„Mein Dad ist toll, weißt du? Tates Mutter hat ihn aus diesem verfluchten Loch geholt und ich werde ihr für ewig dankbar dafür sein. Sie ist wie die Mutter, die ich nie hatte. Sogar Tate ist ein toller Bruder. Ich weiß, du hast ihn auf die blöde Tour kennengelernt. Aber er ist anders, wenn er von Menschen umgeben ist, die er kennt, er öffnet sich sehr langsam."June hält inne und betrachtet die erste, frisch lackierte Hand. Immerhin durfte ich mir die Farbe aussuchen, ein blasses rosa. „Naja, meine Mum ist der nicht so angenehme Part meines Lebens. Sie kommt und geht, wann es ihr passt, hat die Rolle als Mutter noch nie wirklich beherrscht. Tja, jetzt gerade befindet Sie sich in Alaska."
Meine Mitbewohnerin stößt ein Lachen aus und schüttelt den Kopf. „Manchmal habe ich Tage, an denen ich stark daran erinnert werde, dass sie meinen Vater und mich alleine gelassen hat. Es ist aushaltbar und Morgen werde ich darüber lachen, dass ich mich ausgeheult habe. Aber gerade jetzt in diesem Moment tut es gut, es einfach rauszulassen." June dreht das Nagellack Fläschen zu.
„Das kann ich empfehlen, heulen und reden meine ich." Sie sieht mich an, verzieht ihre vollen Lippen zu einem Grinsen und erhebt sich von meinem Bett.
Ich betrachte meine lackierten Nägel, bin begeistert davon, wie hübsch es aussieht. „Vielleicht solltest du mir öfter die Nägel lackieren", überlege ich laut.
„Ach Elle, du musst nicht einmal fragen, halte mir einfach deine Finger hin und ich bin schon bereit." June betrachtet sich im Spiegel, bürstet sich die Haare und wirft dann einen Blick auf die Uhr über der Tür.
„Ich treffe mich gleich mit Graham. Vielleicht erinnerst du dich an ihn, er arbeitet"-
„Im Blumenladen, ich weiß."
„Schau mich nicht so an, liebste Elle. Reden tut zwar gut, aber an guten Aufmunterungssex kommt nichts ran", Sie zuckt mit den Schultern, wirft sich ihre gelbe Tasche um, haucht mir einen Luftkuss zu und verschwindet aus dem Zimmer.
„Ich bin froh, dass du dir nicht das Gesicht bemalt hast, June"; murmle ich leise und drehe mich zur Fensterbank um, um zwei meiner liebsten Duftkerzen anzuzünden. Vanille und Pfirsich.
Dann breite ich mich mit einem guten Buch in den Händen auf meinem Bett aus. Meine Gedanken schweifen ab, bevor ich mich auch nur in der Handlung hätte verlieren können.
Vielleicht hat June recht. Vielleicht sollte ich mit ihr über die Probleme reden, die mich nachts wach halten. Wenn es mir bloß so leicht fallen würde, los zu lassen. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass alle Gespräche dieser Welt nicht rückgängig machen werden, was vor einigen Monaten passiert ist. Nichts, rein gar nichts wird mir James zurück bringen. Ihm eine zweite Chance geben, mir eine zweite Chance geben.
Seufzend klappe ich das Buch in meinen Händen zu, schlüpfe in meine Chucks und schnappe mir meine Stoffjacke. Ich muss hier raus bevor ich eingehe. Wenigstens eine Sache, der ich direkt ins Auge sehe ohne zu versuchen sie in die letzte, kleinste, unbedeutsamste Schublade meines Hirns zu schieben.
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unpainted faces
Romance"Du kannst dir dein Gesicht nicht bemalen und dann ernsthaft denken, dass ich da nicht durchblicken würde, Elle." Ich habe meinem Vater noch am ersten Tag der High School versprochen, dass ich genau den Menschen helfe, die sich ihre Gesichter nicht...