Man merkt sofort, dass sich die Eingewöhnungsphase für uns Neuankömmlinge langsam dem Ende nähert. Die Seminare und Vorlesungen sind durchgetakteter, die Erwartungen der Professoren höher und die Menge an Aufgaben nimmt stetig zu.Kaum zu glauben, dass ich schon fast genau zwei Monate hier in Denver bin. Obwohl ich ganz tief im Inneren das Gefühl habe, die Zeit dreht sich eher rückwärts als vorwärts, geschieht alles um mich herum so unfassbar schnell. In weniger als drei Wochen beginnen die ersten Klausuren, das Ausmisten der Professoren - laut Gemma.
Sie hat diesen Freitag Geburtstag und feiert im kleinen Kreis mit ihren Freundinnen, mich mit einbegriffen. Und auch, wenn ich überhaupt nicht darauf vorbereitet bin, wieder unter Leute zu kommen, ist mir die Dunkelhaarige mit den vielen kleinen Sommersprossen ans Herz gewachsen. Ohne ihr Geplapper in in den Vorlesungen, die wir zusammen haben, würde ich ungelogen fast jedes mal einschlafen. Politikwissenschaften hätte so interessant sein können, würde der Professor es nicht hinunter kauen wie einen alten Kaugummi.
„Wir könnten ihr etwas zusammen schenken, was hältst du davon?", fragt mich June, während sie ihr Tablett entgegen nimmt und sich mit einem Lächeln bei der Dame hinter der Kantine bedankt. Meine Mitbewohnerin ist total überrascht gewesen, dass sie ebenfalls von Gemma eingeladen worden ist. Dabei hätte es mich eher gewundert, wenn es nicht so gewesen wäre. Denn erstens kennt Gemma hier, bis auf die Freunde von Ansel, fast genauso wenig Leute wie ich und zweitens, ist June ein Menschen-Magnet, der überall, wo er hintritt, gute Laune hinterlässt.
„Ich bin wirklich schlecht im kreativ sein, worüber würde sie sich denn freuen?", stelle ich die Gegenfrage und folge June zu einem der hinteren Tische in der unendlich großen Mensa.
Seit ich hier bin, ist es das zweite Mal, dass ich mich von June habe überreden lassen hier zu essen. Normalerweise ist es hier immer brechend voll, aber weil den Himmel heute nochmal keine einzige Wolke ziert und es bereits später Nachmittag ist, ist es nicht ganz so schlimm wie erwartet.
„Das sollten wir am besten nicht hier klären, denn schau mal, wer uns zuwinkt." Ich bemerke Gemma im gleichen Moment. Sie hat den Arm ausgestreckt und sieht uns hilfesuchend an. Neben ihr sitzt Ansel, der locker einen Arm um ihren Stuhl gelegt hat. Ihm gegenüber sitzen zwei Typen, mit denen sich Gemmas Freund angeregt unterhält. Ich lache in mich hinein und schiebe vorsichtig den Stuhl ihr gegenüber ein Stück nach hinten.
„Hier ist noch frei, oder?", fragt June in die Runde und wirft jedem der Jungs ein anzügliches Lächeln zu. Sie ist unglaublich. Obwohl ich keine Ahnung habe, was zwischen ihr und Graham, dem Typen aus dem Blumenladen in der Innenstadt läuft, weiß ich, dass Sie seine Anrufe gestern dauerhaft weggedrückt hat. Vielleicht sollte ich sie darüber auch mal ausquetschen.
„Ich bin so froh, dass ihr hier seid. Ich habe doch absolut keine Ahnung von Football und wer wie gestern gespielt hat." Sie lehnt sich ein bisschen von ihrem Freund weg um mir die Worte zu zuraunen. Während June sich in das Gespräch einklinkt und den Typen wegen eines Kommentars ein Lachen entlockt, hebt Ansel kurz die Hand um mich zu begrüßen. Ich mag den blonden Riesen mit dem markanten Kinn. Er scheint eher zu der unkomplizierten Sorte Mann zu gehören.
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unpainted faces
Romance"Du kannst dir dein Gesicht nicht bemalen und dann ernsthaft denken, dass ich da nicht durchblicken würde, Elle." Ich habe meinem Vater noch am ersten Tag der High School versprochen, dass ich genau den Menschen helfe, die sich ihre Gesichter nicht...