„Bereit Violet?" Arnav und ich stehen bis zu den Knien im Wasser und er schaut mich herausfordernd an. Nach unserem Kuss und nachdem Layne irgendwann beschlossen hatte wieder rauszukommen sind wir drei ein Eis essen gegangen und haben uns über dies und das unterhalten. Naja und danach konnte ich nichts dagegen tun, als Arnav das riesen Softboard von letztens holte und mich mitsamt dem Board ins Wasser zog. Wenigstens hat er mich noch den Bikini anziehen lassen. „Würde es etwas ändern wenn ich es nicht bin?" versuche ich mich noch einmal herauszureden. Arnav lacht auf „Nein. Nein das würde es nicht" immer noch grinsend streckt er mir seine Hand entgegen, welche ich erschlagen ergreife und folge ihm noch ein Stückchen tiefer ins Wasser.
„So jetzt setzt dich rauf" Ich stöhne auf, dass habe ich schon beim letzten Mal nicht auf die Reihe bekommen. „Ich helfe dir auch" er schaut mir tief in die Augen und lächelt, allerdings weiß ich nicht ob das nun ein ehrliches oder doch eher belustigendes Lächeln ist. „Nett" sage ich nur und mache mich an die Arbeit auf das Board zu kommen. Nachdem ich dreimal gescheitert bin, kommt Arnav rum und packt meine Hüfte und innerhalb weniger Sekunden sitze ich auf dem Surfbrett. „Na das hat doch schon gut geklappt" „Witzig!" Ich strecke ihm beleidigt die Zunge und gebe ihm einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Ey! Das war Ernst gemeint!" er schaut traurig zu mir hoch und kurz habe ich Mitleid mit ihm. Doch als er plötzlich anfängt mit seinen Händen das Board nach links und rechts zu wanken, verfliegt dies auch schon wieder. „Arnav!" schreie ich vorwurfsvoll „Das ist nicht fair!" ich kralle mich in das Brett und versuche mein Gleichgewicht zu halten um nicht wieder ins Wasser zu fallen.
„Perfekt es scheint ganz so als wäre Miss Miller bereit für den nächsten Schritt." „Was?" War dieses Schaukeln Ernsthaft ein Teil seiner tollen Übungen? „Los versuche dich mit deinen Armen etwas weiter vorne abzustützen, so das du beim heranziehen deiner Beine wieder in der Mitte sitzt." „Also soll ich mich jetzt in die Hocke stellen?" frage ich den braungebrannten Jungen neben mir verblüffend. „Korrekt, du bist eine sehr aufmerksame Schülerin" lobt er mich grinsend. Wenn ich könnte würde ich ihn nass spritzen, allerdings bezweifle ich das ich das hinbekomme ohne ins Salzwasser zufallen und belasse es deshalb bei einem erneuten Zungen bläken.
Nach fast eineinhalb Stunden anstrengendem üben im Wasser entlässt mich Arnav endlich. Ich bin unzählige Male ins Wasser gefallen und stehen auf dem Softboard kam erst gar nicht in Frage. Aber es war ok. Ich hab viel gelacht, wobei Arnav wahrscheinlich mehr gelacht hat, mehr über mich gelacht hat, aber ich kann es ihm nicht verübeln. Ich sah sicher richtig bescheuert aus. Wir gehen zusammen nach draußen und während ich mir mein Handtuch schnappe, legt mein Freund das Softboard zurück in den Sand. Er kommt auf mich zu und umarmt mich von hinten. Nur das Handtuch welches ich bereits um mich geschlungen habe trennt unser beider halb nackten Körper sich zu berühren. Ich kann es nicht glauben wie selbstverständlich sich das hier für mich anfühlt. Das ein Junge den ich gerade Mal knapp 4 Wochen kenne so nah an mich ran lasse. Nach Tim habe ich das nicht mehr zugelassen, bei keinem Jungen, aber bei ihm, Arnav Hall, ist das irgendwie anders. Und dennoch schwingt bei jedem Kribbeln unserer Berührung ein kleiner Eimer Angst mit. Doch hier und jetzt verdränge ich dieses Gefühl und genieße wie wir beide so zusammen auf den blauen und in der Sonne glitzernden Ozean schauen und den Atem des jeweils anderen lauschen.
Er küsst sanft den empfindlichen Bereich zwischen meinem Hals und meiner Schulter und fährt leicht mit seinen Händen meine Hüfte entlang. Ich erschaudere. Mit so viel Liebe und Zuneigung hat mich noch nie jemand berührt. Ich hebe meine Hand und lege sie an seinen Kopf und fahre leicht durch sein weiches Haar, wobei ich weiter die Wellen beobachte. „Ich liebe dich Violet." Ich stoppe ruckartig mein Hand in seinem Haar und verkrampfe mich. Verdammt wieso reagiere ich jedesmal so? „Hey" flüstert er mir besänftigend ins Ohr, aber ich kann hören wie ich ihn erneut mit meiner Reaktion verletzt habe. „Es..es-" ich seufze und drehe mich langsam zu ihm um und lege meine Stirn an seine. „Es tut mir Leid. Es ist nur so, dass jemand mir-" „Pssst. Nicht jetzt, erzähle es mir wenn wir alleine sind. Ich denke das ein belebter Strand um 15 Uhr nicht der beste Ort für deine Geschichte ist." Er legt eine Hand unter mein Kinn und hebt ganz sanft und mit so viel Liebe mein Kopf und schaut mir mit den gleichen Gefühlen ins Gesicht, das mir die Knie weich werden. „Du hast wahrscheinlich Recht." Ich küsse ihn sanft und lehne mich dann an seinen Oberkörper und schlinge meine Arme um ihn.
„Du weißt nicht wie sehr ich das hier alles mit dir genieße" Wir laufen Hand in Hand im Wasser den Strand entlang. Ich schaue ihm in die Augen und lächle. Er lächelt zurück und drückt mir einen Kuss auf die Schläfe. „Ich genieße es mindestens genauso sehr." Wir schlendern schweigend so weiter und spritzen uns ab und zu mit Hilfe unsere Füße ein wenig nass. Wir lachen und schauen uns in die Augen und jeder dieser Augenblicke brenne ich in mein Gehirn ein. Wie seine Pupillen sich immer ein wenig weiter weiten, wenn er mich ansieht und wie ich mich selbst in seinen so hellen ozeanblauen Augen spiegle, wie er mir zart einzelne Ponystränen hinters Ohr streicht und dabei sanft meine Wange streift. Wie warm sich seine Lippen auf meine fühlen und wie dieses unbeschreibliche Gefühl mich wie auf Wolken laufen lässt. Oh verdammt wie verliebt ich doch in ihn bin! Und oh verdammt wie sehr ich mich Ohrfeigen könnte, dafür das ich ihm das nicht genau so sagen kann!
Nach einer halben Stunde steuern wir wieder unseren Platz an, wo Layne sich auf ihrem Handtuch sonnt. „Wer zuerst da ist" rufe ich zu Arnav und laufe kurz darauf los. Ich springe über einen kleinen Eimer den ein Kind dort platziert haben muss und als ich danach aufkomme und umknicke holt er mich auch schon ein und schlingt die Arme von hinten um mich. Ich verlieren den Bodenkontakt und muss so heftig lachen, dass ich den Schmerz in meinem Knöchel gar nicht bemerke. „Hab dich", flüstert Arnav an meinem Ohr. Sein Atem streift meinen Hals und ein Kribbeln breitet sich von der Stelle auf meinen ganzen Körper aus. „Das ist unfair!" protestiere ich und trommle spielerisch gegen seine Arme. Umsonst. Arnav lässt mich erst wieder runter, als er mich bis zu Layne getragen hat. Und lässt mich auch dort nicht los. Als eine kleine Windbrise kommt umgibt mich sein Duft von Meersalz und diesen ganz eigenen Geruch, den ich immer noch nicht identifizieren kann. Ich kann sein Lachen genauso spüren, wie seinen durchtrainierten Körper hinter mir.
„Ihr seid wirklich anstrengend!" ertönt Laynes Stimme und wir hören beide auf zu lachen und gucken gleichzeitig zu ihr hinunter. „Ihr hört euch an wie zwei 13 jährige die auf Wolke 7 schweben." „Tun wir ja auch" stimmt Arnav seiner Schwester zu. „Ja dagegen kann ich nichts einwenden" gebe ich zu und Arnav schaut mich überrascht an und lächelt daraufhin kurz auf. „Ok Stopp! Das reicht!" Layne hebt protestierend die Arme und erhebt sich von ihrem Handtuch. „Vio und ich gehen was zum kühlen holen, denn meinem werten Bruder ist es offensichtlich entgangen das sie nur auf einem Bein steht" erst jetzt bemerke ich wie es in meinem Knöchel ziehen tut und als ich runter schaue bemerke ich tatsächlich das ich nur einbeinig im Stand stehe. „Und du-" Sie zeigt mit dem Finger auf den Jungen hinter mir „-wirst dich nun endlich ins Wasser begeben und ein wenig surfen. Die Wellen sind heute großartig!" Arnav verdreht die Augen, gibt sich aber offensichtlich geschlagen, denn er gibt mir nur noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange und schnappt sich dann sein Board und rennt Richtung Wasser.
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Im Rausch der Wellen
RomanceTeil 1 der Buchreihe "Im Rausch" Violet ist mit ihrer Familie für fünf Wochen in Kalifornien. Eigentlich hat sie keine Lust die ganzen Sommerferien mit ihrer Familie zu verbringen, stattdessen hätte sie lieber mit ihren Freunden in Köln eine Party n...