16. Komplizierte Liebe

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Am Abend kam auch schon alles im Fernsehen. Ein aggressiver Wolf der im Dorf zwei Menschen getötet hatte und von einem anderen Tier umgebracht wurde. Diese Menschen haben keinen Schimmer was für ein Problem sie hier haben. Und ich bin die einzige die weiß wie man sie töten kann. Entweder durch einen anderen Werwolf, oder durch eine Silberkugel. Normale Schüsse heilen schnell und machen ihnen nur wenig aus. Im Labor wurde das alles zu oft getestet. Und dabei wurden zu viele geopfert und gefoltert.

„Alles okay?“, fragte Nath der neben mir auf dem Sofa saß und Nachrichten anschaute. Ich nickte nur. „Du solltest dir darüber nicht zuviele Gedanken machen“, sagte er und streichelte mir durch die Haare. Ich lehnte mich gegen ihn und schloss die Augen. Sein Herzschlag beruhigte mich immer. Irgendwann schlief ich ein ohne es zu merken.

Ich bekam nur noch nebenbei mit, dass ich in ein Bett getragen wurde. Diese Nacht wurde ich aber wieder von einem Alptraum geplagt und kuschelte mich nachts wieder an Nath. Zum Glück wachte er diesmal nicht auf um mich wegzuschicken. Der Rest der Nacht verlief aber ruhig.

Am nächsten Morgen wurde ich von einer sanften Berührung wach. Ich öffnete meine Augen und sah Nath's T-Shirt. Ich bemerkte das ich Nath eng umschlungen hatte. Ich sah zu ihm hoch und gähnte ihn müde an. „Na? Gut geschlafen? Bei MIR“, betonte Nath und lächelte. „Ich kann nur bei dir schlafen. Sonst hab ich Alpträume...“, sagte ich und drückte mein Gesicht in sein Shirt.

Er seufzte und streichelte durch meine Haare. „Cara, so kann das nicht weiter gehen. Du bist unsere Mitbewohnerin und nicht meine feste Freundin. Ellie ist meine Freundin und sie würde ausrasten wenn sie wüsste, wie ich mir dir umgehe“, sagte er. Schon wieder diese Freundin. Immer sie. Immer und immer wieder kommt mir diese Ellie in die Quere. Ich möchte das nicht. Ich will nicht das er sich von mir entfernt. Ich will nicht nur seine Mitbewohnerin sein. Ich will mehr sein.

Tränen schossen mir in die Augen und der Kloß in meinem Hals wurde immer größer. Ich konnte einen Schluchzer nicht mehr verhindern. Nath zuckte erschrocken zusammen. „Cara... Weinst du?“, fragte er. „Nein... Du Idiot... “, schluchzte ich und schlug gegen ihn. „Aber... Warum... Tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen“, sagte er und streichelte über mein Rücken.

„Ich will das nicht...“, schrie ich gegen seine Brust und krallte mich fest. „Was willst du nicht?“, fragte er. Schluchzend hob ich meinen Kopf und sah ihn mit Tränen verschleierten Augen an. „Ich... Ich will nicht das du dich von mir entfernst“, sagte ich flehend.
Er sah mich verletzt und traurig an. „Cara, ich entferne mich doch nicht von dir. Du hast das falsch verstanden. Ich möchte nicht das du weggehst“, meinte er und strich eine Träne weg.

„Warum verteidigst du dann Ellie immer? Warum redest du nur von ihr?“, fragte ich. „Sie ist meine Freundin die ich liebe“, antwortete er. „Das ist falsch. Sie schätzt dich nicht. Sie besitzt dich nur. Ich mag dich, du Idiot!“, schrie ich ihn an. Er sah mich geschockt an.

Ich wollte ihm nicht mehr zuhören, also rannte ich aus seinem Zimmer und lief gleich in Will rein. Er sah verwirrt in mein verweintes Gesicht. Ich schubste ihn zur Seite und stürmte in mein Zimmer. Sofort vergrub ich mich unter meiner Bettdecke. Nath ist einfach zu dumm um es zu bemerken!

POV Nathan:

Ich saß geschockt in meinem Bett. Das was Cara eben zu mir gesagt hatte brachte mich zum nachdenken. Die Aussage das Ellie mich nur besitzt. Aber ich liebe Ellie doch. Oder? Wir sind seit einem Jahr zusammen und sie hängt immer bei mir ab. Was hat sich verändert? Cara. Genau. Als Cara zu uns gekommen ist hat sich alles verändert. Ich war mir nun unsicher für wen mein Herz schlägt. Mit Cara fühle ich mich wohler. Es ist fast schon so, wie als hätte ich mich an sie gewöhnt. Für sie war es von Anfang an normal so vertraut mit mir zu sein. Ich war die erste Person in ihrem Leben der sie vertraut hat.

Ellie schleppte mich nur immer überall mit hin und gab vor ihren Freundinnen an. Auch als sie Cara getroffen hatte, kam es mir so vor wie als wäre sie eifersüchtig und wollte sie nur vertreiben. Hatte ich mir Ellie je so eine innige Beziehung?

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Will reingekommen war. „Was zur Hölle ist passiert? Warum weint sie? Was hast du zu ihr gesagt?“, fragte er wütend und kam auf mich zu. „Ich... Ich habe ihr nur gesagt das sie nicht immer bei mir schlafen soll, weil ich eine Freundin habe“, sagte ich. „Du verstehst sie wirklich nicht, oder? Sie hatte noch nie im Leben Liebe und Zuneigung gespürt und versteht es nicht. Sie versteht nicht warum du sie abweist. Und nun denkt sie bestimmt es ist ihr Fehler“, schimpfte er und stampfte aus dem Zimmer. Er hat recht. Sie versteht das ganze doch gar nicht. Zuerst gebe ich ihr Zuneigung und dann weise ich sie immer wieder ab. Wie dumm kann ich eigentlich sein?

POV Cara:

Ich hörte jemanden klopfen an meiner Tür. Trotzdem rührte ich mich nicht vom Fleck und blieb weiter unter der Decke. Ich hörte wie jemand die Tür öffnete und reinkam. Ich erkannte Will sofort vom Geruch her. „Hey, Cara. Alles okay?“, fragte er. Ich regte mich weiterhin nicht. „Ich weiß du verstehst diese ganzen Beziehungen noch nicht. Sowas kann auch echt kompliziert sein, glaub mir. Genauso wie Nath. Er ist genauso kompliziert. Aber er kriegt sich schon wieder ein“, sagte er und setzte sich neben mich aufs Bett. Ich konnte seine Wärme selbst durch die Decke spüren.

„Willst du nicht die Decke wegmachen?“, fragte er. Doch ich hielt mich nur fester an der Decke fest. Nach einigen Minuten ging er auch schon wieder und ich atmete wieder durch. Erneut liefen mir einige Tränen übers Gesicht. Ich wusste einfach nicht mehr weiter. Nath stößt mich immer wieder davon und gibt mir dann wieder Liebe. Das ist alles so kompliziert.

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