17. Schlafmangel und Alpträume

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Den genauen Tag lang kam ich nicht aus meinem Zimmer raus. Erst am Abend klopfte es nochmal. Ich bemerkte sofort das es Nath war. Was er wohl will? Ob er will das ich gehe?

„Ich hab dir was zu essen mitgebracht. Du hast den ganzen Tag lang nichts gegessen. Wir machen uns alle Sorgen“, sagte er mit sanfter Stimme. Er legte eine Hand auf die Bettdecke unter der ich lag. Sofort begann mein Herz schneller zu pochen und ich wurde nervös. Ich hatte Angst. Angst davor ihn zu verlieren. Wenn er wirklich so sehr möchte das ich mich von ihm fernhalte, dann tue ich das. Ich mache es um ihn nicht zu verlieren.

„Ess wenigstens etwas, okay? Es ist schon spät. Es tut mir leid das ich dich so verletzt habe“, sagte er leise und ging dann wieder. Ich fühlte mich schlecht. Mein Kopf tat weh und ich konnte einfach nicht anders als noch mehr zu weinen. Ich wusste nicht warum aber es zerriss mir das Herz ihn nicht umarmen zu können. Er will nicht das ich mir ihm zusammen bin. Das muss ich versuchen zu akzeptieren auch wenn es unvorstellbar schmerzhaft ist.

Nach einer Weile hatte ich mich tatsächlich in den Schlaf geweint. Doch diese Nacht war alles andere als ruhig. Die Alpträume waren diese Nacht schlimmer als je zuvor. Immer und immer wieder wurde ich getötet. Immer wieder kamen die Ärzte um mir wehzutun. Ich wachte diese Nacht bereits das siebte Mal schweißgebadet und wimmernd auf. Ich war so erschöpft und müde, aber ich hatte Angst meine Augen zu schließen. Jedesmal sah ich diese Kittel. Sie rauben mir den Schlaf.

Ich saß völlig fertig in meinem Bett und versuchte ruhig zu atmen. Aber mein Herz schlug viel zu kräftig und ich hatte viel zu sehr Angst. Ich hatte Angst einzuschlafen. Also musste ich mich wach halten.

Ich schlich die Treppe herunter und schaltete leise den Fernseher an. Den Rest der Nacht verbrachte ich davor und versuchte nicht einzuschlafen. Immer wieder klatschte ich mir selbst ins Gesicht und spürte wie meine Augenringe immer größer wurden. Als die Jungs langsam wach wurden starrte ich immer noch wie ein Roboter in den Fernseher, während die Welt immer wieder langsam verschwamm.

Nur am Rande bekam ich mit wie mich Will ansprach und vor mir mit seinen Flingern schnipste. Nachdem ich es realisiert hatte drehte ich langsam meinen Kopf zu ihm und blinzelte in Zeitlupe. „Oh man, du siehst mies aus. Hast du die ganze Nacht etwa Fernsehen geschaut? Du hast ja Augenringe bis zum Boden!“, sagte er. Seine Stimme drang nur gedämpft durch meinen Kopf hindurch.

„Komm schon. Geh schlafen!“, sagte er. Ich schüttelte langsam den Kopf. „Warum willst du nicht schlafen?“, fragte er. „Weil sie mich töten. Immer und immer wieder“, sagte ich leise und starrte auf meine Füße. Er sah mich nachdenklich an. Ohne groß zu zögern hob er mich plötzlich hoch und trug mich in mein Zimmer. Doch sobald ich mein Bett sah bekam ich Panik. Dieses Bett brachte mir quälende Alpträume. Ich wollte nicht schlafen. Ich darf nicht schlafen. Auf keinen Fall!

„Nein.. Nicht... NEIN! HÖR AUF! ICH KANN NICHT! ICH DARF NICHT! LASS MICH!“ Ich fing an zu schreien und zu zappeln, als er mich in mein Bett legen wollte. Doch ich weigerte mich und klammerte mich an ihn. „Hey, hey. Ganz ruhig! Du hast völligen Schlafmangel und bist übermüdet“, sagte er und versuchte mich ins Bett zu bringen. Doch ich fuhr nur meine Krallen aus und kratzte ihm über sein Shirt und kletterte über ihn drüber und knallte auf den Boden.

Ich hörte wie Josh und Nath den Raum betraten und und geschockt ansahen. „Was ist denn hier los? Warum schreit sie so?“, fragten sie. Ich saß völlig entkräftet vor dem Bett und atmete schnell. „Sie sie dir doch an! Sie hat die ganze Nacht nicht geschlafen und ihr Gesicht ist voll von getrockneten Tränen! Sie ist völlig am Ende und meint das sie nicht schlafen darf!“, erklärte Will laut. Seine Stimme drang nun in doppelter Lautstärke in meine Ohren und ich bemühte mich meine Augen offen zu halten. Langsam krabbelte ich in Richtung Ausgang meines Zimmers.

Mein Körper schmerzte und wollte schon nicht mehr auf mich hören. Doch ich Zwang mich trotzdem weiter über den Boden zu kriechen. „Cara. Cara, hörst du mich? Warum denkst du, dass du nicht schlafen darfst?“, fragte mich Nath. Er hatte sich vor mich niedergekniet. „Sie kommen um mich zu töten. Ich kann nicht schlafen... Es geht nicht“, sagte ich und erneut wurden meine Augen feucht. „Oh Gott... Ich nie im Leben gedacht, dass dich deine Alpträume so sehr quälen. Es tut mir so leid...“, sagte er doch seine Stimme war nur noch wie ein leises flüstern.

„Sie ist extrem bleich“, sagte Josh. „Sie hat immer noch nichts gegessen“, sagte jemand anderes. Ich konnte dir ganzen Stimmen schon nicht mehr unterscheiden. Im nächsten Moment gab mein Körper komplett seine Kraft auf und ich brach zusammen.

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