dem Couchtisch aus. „Ist das jetzt dein Ernst? Du hast dir einfach Essen hierher liefern lassen, ohne mir Bescheid zu sagen?“, fragte er entsetzt. „Du bist nicht mein Vater. Ich esse wann ich Hunger habe, dass darfst du mir nicht verbieten“, konterte ich und schob mir ein paar Nudeln mit der Plastikgabel rein. Man tut das gut! Mein Magen hörte sofort auf sich zu beschweren und ich grinste zufrieden. Ray schien irgendwas empört vor sich hin zu nuscheln.

Den Rest des Tages verbrachten wir weiterhin im Büro und ich dachte ich sterbe vor Langeweile. Mittlerweile hatte ich mir seinen Terminplan schon so oft angeschaut, dass ich ihn mittlerweile auswendig kann. Zum Glück hatte er morgen mehrere auswärts Termine. Ich hoffe, das dann mal mehr los ist! Als ich auf die Uhr sah, war es schon 20 Uhr. Scheiße, ich hatte mich doch gestern für einen Wettkampf um 21 Uhr eingetragen!

„Wann gehst du endlich mal?“, fragte ich. „Meistens zwischen 21 Uhr und 22 Uhr. Warum fragst du? Hast du noch ein Date?“, sagte er und hob eine Augenbraue. „Nein, aber ich hab was anderes vor. Und spätestens 20:45 Uhr bin ich weg nur damit das klar ist“, schautzte ich ihn an.

Und so vergingen die Minuten und ich starrte auf die Boxhalle die man von hier aus sehen konnte. „Ich geh jetzt“, sagte ich knapp und wollte an ihm vorbei rauschen. Er hielt mich aber am Handgelenk auf. „Ich habe keine Zeit mehr! Lass mich los!“, sagte ich warnend. „Ich bin fertig, lass uns zusammen runter gehen“, sagte er und zog sein Jackett an. Ich stöhnte genervt und sprang förmlich die Treppen herunter, während er wieder den Aufzug nahm.

Ich kramte schnell meinen Schlüssel aus der Tasche und rauschte mit einem "Tschau" an ihm vorbei zu meinem Motorrad. Als ich davon raste bemerkte ich seinen Blick auf meinem Rücken. So schnell ich konnte fuhr ich zur Boxhalle und parkte mein Motorrad irgendwo.

My little BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt