14. Angefahren

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Im Wald fühlte ich mich gleich wieder sicherer. Hier war es wieder ruhig. Ich verlangsamte mein Tempo und lief nun normal durch den Wald. Nach einigen Minuten viel mir ein Geruch auf. Er roch unglaublich gut und ich konnte diesem Duft nicht wiederstehen. Zwar wusste ich nicht was es war, aber es roch wie das beste Festmahl der Welt. Wie verzaubert begann ich dem Geruch zu folgen.

Mein Kopf war plötzlich wie leergefegt und ich wollte unbedingt wissen was diesen unwiderstehlichen Geruch verbreitete. Ich bekam kaum noch selber mit in welche Richtung ich mich überhaupt bewegte. Doch im nächsten Moment war es schon zu spät. Ein Auto raste auf mich zu und prallte gegen mich. Ich kniff die Augen zusammen. Alles ging so schnell und im nächsten Moment spürte ich nur Schmerz. Meine Sicht verschwamm und ich prallte fest auf den harten Asphalt.

Das letzte was ich sah war das Blut das langsam von mir weg lief. Dann wurde alles schwarz...

~

Ich wurde von einem stechenden Schmerz wieder zurück in die Welt geholt. Sofort riss ich meine Augen auf und richtete mich auf. Erneut quälte mich der Schmerz an meiner Seite der sich bis zu meinem Bein zog. Ich jaulte auf und bemerkte auch gleich das ich noch verwandelt war. Ich lag auf einem Stahltisch in einem weißen Raum. Auf einer Thecke lagen blutige Tücher die mit meinem Blut getränkt waren eine Spritze und Verbände.

Ich spürte wie die lange Wunde bereits anfing zu brennen als Zeichen das sie langsam heilt. Ich atmete tief durch und bewegte mich ein Stück mehr. Ich war wohl eine Weile ohnmächtig. Die Frage ist was in dieser Zeit passiert ist? Ich konzentrierte mich auf meine Sinne und bemerkte sofort das jemand auf mich zukam. Die Tür öffnete sich und ein Mann Mitte zwanzig kam rein. Er trug einen weißen Kittel und blaue Handschuhe. Sofort schossen mir die Bilder des Labors in den Kopf und ich verkrampfte mich.

Der Mann blieb ebenfalls stehen und sah mich geschockt an. „Was zum... Oliva! Sollte die Narkose nicht drei Stunden halten?", schrie der Mann hinter sich und behielt mich im Blick. Eine Frau mit Brille kam schnell angelaufen. Auch sie hatte ebenfalls einen dieser Kittel. Ich stand zitternd da wie eine Salzsäule. Ich war komplett unfähig mich zu bewegen.

„Das ist unmöglich! Die Wölfin sollte noch schlafen! Wir haben die Wunde noch gar nicht verbunden!", meinte sie. Der Mann nickte. Er fing an sich langsam in Richtig der Theke zu bewegen. Meine Augen folgten jeder Bewegung. Dann griff er nach der Spritze. Erneut erinnerten mich Bilder an meine Vergangenheit. Ich kniff erschrocken die Augen zusammen und ging einen Schritt rückwärts. Dummerweise war der Tisch mit groß genug und ich tapste ins leere und landete auf dem Boden.

Der Mann kam nun mit der Spritze auf mich zu und drängte mich in eine Ecke. Durch die Wunde war ich sehr eingeschränkt in meinen Bewegungen und das machte die Sache noch komplizierter. Ich rutschte zitternd rückwärts und hatte die Ohren angelegt. Vor lauter Angst winselte ich wie ein ängstlicher Welpe und drückte mich gegen die Wand. Dann fiel mir auf das ich mich ja wehren kann. Diese Leute hatten mich nicht angekettet.

Gerade als der Mann mir die Spritze geben wollte, schnappte ich nach vorne und biss in seine Hand. Ich knurrte ihn an und rannte an ihm vorbei. Er schrie auf, aber drehte sich schnell um und schmiss sich auf mich. Meine Wunde riss ein Stück auf und ich schrie schmerzerfüllt. Doch ich gab nicht auf. Ich wollte raus hier.

Ich nutzte das Adrenalin biss ihn nochmal und sprang die Frau an. Dann rannte ich durch die Tür nach draußen. So gut es ging ignorierte ich den Schmerz und lief einfach weiter. Schnell fiel mir auf das mir diese Gegend bekannt vorkam. Ich erkannte die Straße und wusste dass das Haus nicht weit entfernt war. Sofort lief ich los und merkte aber das ich plötzlich schnell extrem müde wurde. Ich sah an mein Bein und bemerkte erst jetzt, dass es der Mann tatsächlich geschafft hatte diese Spritze in mich zu spritzen. Was das wohl war? Warum werde ich immer müder?

Ich schleppte mich die letzten Meter vor die Tür der Jungs und jaulte mir letzter Kraft einmal, bevor meine Augen zufielen.

POV Nathan:

Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, wo Cara nur bleibt. Aber als ich das jaulen hörte rannten wir sofort zur Türe. Doch was ich sah erschreckte mich. Cara lag bewusstlos in unserer Einfahrt. Ihre Seite war völlig blutig und sie war wohl schwer verletzt. Trotzdem sah sie aus wie als würde sie friedlich schlafen. Sofort trugen wir sie rein und verbanden ihre Wunden. Dann war das Warten angesagt.

Ich hatte sie in ihr Bett gelegt und ich lag neben ihr. Sanft Strich ich über ihr weiches seidige Fell. Was ist wohl passiert? Auf wen ist sie getroffen? Wer hat sie so verletzt?
Sie schlief einen ganzen Tag lang. Als ich am nächsten Tag nach ihrer Wunde sah, war sie verschwunden. Sie ist also geheilt. Immerhin das beruhigt mich etwas. Plötzlich klingelte es. Ich lief runter und öffnete die Tür. Ein Mann lächelte mich freundlich an.

„Hallo, wie kann ich ihnen helfen?", fragte ich ihn. „Naja, gestern wurde bei uns in der Tierklinik eine angefahrene Wölfin abgegeben. Wir wollten sie gerade behandeln aber dann ist sie aufgewacht und hat mich angegriffen wie man sehen kann. Also wollte ich sie fragen ob sie sie vielleicht gesehen haben, da die Wunde wirklich tödlich aussah", erklärte er. Ich sah ihn mit großen Augen an.

Das war also gestern passiert. Jetzt ergibt alles einen Sinn. Sie wurde angefahren, zum Tierarzt gebracht, hat Angst bekommen und ist geflohen. Ergibt Sinn. Der Tierarzt sah mich fragend an. „Nein, tut mir leid. Ich habe hier noch nie einen Wolf gesehen", sagte ich mir einem falschen Lächeln.

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