14 | Zu wichtig

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Ellamara
Der Campingurlaub war jetzt schon fast zwei Wochen her. Wir hatten uns alle wieder an die Realität gewöhnt.

Es war bereits achtzehn Uhr. Ich war noch im Büro und dabei Volkan's Wohnungsvertrag zu bearbeiten. Er hatte nach dem er sich die Wohnung noch einmal angesehen hatte den vertrag unterschrieben und wollte diese nun wirklich kaufen.

Mein Handy welches auf dem Schreibtisch lag vibrierte und kündigte somit eine neue Nachricht an.

Volkan
Bin in 5 Minuten da.

ein lächeln bildete sich auf meinem Gesicht. Ich beeilte mich die letzten Felder auszufüllen und schickte meinem Chef die Kopie per Email. Danach fuhr ich den Computer runter und zog mir meine Jacke an, griff nach meiner Tasche und schloss die Tür.

Vor dem Büro meines Chefs klopfte ich. „Ich hab ihnen gerade die Kopie von Herr Yaman's vertrag geschickt damit sie noch mal drüber gucken können.", erklärte ich mein auftreten. „Okay, ein schönes Wochenende wünsche ich ihnen.", „Danke, wünsche ich ihnen auch."

Draußen stand Volkan bereits im Parkverbot an seinem Mercedes gelehnt. Ich schüttelte grinsend den Kopf. Als er mich bemerkte schnipste er die Zigarette in seiner Hand weg.

Ich lief auf ihn zu und drückte meine Lippen kurz auf seine. Seine Hände fanden meine Hüfte und zogen mich einen Stück näher an ihn. „Hey.", sagte ich als wir uns lösten. „Na, hast du mich vermisst.", grinste er. Ich würde vor Volkan nicht zugeben das ich ihn wirklich vermisst hatte. Er würde mich bloß damit aufziehen. „Oh nein, ich hatte ganz ausgezeichnete Gesellschaft von einem netten Jungen Mann.", witzelte ich woraufhin Volkans grinsend augenblicklich verschwand. „Das war ein spaß.", entspannte ich ihn. „Und jetzt lass uns von hier verschwinden. Nicht das mein Chef noch sieht das ich was mit einem seiner Klienten habe.", beendete ich das Gespräch. Woraufhin Volkan sich lachend neben mich ins Auto setzte. 

Wir hatten dem ganzen keinen Namen gegeben. Wahrscheinlich wüssten wir beide nicht wie wir das was wir hatten, nennen sollten.

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Inzwischen saßen wir bei mir Zuhause auf dem Sofa. Auf dem Weg zu mir hatten wir noch schnell was beim Chinesen geholt. Volkan hatte seine Nudeln bereits verputzt während meine fast noch zur hälfte daneben standen aber ich war noch nie ein großer Esser gewesen.

Volkan hatte seinen Kopf auf eines meiner Kissen gelegt und seine Beine ausgestreckt. Während ich meinen Kopf auf seine Brust gebettet hatte. Sein Arm war um meinen Oberkörper geschlungen worauf meine Fingernägel kleine Muster zeichneten.

„Volkan?", fragte ich nach ein paar Minuten der Stille. „Ja?", fragte dieser. „Wieso...bist du so kalt in der Öffentlichkeit?", fragte ich unsicher und räusperte mich sofort danach. „Was meinst du?", ich konnte Verwirrung aus seiner Stimme heraus hören. „Naja, du hast so eine Ausstrahlung die so unnahbar wirkt.", er schwieg einen Moment lang. Fast schon hatte ich Angst ihm zu nah getreten zu sein. Doch diese Frage schwebte schon so lange in meinem Kopf.

„Ich möchte nicht verletzt werden. Personen wie ich sind leichtes fressen. Man spielt uns Vertrauen vor und dann lässt man uns fallen. Gibt uns Geschenke und verlangt dann etwas von uns zurück. Ich öffne mich nur selten vor Menschen. Vor meinen Brüdern und meiner Mutter zum beispiel.", meine Mundwinkel zogen sich zu einem Lächeln. „Das hört man aus deinen Liedern heraus.", seine Brust vibrierte hinter mir, während er lachte.

Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm. „Ich werde dich niemals fallen lassen und dafür sorgen, dass du dich vor mir öffnest.", Volkan schaute mir in die Augen. Mein Blick wanderte zu seinen Lippen. Er legte die Hand die zuvor auf meinem Oberkörper gelegt hatte an mein Kinn und zog mein Gesicht ein Stück mehr zu ihm woraufhin seine Lippen auch schon auf meinen lagen. Es war ein sanfter Kuss. Trotzdem wurde mir schwindelig und diesmal war es mein Bauch der anfing zu kribbeln. „Ich werde dich auch niemals fallen lassen.", flüsterte er mir nachdem wir uns voneinander gelöst hatten in mein Ohr. „Dazu bist du mir schon zu wichtig."

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Am nächsten Morgen wurde ich warm eingekuschelt in meinem Bett wach. Langsam öffnete ich meine Augen. Doch schloss sie, durch die stechende Helligkeit der Sonne die direkt auf mein Bett schien, sofort wieder.

Ich schreckte auf und schaute sofort auf mein Handy. Fünf verpasste Anrufe von Sophie. „Scheiße!", fluchte ich laut und sprang auf. Schnell ging ich meine morgen Routine durch und rannte schon fast zur S-Bahn. Gerade noch rechtzeitig sprang ich rein und ließ mich auf einen freien Platz nieder.

Ich kramte meine Kopfhörer aus meiner Tasche, steckte sie in mein Handy und drückte einfach auf Play. Sofort spielte „Grey Goose" von Volkan. Automatisch grinste ich und dachte an gestern Nacht zurück. Es ist noch ziemlich spät geworden. Nachdem wir noch eine ganze Zeit zusammen gesessen und geredet hatten bis Volkan irgendwann gehen musste. Ich hatte den Abend sehr genossen.

Als meine Station aufgerufen wurde, beeilte ich mich wenigstens noch halbwegs rechtzeitig zu kommen.

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„Es tut mir so leid, Sophie.", sagte ich während ich mich neben ihr auf den Stuhl nieder lies. „Ach, alles gut.", sagte diese lächelnd. Ich erkannte dass sie sich trotzdem stress gemacht hatte. Wir hatten uns zum lernen verabredet da bald Prüfungen anstanden. Ich kramte schnell mein Ipad heraus und öffnete meine Notizen.

„Ella, die sind gar nicht Sortiert.", sagte sie nachdem sie durch gescrollt war. Ich schlug mir mit der Hand vor den Kopf. „Scheisse, tut mir leid. Ich wollte sie gestern noch Sortieren.", Sophie sah mich zweifelnd an. „Was ist los mit dir sonst warst du immer die fleißigere von uns.", ich winkte ab. Ich wollte ihr nicht erzählen das Volkan bei mir gewesen war und ich die Notizen deswegen vergessen hatte. „Ich mache das schnell.", damit machte ich mich auch schon an die Notizen. Im Augenwinkel nahm ich war wie sie mich noch etwas beobachtete bis sie sich wieder ihrem Buch widmete.

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