Kapitel 55 - 33 Stunden

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Ich spüre wie mir jemand an die Schulter tippt und mich dadurch aufweckt. Nachdem vorhin ein Arzt meinen Fuß betrachtet hat und meinte das die Schwellung schon morgen wieder weg sein sollte, muss ich wohl eingenickt sein. Ich schaue nach rechts und schaue in zwei blaue Augen. Aber es sind nicht die blauen Augen, nicht die die mich an den Ozean erinnern. Aber diese Augen sind mit furchtbar viel Schmerz gefüllt und schauen mich verzweifelt an. „Layne." sage ich leise und erleichtert das ich sie endlich sehe. „Du siehst schrecklich aus" sage ich und nehme ihr Gesicht in meine Hände. Sie lächelt gequält „Glaub mir du siehst genauso schrecklich aus." Ich lache leise auf, aber kurz darauf versteife ich mich. „Wie geht es ihm?" Auch das blasse Gesicht mit den Augenringen und den müden Augen von Layne versteifen sich nun. Sie schaut nach unten und spielt nervös mit ihren Händen rum. „Layne?" frage ich ängstlich. „Was ist mit ihm los? Geht es ihm gut?" Sie schüttelt den Kopf und dann fängt die Schwester meines Freundes plötzlich an schrecklich doll zu weinen. Ich erschrecke und nehme sie gleich daraufhin in meine Arme und drücke sie fest an mich. Egal was es ist, es ist nichts gutes und bei dem Gedanken fange auch ich an zu weinen.

„Vio mach dich gefasst. Er sieht sehr...sehr, also...erschrecke dich nicht." Wir stehen vor dem Krankenzimmer von Arnav. Doch bevor Layne die Türklinke runterdrücken kann, fasse ich ihr Handgelenk und schaue ihr tief in die Augen. „Bitte sag mir vorher was er hat. Ich will gefasst sein, bevor ich vor ihm im Boden zusammenbreche. Ich kann ihm diese Seite noch nicht zeigen, ich-" „Er wird es nicht mitbekommen" unterbricht mich Layne mit gepresster Stimme. „Was?" frage ich verdutzt. Ohne etwas weiteres zu sagen drückt sie die Türklinke runter und lässt die Tür aufschwingen.

Sie betritt vor mir das Zimmer und geht zum Fenster und bleibt dort stehen. Ich höre wie sie wimmert und nachdem sie ein Taschentuch gezückt hat, schnieft sie dort kräftig hinein. Dann schaut sie wieder raus in die Nacht. Es ist Dienstag, 2 Uhr, mitten in der Nacht. Der Mond steht über dem Pazifik, auf welchen man von hieraus einen hervorragenden Blick hat. Als ich den Blick von der geknickten Layne abwende, gehe ich auf das Bett zu welches auf der linken Seite steht. Es steht hinter einem halb zugezogenen Vorhang, welcher mir den Blick auf Arnav verwehrt.

Ich gehe langsam auf den beigen Vorhang zu und ziehe ihn in Zeitlupe auf. Als ich einen Blick auf meinen sonst so fröhlichen und braungebrannten Freund erhasche, bleibt mir der Atem weg. Ich verharre in meiner Bewegung und fühle...nichts. Ich bemerke nicht wie ich aufgehört habe zu atmen oder wie mir zum hundertsten Male Tränen über die Wangen laufen. Ich stehe nur da und schaue auf den Jungen der mir vor 35 Stunden noch gesagt hat das er mich liebt und nun da ganz ohne jegliche Farbe im Gesicht, mit geschlossenen Augen, einem Kopfverband und lauter Schläuche im Bett liegt. Er sieht so fremd aus und so verdammt verletzbar und traurig. „Was-" Ich schluchze und muss mich zwingen den Blick von Arnav abzuwenden um Layne anzugucken. „Was ist mit ihm?" Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern. Layne dreht sich langsam um und fährt sich nervös und mit zitternder Hand durch ihr braunes, zerzaustes Haar. „Er, also die Ärzte haben mir vorhin gesagt, das er, er liegt...ähm, ach verdammm-" Das letzte Wort spricht sie schon gar nicht mehr vollständig aus, da bricht sie ein weiteres Mal in Tränen aus. Ich sprinte zu ihr und fange sie auf und gemeinsam sinken wir zu Boden.

Im Rausch der WellenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt