1. Schmerz

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Schweißgebadet wachte ich auf. Das helle Zimmerlicht blendete mich. Sofort zog ich meine Beine an meine Brust und lehnte mich an die eiskalte Wand. Schonwieder ein Alptraum. Nichts neues mehr. Der kleine Raum hatte zwar keine Fenster, aber ich wusste das es noch Nacht war. Meine Sinne verrieten es mir. Kühle Luft drang wie immer durch den kleinen Lüftungsschacht an der Decke. Dicke Gitter schützten ihn. Es war unmöglich da raus zu kommen. Denn ich hatte es schon mehr als hundert Mal versucht.

Das grelle Licht an der Decke war immer an. Sie schalteten es nie aus. Warum, sagen sie nicht. Ich hatte sie schonmal gefragt, aber sie antworteten nicht. Sie reden nicht mit Objekten. Sie antworten nicht auf meine Fragen. Aber ich muss immer auf ihre antworten. Sonst bekomme ich Ärger. Und Ärger bedeutet immer Schmerzen.
Also bleibe ich brav und höre auf sie. Wehren hat keinen Zweck und endet auch wieder nur bei Schmerzen. Alles was ich mache endet bei Schmerzen. Also mache ich nichts. Es ist sicherer. Ich muss einfach nichts machen. Vielleicht lassen sie mich dann eines Tages raus hier.

Ich habe nur wenig Ahnung von der Welt da draußen. Jahrelang haben die Menschen mir Bücher gegeben und Dinge beigebracht. Selbst habe ich aber noch nie etwas davon erlebt. Ob es diese Welt von der die Bücher erzählen wirklich gibt? Existiert sie? Irgendwo da draußen?

Ich legte mich wieder auf die harte Matratze und starrte an die Decke. Irgendwann wurde ich von der Müdigkeit eingeholt.

Einige Stunden später wurde ich von dem klicken der Tür geweckt. Sofort war ich hellwach und stand von meinem Bett auf. Die Schlösser der schweren Metalltür wurden gelöst und die Tür wurde aufgeschoben. Eine Frau kam mit dem üblichen Tablett herein. Ein Mensch mit weißem Kittel. Wie alle hier. Jeder trug ihn. Außer diejenigen die wie ich waren. Oder zumindest ähnlich. Sie trugen die gleiche Kleidung wie ich. Ein weißes Shirt und eine weiße Stoffhose mit blauen Punkten.

Der Mensch stellte das Tablett auf den kleinen Plastiktisch an der Wand und verschwand wieder. Sobald die Tür zu war lief ich zum Tisch und setzte mich auf den passenden Plastikstuhl. Auf dem Teller befand sich eine Scheibe trockenes Brot und daneben stand ein Glas Wasser. Wie immer. Immer das gleiche. Bis zum Abend ist es das einzige Essen.

Ich aß das Brot auf und trank aus. Ich war daran gewöhnt nicht mehr zu haben. Immerhin ging es so mein ganzes Leben lang. Ich winkelte meine Beine an und umarmte sie mit meinen Armen. Bald werden Menschen durch diese Tür kommen und mir wieder weh tun. Tag für Tag. Immer das gleiche. Wie immer bekam ich Angst. Angst wer als nächstes kommt. Angst vor dieser Tür.

Es dauerte mit lange, bis die Tür geöffnet wurde. Vier weiße Kittel betraten den Raum und sahen mich an. „Komm her, Cara“, sagte der eine. Ich kannte ihn schon. Er gab den anderen immer Anweisungen. Ich mochte ihn nicht. Ich hatte Angst. Aber ich musste auf ihn hören. Also stand ich zitternd vom Stuhl auf und lief auf ihn zu.

„Komm mit“, sagte er. Ich folgte den Menschen und sie stießen mich in einen sterilen Raum. An jeder Ecke waren Kameras. Genau wie in meinem Zimmer. In der Mitte des Raumes befand sich ein breites Laufband. Ich kannte das schon. Jedes Jahr musste ich da drauf.

„Verwandel dich und steig auf das Laufband. Wir testen heute wieder deine Geschwindigkeit“, ertönte die emotionslose Stimme im Raum. Ich tat was er sagte. Meine Kleidung verschmolz und mein Körper veränderte sich. Innerhalb von wenigen Sekunden stand ich nun in meiner Wolfsgestalt da und stellte mich auf das Laufband.

Langsam fing es an sich zu bewegen. Dann wurde es jede Sekunde schneller, sodass ich kaum noch mithalten konnte. Meine Lunge brannte und meine Knochen knacksten. Das Laufband wurde aber immer schneller. Im nächsten Moment stolperte ich über meine eigenen Pfoten und würde von dem Laufband nach hinten gegen die Wand geschleudert. Mein Kopf tat weh, aber ich raffte mich wieder auf und schüttelte mich. Kurz wurde mir schwindelig und ich schwankte etwas.

„100kmh. Das war ein neuer Rekord. Letztes Jahr hattest du nur 80kmh. Das Mittel scheint endlich anzuschlagen“, hörte ich die Stimme wieder. Die Leute kamen wieder rein. Diesmal hatte einer von ihnen eine Spritze dabei. In der Spritze befand sich eine gelbe Flüssigkeit. Ich hasste diesen Teil des Tages.

Ängstlich ging ich einen Schritt zurück und winselte. „Haltet sie fest!“, sagte einer. Innerhalb einer Sekunde hatte mir jemand einen Maulkorb umgelegt und drückte meinen Kopf auf den Boden. Ein anderer kontrollierte meinen Körper und mir tat sofort wieder alles weh. Diese Menschen waren viel zu schwer. Ich konnte mich keinen Millimeter mehr rühren. Der Mensch mit der Spritze kam näher.

Im nächsten Moment zog er mein Augenlid runter und stach mit der Spritze in mein Auge. Schrecklicher Schmerz durchfuhr meinen Kopf und meine Augen tränten wie verrückt. Der Mensch hielt weiterhin mein Auge offen, sodass ich nicht blinzeln konnte. Ich hatte das Gefühl blind zu werden vor Schmerz. Ich winselte schrecklich und versuchte mich irgendwie zu wehren, aber es war aussichtslos.

Auch am zweiten Auge tat mir wieder alles weh, aber die Menschen schauten nur emotionslos. Sie interessierten sich nicht für mich. Denn ich war nur ein Objekt in ihrer Sammlung. Nach dieser Horror Prozedur wurde ich sofort ohnmächtig und wachte erst wieder in meinem Zimmer auf.

Meine Augen schmerzten unglaublich und es war ein Wunder, dass ich noch klar sehen konnte. Doch ich wusste meine Augen waren rot und angeschwollen. Außerdem plagen mich mal wieder schreckliche Kopfschmerzen.

Bis zum nächsten Tag verbrachte ich meine Zeit im Bett. Am nächsten Tag kamen nur immer wieder Menschen rein und blendete meine Augen, wodurch sie noch mehr schmerzten. Den Tag darauf musste ich Sehtests machen die extrem anstrengend waren.
„Sehr gut, deine Augenstärke ist besser geworden!“, sagte er. Ich rieb mir müde über die Augen.
Ein aufgebrachte Mensch betrat stürmisch den Raum und ließ mich zusammenzucken. „Boss, immer mehr Experimente sind nicht mehr kontrollierbar. Ein Mitarbeiter wurde getötet“, sagte er. Der 'Boss' sah ihn nachdenklich an. „Bringt sie zurück in ihren Raum. Reden wir draußen weiter“, wies er an und im nächsten Moment wurde ich wieder in mein Zimmer gezerrt.

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So, tatsächlich war das erste Kapitel etwas langweilig. Aber keine Sorge die Action startet im nächsten! Und da wird es dann so richtig interessant!  :)

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Experiment A01Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt