10. Alptraum

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Schweißgebadet schreckte ich auf und atmete hektisch. Panisch sah ich mich um und spürte wie mich heiße Tränen übers Gesicht liefen. Ich stellte fest, dass ich immer noch in meinem Zimmer war und nicht mehr in meinem Traum. Ich zitterte am ganzen Körper und konnte mich nicht beruhigen. Die Tränen liefen einfach unkontrollierbar weiter und tropfen auf die Decke.

Auf zittrigen Beinen stand ich auf und schlich aus meinem Zimmer. Ich musste sicherstellen, dass es Nathan gut geht. Leise ging ich in sein Zimmer und sah ihn schlafend im Bett. Ich stieg neben ihn ins Bett und deckte ihn auf. Langsam zog ich völlig aufgelöst sein Shirt nach oben um zu schauen ob er keine striemen am Körper hat. Meine Hand fuhr über seine glatte Haut und über seine Muskeln. Plötzlich öffnete er seine Augen und sah mich verwundert an. Als er erkannte, dass ich weinte richtete er sich auf.

„Hey... Was ist denn los? Ist etwas passiert?“, fragte er besorgt. „G-Gehts dir gut?“, fragte ich mit zittrigen Stimme und schniefte. „Was? Ja, klar. Warum sollte es mir nicht gut gehen? Warum weinst du?“, fragte er und strich mit seinem Daumen eine Träne weg. „E-Er hat dich g-gefoltert“, weinte ich und warf mich dann in seine Arme. Ich drückte ihn so fest ich konnte an mich. Nach kurzer Zeit legte er nun auch seine Arme um mich und streichelte mir über den Rücken. „Alles ist gut. Mir geht's super. Keine Angst, du hattest nur einen Alptraum“, sagte er.

Ich vergrub meinen Kopf noch mehr und krallte mich an ihm fest. „Du zitterst ja am ganzen Körper, Cara. Ganz ruhig. Ich bin ja da...“, flüsterte er. Langsam legten wir und in sein Bett und er ließ mich aber nicht los. Irgendwann besiegte mich aber doch nochmal die Müdigkeit und ich schlief diesmal ohne Alpträume ein.

~~~

Am nächsten Morgen wachte ich alleine im Bett auf. Die Seite neben mir war nicht mehr warm. Sofort richtete ich mich auf und sah mich in Nathan's Zimmer um. Er war weg. Panisch stand ich auf, riss die Türe auf und rannte die Treppe runter. Unten blieb ich stehen und sah mich um. Auch im Wohnzimmer war niemand. Ich sprintete in die Küche und da war er. Nathan drehte sich zu mir um und sah mir an. Ich war noch völlig durch den Wind und hatte Angst das mir die Kittelmenschen ihn wegnehmen würden. Also stürmte ich erleichtert auf ihn zu und umarmte ihn.

Etwas überfordert legte er seine Arme um mich. „Haben wir was verpasst?“, fragte Will verwirrt. „Die kleine scheint unseren Nath wohl zu mögen!“, hörte ich Josh sagen. Langsam löste ich mich von Nathan und sah ihn an. „Ich dachte du wärst weg“, sagte ich zu ihm. „Nein, ich wollte dich nur schlafen lassen. Du siehst müde aus“, meinte er. Langsam ließ ich ihn wieder los.

„Lass uns erstmal etwas essen“, schlug er vor. „Ja, denn Nathan muss auch mal wieder arbeiten gehen“, sagte Josh. Heißt das er geht doch? Ich sah ihn an. „Ja, ich muss in einer halben Stunde los und komme erst heute Nachmittag wieder“, sagte er. „Bleib hier“, meinte ich. „Tut mir leid, ich kann nicht immer hier bleiben.“
„Dann komme ich mit“, meinte ich schnell. Er seufzte. „Das kannst du auch nicht. Du musst hier bei Josh und Will bleiben. Sie bleiben heute extra bei dir.“
Ich sah die beiden an. „Es ist aber gefährlich!“, sagte ich verzweifelt. Ich will nicht das er geht.

„Keine Sorge, ich passe auf mich auf. Warte einfach auf mich“, sagte er und wudchekte mir einmal über den Kopf. Nach dem Frühstück und eine halbe Stunde später war er auch schon weg. Ich sah immer noch aus dem Fenster. „Hey, willst du etwa den ganzen Tag jetzt da raus starren?“, fragte Will hinter mir. Ich sah ihn nur kurz an und setzte mich dann auf den Sofa.

Will setzte sich neben mich und sah mich an. „Ich hab gehört das du heute Nacht bei Nath geschlafen hast. Hast du immer solche Alpträume?“, fragte er neugierig. Ich zögerte einen Moment und nickte dann. „Ich kann nie schlafen“, sagte ich leise ohne ihn anzusehen. „Das muss schwer gewesen sein. Ich meine da wo du aufgewachsen bist“, sagte er. Ich sah ihn nur stumm an. Seit ich draußen bin hatte ich versucht die Erinnerungen an diesen Ort zu vergessen. Aber es ist nicht so einfach sein ganzes Leben zu vergessen. Immer wieder erinnere ich mich und das macht mir Angst.

Plötzlich hielt Will meine Hände fest. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie angefangen hatten zu zittern. „Alles okay?“, fragte er. Ich nickte nur und ging dann hoch. Ich ging in Nath's Zimmer und setzte mich auf sein Bett. Ich sah mich in seinem Zimmer um. Mein Blick blieb am Schrank hängen. Ich stand auf und öffnete ihn. Ich nahm einen Pullover aus dem Schrank und roch daran. Er roch nach ihm. Also zog ich ihn mir über. Er war schön groß und kuschelig. Mir fielen zwei Kisten im Schrank auf und ich holte sie raus und öffnete sie. Ich setzte mich auf den Boden und begann den Inhalt auszuleeren.

Darin befanden sich einige Bücher und einen Haufen Fotos. Ich nahm eins der Fotos und erkannte eine Familie. Ich hatte sofort die jüngere Version von Nathan erkannt. Die zwei älteren waren dann wohl seine Eltern. Und neben ihm stand noch ein etwas größerer Junge der mir irgendwie bekannt vorkam. Beim näheren hinsehen stellte ich die fest wie ähnlich sich er und Nathan sahen. Brüder, dachte ich.

Jetzt viel es mir wieder ein. Ich kenne ihn! Ich kenne ihm vom Labor! Er lebte auch dort und ich hatte ihn mehrmals beobachtet. Er wirkte ruhiger als die anderen Werwölfe im Labor. Trotzdem weiß ich nicht, ob er es auch rausgeschafft hatte. Jedenfalls hatte ich ihn nicht tot gesehen. Aber warum war Nathan's Bruder da drin?

Experiment A01Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt