5. Verwandlung und Verwirrung

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Auf den letzten Stufen hörte ich plötzlich jemand hinter mir. „Hey, kleine Furie!“, sagte jemand genau hinter mir und ich drehte mich ruckartig auf der Treppe um und sah Josh. Den den ich gekratzt hatte. Er war mir viel zu nah!

Ich wollte rückwärts gehen, rutschte aber aus und viel nach hinten. Aber statt hart die letzten Stufen runterzufallen, landete ich in zwei starken Armen. Als ich immer mehr Panisch wurde, sah ich nach oben und erkannte einen fremden Mann. Wahrscheinlich war Will derjenige der mich aufgefangen hatte.

Immer mehr Nervosität machte sich in mir breit und ich konnte nicht anders als ihn von mir weg zu schucken und mich noch im runter springen in einen Wolf zu verwandeln. Ich schlitterte über den glatten Boden und erkannte noch Nathan der gerade ins Wohnzimmer kam und nun mich und die anderen geschockt ansahen. Will lag auf dem Boden und Jash stand wie versteinert auf der Treppe. Alle starrten mich an. „Sie.... D-Das Mädchen hat sich gerade in diesen Wolf verwandelt!“, sagte Will ungläubig. Hatten sie etwa noch nie einen Werwolf gesehen?

Nathan kam ein paar Schritte auf Will zu der am nächsten bei mir lag. Sofort stellte ich mein Nackenfell auf und knurrte ihn an. Diesmal richtig. „C-Cara? Wenn du es wirklich bist und du mich verstehen kannst, dann hab keine Angst“, sagte er zögerlich. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte kaum Angst in seinen Augen erkennen. Er hatte immer noch diese ruhige Ausstrahlung an sich.

Trotzdem kam er mir zu nahe. Ich zögerte also nicht lange und sprang ihn drohend an. Ich hatte ihn auf den Boden geworfen und stand nun zähnefletschend über ihm. Ich könnte ihn nun so einfach töten. Nur ein Biss und er wäre Tod. Doch sein Blick verwirrte mich. Er sah mich mit einem beruhigenden Lächeln an. Er schien keine Angst zu haben und blickte mir tief in die Augen.

Verwirrt verschwand mein aggressiver Gesichtsausdruck und ich stieg langsam von ihm runter und ging auf Abstand. „Wow, wie hast du das geschafft?“, fragte einer seiner Kumpels. Doch er ignorierte seine Frage und kniete sich vor mich hin. Wieder sah ich ihn verwirrt an und ging noch einen Schritt zurück. „Siehst du ich habe dir nichts getan. Du brauchst dich nicht zu verteidigen“, sagte er zu mir. Bei ihm bin ich mir mittlerweile relativ sicher, daß er mich nicht verletzen würde, aber bei den anderen bin ich vorsichtig.

Nathan streckte langsam seine Hand aus. Schritt für Schritt kam ich ihm näher trotzdem blieb ich immer auf der Hut. Ich näherte mich ihm seitlich und umrundete ihn erstmal komplett. Nur um sicher zu sein das er auch wirklich keine gefährlichen Gegenstände bei sich hat. Dann begann ich langsam an seiner Hand zu schnüffeln als er sie langsam auf mich zu bewegte zuckte ich kurz zurück, ließ es dann aber zu, dass er mein Fell anfasst.

„Hast du da gerade tatsächlich einen Werwolf gezähmt?“, fragte Josh der plötzlich neben ihm stand. Sofort wich ich zurück und knurrte ihn an. Sein Arm wo ich ihn gekratzt hatte, hatte er sich wohl verbunden. „Sie hat immer noch Angst haltet besser immer etwas Abstand“, sagte er zu Josh und Will. Ich verwandelte mich wieder zurück und stellte mich mit etwas Abstand hinter Nathan.

„Bist du wirklich ein Werwolf? So wie in Geschichten?“, fragte er. Ich nickte nur stumm und legte den Kopf schief. „Okay, komm am besten setzen wir uns erstmal alle hin und beruhigen uns. Jetzt habe ich nämlich ein paar Fragen an dich“, meinte er. Wir setzten uns also auf die Sofas im Wohnzimmer und ich sah ihn an.

„Warum lagst du verletzt auf der Straße?“, fragte er. „Ich bin abgehauen.“
„Wovor?“
„Kittelmenschen“, sagte ich. Er sah mich fragend an. „Meinst du Menschen die einen weißen Kittel tragen?“ Ich nickte. „Was haben sie dir darin angetan?“
„Sie tun mir weh und töten.“
„Sie töten andere Werwölfe?“ Wieder nickte ich. „Wie lange warst du darin?“, fragte er weiter. „Immer.“ Er fuhr sich frustriert durch die Haare. „Dein ganzes Leben lang? Wie alt bist du denn?“
„Achtzehn“, sagte ich.
„Oh man, das muss schlimm gewesen sein. Du bist also in einem Labor aufgewachsen und kennst nur Menschen die dir wehtun. Kein Wunder reagierst du so auf uns und kennst viele Sachen nicht.“

„Das ist doch verrückt Menschenversuche zu machen. Und dann erschaffen sie auch noch Werwölfe? Die haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!“, sagte Josh. Ich zuckte zusammen da er ziemlich laut wurde.

„Okay, es wäre also am besten wenn du erstmal hier bleibst. Hör zu, du kannst dich hier gerne wie Zuhause fühlen... Oder lieber doch nicht. Ähm, sagen wir du darfst hier alles ohne Einschränkungen machen, außer rausgehen. Es könnte gefährlich sein, wenn du dich verwandeln würdest. Am besten gehst du nur mit einem von uns raus“, beschloss er und sah mich ernst an. Ich nickte schnell. Also darf ich raus. Bloß nicht alleine.

„Ich will raus“, sagte ich und alle drei sahen mich an. „Ähm... Heute besser nicht mehr. Es ist schon dunkel draußen. Warten wir bis morgen“, meinte Nathan.

Er begleitete mich noch zurück in mein Zimmer und ich kuschelte mich in die weiche Bettdecke. „Gute Nacht“, sagte er noch und schaltete dann das Licht aus. „Warte!“, sagte ich schnell. Er sah mich verwirrt an. „Ich mag es nicht dunkel. Ich habe noch nie im Dunkeln geschlafen“, sagte ich und drückte die Bettdecke an mich. „Achso, dann... Warte kurz“, sagte er und machte davor das Licht wieder an.

Kurze Zeit später kam er wieder mit einer kleinen Lampe in der Hand, die er neben dem Bett einsteckte. Er schaltete die Lampe ein und das große Licht aus. Nun war es nicht mehr zu dunkel und nicht zu hell. „Jetzt müsste es gehen. Also dann, bis morgen“, sagte er nochmal und ging dann.
Ich legte mich hin und rollte mich unter der Decke zusammen. Es dauerte nicht lange bis ich eingeschlafen war.

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