𝖪𝖺𝗉𝗂𝗍𝖾𝗅 32 - 𝖣𝖺𝗇𝖺𝖼𝗁.

80 5 8
                                    

Wir haben uns alle vier einen Cocktail bestellt und reden fröhlich und ausgelassen. Wir alle sehen verschwitzt aus und riechen wahrscheinlich auch so, aber das ist uns egal. Dieser Abend ist einer meiner schönsten Abenden die ich je erlebt habe und ich genieße ihn in vollen Zügen. Ich schaue auf mein Handy, welches mir sagt das wir es 23:27 Uhr haben. „Leute ich glaube ich mache mich gleich auf den Weg zurück" teile ich den anderen mit. „Ja ich denke wir auch" spricht Layne für sich und Arnav. „Müssen die kleinen Kinder etwa schon ins Bett?" zieht uns Amy auf. „Jetzt eins auf erwachsen spielen" kommentiert Arnav, Amys Frage. Sie verdreht nur die Augen und sagt „Spielverderber".

Kurz vor dreiviertel stehen wir auf, bezahlen und gehen raus an die frische Luft. Ich atme die wohltuende Luft tief ein. „Das tut gut" sagt Layne und atmet ebenfalls einmal die Luft tief ein. „Violet soll ich die begleiten? Man weiß nie was hier auf dem Weg so lauert. 30 Minuten sind schon eine lange Strecke." erklärt mir Arnav. Er will mich begleiten. In Gedanken springe ich vor Freude auf und ab, aber sagen tue ich nur „Klar, wenn es dir nix ausmacht" und zucke mit den Schultern. „Vio, als ob es ihm was ausmacht, nach dem Duett und bei deinem Outfit, du siehst heut wirklich Rattenscharf aus -" „Ja du siehst wirklich aus wie eine Granate" stimmt Amy, Layne zu. „- kann er nur auf dich stehen, was denkst du wohl, warum er es dir angeboten hat?" wertet Layne die Situation aus. „Weil ich ein Gentleman bin" beantwortet Arnav, die eigentlich mehr oder weniger rhetorische Frage von Layne. „Mhh klar" mischt sie Amy ein. „Ach ihr geht mir auf den Sack" Arnav geht schon vor und ich umarme noch schnell meine Freundinnen. „Ich sag dir, er steht auf dich. Schnapp ihn dir!" flüstert Amy mir bei der Umarmung ins Ohr. „Jaja" flüstere ich zurück.

„War eine coole Idee von dir heute hier hin zugehen" bricht Arnav die 5 Minütige Stille zwischen uns. „Ich war schon lange nicht mehr bei der Karaoke Monday Night." „Wann warst du denn das letzte mal dort?" frage ich ihn interessiert. „Puuh, denke das letzte mal war ungefähr vor eineinhalb Jahren. Ich hab Layne immer zu den Karaokeabenden begleitet, weil Grandpa gesagt hat, sie darf erst mit 17 alleine dorthin." „Also geht Layne öfters dahin?" „Damals jeden Montag, mittlerweile nicht mehr so regelmäßig, deswegen hat sie sich heute übels gefreut über deinen Vorschlag" „Kannten die Leute deswegen dort drin alle ihren Namen?" „Ja genau, sie ist ein kleiner Star hier" Ich muss schmunzeln, wenn ich daran denke, wie wir sie vorhin alle angefeuert haben. „Und du? Hast du damals mal ab und zu gesungen?" frage ich weiter. „Haha nein. Das war heute das erste Mal. Ich bin meistens nebenan Billard spielen gewesen oder hab ihr halt zugehört, aber gesungen hab ich nie." Deshalb war Layne vorhin so überrascht das Arnav hoch auf die Bühne wollte. Warum wollte er denn vorhin unbedingt singen, wenn ihn sonst auch nichts gereizt hatte. „Und wieso heute dann?" spreche ich meine Frage aus. Er zuckt nur mit den Achseln und sagt „Ehrlich gesagt, keine Ahnung" „Ich hätte doch auch richtig grässlich singen können, dann wäre das Duett ziemlich unangenehm geworden" versuche ich ihm zu erklären, in der Hoffnung das ich dann eine bessere Antwort auf meine Frage von ihm bekomme. „Ist es aber nicht. Und außerdem hättest du auch nein sagen können, woher solltest du denn wissen das ich singen kann? Vorallem nach Laynes Reaktion" Stimmt. Ich war einfach wie gelähmt gewesen, weil ich damit nicht gerechnet hatte. „Das singen liegt wohl bei euch in der Familie" „Das nehme ich mal als Kompliment" sagt Arnav und zwinkert mir wieder einmal zu „Mhh vielleicht. Mama konnte gut singen, glaube ich." Etwas zieht sich in mir zusammen, als ich höre wie er über seine Mama redet. Auch wenn er es versucht zu verbergen, man konnte genau den leicht traurigen Unterton in seiner Stimme hören.

Eine Kurzschlussreaktion in meinem Körper beschließt deshalb ihn einfach zu umarmen. Ich stoppe ihn also und schlinge meine Arme wortlos um seinen Hals und drücke seinen Körper fest an meinen. Ich atme seinen Körperduft ein, der mich wieder an das Meer erinnert und ich erschaudere. Ich mag ihn. Ja vielleicht sogar auch mehr als das. Aber ich bin mir einfach nicht sicher und ehrlich gesagt weiß ich auch nicht ob ich das wollte, jetzt schon Gefühle für eine andere Person zuzulassen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lösen wir uns aus der Umarmung und ich schaue ihm tief in die Augen und er mir ebenfalls. Meine linke Hand immer noch in seinem Nacken, die rechte liegt mittlerweile auf seiner Brust und seine beiden Hände ruhen immer noch auf meiner Taille. „Wofür war das?" fragt er ohne mich aus den Augen zu lassen. „Ich weiß nicht" nicht im Stande etwas anderes zu sagen, denn er stiehlt mir wieder jegliche Luft zum atmen.

„Ich finde übrigens auch das du heute verdammt gut gesungen hast" sagt er zu mir, wobei ich seinen Atem direkt in meinem Gesicht spüren kann. Ich lache auf „Wenn du das sagst" „Ich meine das Ernst" ich lächle und schaue verlegen auf unsere Füße die keine 20 Zentimeter voneinander entfernt sind. Plötzlich spüre ich seine Hand an meinem Kinn, mit der er mich zwingt wieder in sein Gesicht zu schauen. „Ich liebe es wenn du mir so in die Augen schaust, als würdest du nicht glauben was du da siehst" Mir steigt die Hitze in Gesicht. „Und ich liebe dich...ähm nein also..." Wenn ich ihn anschaue konnte ich nicht vernünftig denken, geschweige denn sprechen. Hatte ich gerade ernsthaft gesagt Ich liebe dich?! Och Gott ich bin ja so peinlich! „Also was ich sagen wollte ist, ich liebe deine Augen, jedesmal wenn ich dich anschaue und deine ozeanblauen Augen sehe, kommt es mir so vor als würde ich im Sand stehen und aufs Meer schauen. Es scheint als könnte ich weit hinaus schauen, aber ohne zu wissen was als nächstes kommt. Wie ihr, wenn ihr surft, ihr wartet auf eine Welle ohne zu wissen wann diese eigentlich kommt." Während ich ihm meine Gedanken, die ich jedes mal habe, wenn ich ihn ansehe, erkläre, schaue ich Arnav ununterbrochen an. Überall kribbelt es in mir, in meinem Bauch, in meinen Händen, in meinen Beinen, auf meinen Lippen. So kiss me ertönt die Zeile aus dem Song, welchen wir vorhin zusammen duettet haben.

„Apropos surfen-" plötzlich löst er seine Hände wieder von meiner Taille und fängt an weiter Richtung Hotel zu laufen. „wir müssen unbedingt unsere Surfstunde fortsetzen. Die letzte war ja mehr oder weniger ein Reinfall" er lacht leise. „Mhh" sage ich leise und laufe ihm hinterher. Es schmerzt in mir, überall da wo es vor ein paar Sekunden noch gekribbelt hatte. In meinem Bauch, in meinen Händen, in meinen Beinen, auf meinen Lippen. Es ist ein Schmerz den man nicht beschreiben kann, ich kann auch die gerade passierte Situationen nicht beschreiben. Es war alles so schön, so nah, so...so bereit. Bereit für einen Kuss. Wie sehr habe ich mir gewünscht das er seinen Kopf neigt, so wie damals bei dem Vollmond, um mich zu küssen. Vielleicht wäre ich jetzt bereit gewesen, vielleicht hätte ich endlich seine vollen und so weich aussehenden Lippen auf meinen gespürt. Aber nein es kam alles anders. Plötzlich erzählt er mir davon, das er mir das surfen immer noch beibringen möchte. Wieso habe ich nur wieder das surfen erwähnt. Wieso? Ich bin so blöd. Und auf das surfen habe ich nun wirklich keine Lust, hat Arnav denn letztens nicht gesehen das ich es nicht kann? Das ich dafür wirklich nicht geeignet bin. Auf einmal verwandelt sich der Schmerz in meinem Körper in Wut um, ich verstehe nicht mal warum, es geschieht einfach. „Violet? Erde an Violet?" Arnav fuchtelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum. Meine Wut brodelt dadurch nur noch mehr und plötzlich höre ich mich schreiend sagen „VERSTEHST DU NICHT? ICH KANN DAS NICHT! ICH KANN NICHT SURFEN! HAST DU DAS LETZTENS NICHT KAPIERT? DU WARST DOCH SELBER TOTAL GENERVT DAVON DAS ICH EINFACH MEIN DING GEMACHT HABE. WARUM BIST DU DIR SO SICHER DAS ICH ES BEI DEINER NÄCHSTEN "SURFSTUNDE" NICHT WIEDER MACHE? UND ÜBERHAUPT, WIE KOMMT ES DAS DU AM FREITAG MICH EINFACH SO KÜSSEN WOLLTEST UND JETZT WO DER MOMENT NICHT HÄTTE PERFEKTER SEIN KÖNNEN, FÄNGST DU PLÖTZLICH AN VOM SURFEN ZU SPRECHEN. WARUM?" Ich atme hektisch, versuche mich zu beruhigen. Ich weiß nicht wirklich von wo das alles gerade gekommen ist und ehrlich, ich bereue es auch schon wieder, wieso habe ich den "fast" Kuss schon wieder erwähnt? Ich habe das doch so gut verdrängt. Verdammt.

Im Rausch der WellenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt