Ich öffne meine schweren Augenlider und erschrecke, da mir eindeutig zu viel Sonnenlicht ins Auge scheint. Nach der Sonne zu Folge muss es bereits schon Mittags sein und nach den Stimmen die ich höre sind auch schon einige Menschen wach. Moment mal - wo bin ich überhaupt? Erst jetzt fällt mir auf das ich in einem Bett liege, in einem Zimmer welches mir nicht bekannt vorkommt. Und erst jetzt bemerke ich den Arm der um mich geschlungen ist und mich festhält. Mir steigt ein bekannter Geruch in die Nase - salziger Meerduft. Mein Kopf kommt mit diesen Gedanken gar nicht klar. Liege ich gerade im Bett und in den Armen von Arnav? Wie kann das sein? Gestern bin ich doch alleine gewesen...bin die Promenade entlang gelaufen...und habe mich auf eine Bank niedergelassen...und dann war da grelles Licht...starke Arme - „Alles gut Violet ich bin da. Ich bin immer für dich da. Es tut mir leid, das ich es heute nicht war. Aber jetzt bist du bei mir in Sicherheit und ich lass dich nie wieder gehen. Versprochen." -Arnav. Er hat mich zu sich gebracht. Aber woher wusste er wo ich war?
„Guten Morgen" höre ich eine verschlafene und tiefe Stimme an meinem Ohr. Ich drehe mich langsam um, wobei der Arm von ihm immer noch auf mir ruht. Und tatsächlich als ich mich vollständig umgedreht habe, schaue ich in die ozeanblauen Augen von Arnav. Dieser Moment wie wir hier umschlungen in einem Bett liegen, Gesicht an Gesicht ist so merkwürdig und trotzdem hat es etwas vertrautes. „Hast du gut geschlafen?" fragt er mich und schaut mich intensiv an. Es kommt mir vor als würde er sich Sorgen machen, sein Blick so als könnte mir jeden Moment etwas zustoßen. „Äh-Ähm ja...denke ich" antworte ich verlegen. „Gut" Er lächelt erleichtert und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Dann zieht er mich noch näher an sich ran und da ich keinen Platz mehr für meinen Arm habe lege ich ihn behutsam um die Taille von Arnav. Ich lehne meinen Kopf leicht an seine nackte Brust und atme den mir so bekannten und vertrauten Duft ein. Ich spüre wie sich seine Brust hebt und senkt, bei jedem seiner gleichmäßigen Atemzügen und wie sein Herz gegen mein Ohr schlägt. Ich schließe meine Augen und rutsche noch ein wenig näher an ihn ran, was eigentlich schon fast unmöglich ist, und genieße diesen wunderbaren Augenblick zwischen mir und Arnav.
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, weißt du?" bricht Arnav nach einer Weile die Stille. „Ja?" frage ich ihn zurück. „Ich habe dich beim tanzen beobachtet und nachdem du von der Bühne getaumelt bist konnte ich dich nicht mehr sehen. Also bin ich dir hinterher, da ich nur gesehen hatte das du Richtung Innenhof gerannt bist, doch dann hat mir so ein Trottel sein Bier über mein Hemd geschüttet. Und als ich dann endlich draußen war, warst du nicht mehr zusehen." Seine Stimme ist voller Sorge und er drückt mich fest an sich, Angst mich noch einmal aus den Augen zu verlieren. „Ich habe dann gleich die Mädels gesucht und sie gebeten doch auf den Mädchentoiletten nach dir zu suchen und als sie mir gesagt haben das du auch dort nicht bist, bin ich sofort zum Auto gerannt und bin losgefahren. Vielleicht bin ich ein bisschen paranoid gewesen, aber dieses Gefühl in meinem Bauch, dass dir etwas zustoßen könnte oder das irgendein Drecksack dich anfässt und du dich nicht wehren kannst, ging einfach nicht weg. Außerdem war es dunkel und du weißt ja nicht wirklich wo es lang geht, also musste ich dich einfach suchen." Ich schaue zu ihm hoch. „Arnav du brauchst dein Verhalten nicht zu erklären, es war genau richtig." Er beißt sich auf die Lippe und legt seinen Kopf gegen meine Stirn. „Du weißt nicht wie erleichtert ich war, als dein Pailettenkleid wegen der Scheinwerfer rot geglitzert hat und ich wusste das ich dich gefunden habe." Mir wurde warm ums Herz, jeder seiner Worte sprießt nur so vor Ehrlichkeit und Zuneigung.
Ich komme mir so dumm vor, dass ich ernsthaft dachte er würde mit jemanden anderen etwas treiben. Ich lag ja so falsch, denn stattdessen hat er sich Sorgen um mich gemacht und nach mir gesucht. „Es tut mir leid" entschuldige ich mich bei ihm ohne wirklich zu wissen wofür. Ich denke für alles, dafür das er sich so Sorgen gemacht hat, dafür das er mich suchen musste und dafür was ich gedacht habe was er stattdessen macht. „Alles gut, jetzt bist du ja bei mir."
Ich weiß nicht wie lange wir so in seinem Bett liegen und unseren Atem gegenseitig lauschen. Ich weiß es nicht und will auch nicht das es endet. Er zeigt mir mit jeder seiner Gesten wie sehr er mich liebt und schätzt, egal ob es das zärtliche streicheln über mein Hinterkopf ist oder die sanften Küsse auf meiner Schulter und meiner Stirn oder die vereinzelten Worte die er immer wieder wiederholte. Ich weiß einfach das ich ihm verdammt wichtig bin und ich weiß verdammt nochmal nicht wie ich damit umgehen soll.
Um 14:15 Uhr erheben wir uns und ich merke erst jetzt das jemand mein Kleid gegen ein schwarze T-Shirt getauscht hat. Und dieser jemand wird wohl Arnav gewesen sehen. Bei dem Gedanken das er mich nur in Unterwäsche gesehen hat, bekomme ich eine Gänsehaut. Ob ihm gefallen hat was er gesehen hat? Okay das ist wirklich eine dämliche Frage. Jedem Jungen würde wahrscheinlich ein halb nacktes Mädchen in schwarzer Spitzenunterwäsche gefallen. Wie auch immer, über was mache ich mir hier überhaupt Gedanken? „Violet hast du mir überhaupt zugehört?" Ich schaue irritiert zu Arnav rauf, der sich gerade ein Top über seinen durchtrainerten Bauch zieht. Von mir aus hätte er den ganzen Tag auch nur in Shorts durch die Gegend laufen können. „Violet wo bist du nur in deinen Gedanken?" Er lacht herzlich und als ich seine Grübchen wieder einmal sehe muss ich auch schmunzeln. Ich räuspere mich „Also was hast du gesagt?" Er kommt auf mich zu und bleibt ungefähr 20 Zentimeter vor mir stehen. „Ich will dir was sagen Violet." Er schaut mir tief in die Augen und beinahe habe ich Angst das er mir bis in meine Seele schauen könnte.
„Violet ich weiß es bleibt uns nicht mehr viel Zeit zusammen, aber die die wir noch haben will ich mit dir verbringen. Ich will mit dir am Strand liegen und will jedes mal wenn ich meinen Kopf zu dir drehe, dieses Strahlen in deinen Augen sehen, wenn du mich ansiehst. Ich weiß das hört sich verdammt kitschig an und ist es wahrscheinlich auch und auch wenn ich nicht weiß wie es nachdem Sommer mit uns weiter geht, will ich das du weißt das... das du mir verdammt wichtig bist. Auch wenn ich merke das es bei dir irgendetwas gibt was dich immer wieder zögern lässt, weiß ich das du auch mir gegenüber etwas empfindest. Dennoch fühle ich mich in deiner Gegenwart verdammt wohl und es kommt mir oft so vor als würde ich dich schon viel länger kennen, als nur 3 Wochen. Du bist wie der Ozean für mich, wie wenn ich draußen auf einer Welle bin, wenn ich auf ihr surfe fühle ich mich frei und voller Energie und habe einfach Spaß. Mich trägt das Wasser, ich habe volles Vertrauen darin und das alles vereinst du auf wundersamer Weise. Deshalb bitte ich dich mit mir zusammen zu sein. Auch wenn es nur noch für die nächsten 14 Tage ist." Ich schaue ihn mit großen Augen an. „Ich liebe dich Violet." Diese Ehrlichkeit in seinen Augen macht mir Angst. Wie kann ich ihm das nur zurück geben?
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Im Rausch der Wellen
RomansaTeil 1 der Buchreihe "Im Rausch" Violet ist mit ihrer Familie für fünf Wochen in Kalifornien. Eigentlich hat sie keine Lust die ganzen Sommerferien mit ihrer Familie zu verbringen, stattdessen hätte sie lieber mit ihren Freunden in Köln eine Party n...