ATSUMU POVWieso ist sie wieder hier? Was macht sie hier? Ich will sie doch vergessen, doch es hat nie geklappt. Nie.
"Tsumu."
Ich sah auf. Mein Bruder Osamu sah mich etwas genervt an und nickte mit dem Kopf nach vorne zum Lehrer. Ich schluckte und setzte mich etwas gerade hin. Zum Glück hatten Samu und ich diesen Kurs nicht mit V/N zusammen, sonst wusste ich nicht, was ich dann gemacht hätte. Ich kam immer noch nicht darauf klar, dass sie jetzt hier ist. In Hyogo. Auf der Inarizaki. In meiner Klasse.
Schon als sie das Klassenzimmer betrat, fiel mir auf, wie unglaublich schön sie geworden war. Sie war auch schon damals schön, aber jetzt...
Doch sie hatte uns damals verlassen, mich und Samu. Wir drei waren die besten Freunde - wir haben sogar einen Volleyballworkshop zusammen besucht und dort jemanden kennengelernt, der auch jetzt mit uns hier im Volleyballclub spielte. Aber sie war einfach gegangen. Nur einen Monat nachdem ihr Vater durch einen Autounfall ums Leben kam. Für fünf Jahre. Für fünf lange Jahre hatte sie uns, mich, hier allein gelassen, ohne uns Bescheid zu sagen. Sie hatte Angst, wollte vor ihren Problemen weglaufen. Dabei hätten wir ihr doch helfen können.
Aber anscheinend wollte sie keine Hilfe. Von niemandem.
Ich wollte sie einfach vergessen. Ich redete mir immer wieder wieder ein, dass sie niemals zurückkehren würde. Doch trotzdem konnte ich nie den Fernseher ausschalten, wenn sie gerade am anderen Ende der Welt ein Match spielte, das live übertragen wurde. Sie sah so verdammt schön aus, wenn sie spielte. Ihre schnellen Schritte, ihre flinken Bewegungen, mit denen sie jeden Ball aufhalten konnte. Es machte mir fast schon Angst.
Seit dem Beginn des neuen Schuljahres versuchte ich, mich mit anderen Mädchen zufrieden zu geben, doch es hatte nicht geklappt.
V/N ging mir nicht mehr aus dem Kopf, dass es mich noch wahnsinnig machte. Sie hatte mir schon immer den Kopf verdreht.
Aber was erwartete man auch von dem Mädchen, in das man seit der Grundschule Hals über Kopf verliebt war.YOUR POV
Als die letzte Stunde vorbei war, stürmte ich fast aus dem Klassenzimmer, um Atsumu und Osamu aus dem Weg zu gehen.
Komm zur Halle 2.
Ohne den Plan der Inarizaki, den mir Herr Sato am Anfang gegeben hatte, wäre ich ganz sicher aufgeschmissen. Grübelnd ging ich durch die Flure, immer weiter dem Plan folgend, bis ich mit jemandem an der Schulter zusammenstieß.
"Entschuldigung.", sagte ich noch schnell zu einem Jungen mit gräulichem Haar und schwarzen Spitzen. Seine Antwort hörte ich nicht mehr, denn ich war schon längst weitergerannt.
Als ich endlich bei Halle 2 ankam, hörte ich schon, wie Bälle auf dem Boden aufprallten. Ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit. Zu lange war es her, dass ich wieder einen Volleyball in den Händen hielt. Eigentlich weniger als eine Woche, aber auch das lag schon viel zu lange zurück.
Vorsichtig öffnete ich die nur angelehnte Hallentür und schob meinen Kopf durch den Eingang. Das Gefühl in mir wurde stärker und drohte, auszubrechen, denn das, was ich in der Halle sah, war unglaublich. Wenn mir jetzt jemand sagen würde, dass das Mädchenvolleyballteam der Inarizaki schwach wäre, dann hätte ich ihn vermutlich ausgelacht und hier her geschleift. Die Mannschaft der Mädchen, die gerade in ein Übungsspiel vertieft waren, könnten vermutlich schneller das Level erreichen, mit dem ich in London gespielt hatte, als ich blinzeln könnte.Langsam schob ich auch den Rest meines Körpers durch die Tür und sichtete sofort eine Frau am Feldrand mit zu einem lockeren Pferdeschwanz gebundenen Haaren, die in einem intensiven knallrot aufleuchteten. Das musste die Trainerin sein.
"Ähm, Verzeihung?", fragte ich die Frau, nachdem ich etwas zögerlich auf sie zugegangen war. Sie strahlte eine noch stärkere Aura aus als die Kapitänin, die gerade den Ball gegen den Block ihrer Gegner schmetterte.
"Mmh?", gab die Frau nur zurück und starrte auf mich runter.
Und ich dachte, sie wäre schon vom anderen Ende der Halle aus groß, aber genau vor mir war sie über einen Kopf größer als ich. Diese Frau hatte bestimmt schon die 190 Zentimeter geknackt.
"Wer bist du denn?", schnauzte sie, als könnte sie meine Unverschämtheit nicht fassen, das Spiel auch nur ansatzweise gestört zu haben, welches in diesem Moment seelenruhig weiterging. Obwohl seelenruhig als Beschreibung vielleicht doch nicht so ganz passte.
"Ähm, mein Name ist V/N N/N. Heute war mein erster Tag an dieser Schule und ich wollte sie fragen, ob ich ihrem Volleyballclub beitreten könnte.", ratterte ich meinen Text herunter, den ich auf dem Weg hierher mehrmals in meinem Kopf geübt hatte.
Die Frau verengte ihre bernsteinfarbenen Augen und beugte sich so nah zu mir hinunter, dass ich mich leicht nach hinten lehnen musste. "Du bist ja ziemlich klein für 'ne Volleyballspielerin. Sag nicht, du bist eine Libera.", sagte sie leicht genervt und nahm mich noch nochmal genau unter die Lupe.
Hilfe.Endlich lehnte sie sich wieder zurück und stemmte ihre muskulösen Arme, die im Moment in einem dunklen Trainingsanzug mit rötlichen Streifen an den Seiten steckten, in die Seiten.
"Doch, ich, äh, ich spiele in der Position des Liberos.", erwiderte ich stotternd. Wieso wurde ich in ihrer Anwesenheit und auch in der der Kapitänin so eingeschüchtert?
Die Frau lachte laut auf und erweckte damit die Aufmerksamkeit der Spielerinnen, die sich dazu entschlossen, das Spiel zu pausieren. Doch sofort drehte sich die Trainerin zu ihnen um und rief mit lauter Stimme: "Wer hat euch erlaubt, Pause zu machen, huh? Schön weiterspielen, meine Damen!" Dann drehte sie sich wieder zu mir um. "So, und jetzt zu dir. Du sagst also, du bist eine Libera und willst unbedingt hier in der Mannschaft spielen?"
"Ja... Ma'am.", fügte ich leiser hinzu.
"Also erstens, nenn mich nie wieder Ma'am, Mädchen, und zweitens, wenn du ins diesen Club willst, musst du mir erstmal zeigen, was du draufhast.", sagte sie ernst und verschränkte ihre Arme, dass sich der Stoff darüber spannte.
"U-Und wie soll ich Ihnen zeigen, was ich draufhabe?"
Die Trainerin nickte zum belegten Spielfeld und pfiff daraufhin durch die Zähne. "Alle mal hergehört, meine Damen, das hier ist V/N N/N und sie möchte gerne diesem Club beitreten. Mikki, Zeit für dich, eine Pause einzulegen, damit die Kleine hier auch mal drankommt."
Ein kleineres Mädchen mit schwarzen, schulterlangen Haaren löste sich von dem Team, in dem auch Misaki war, und kam auf uns zu. Je näher sie kam, desto mehr bemerkte ich, wie finster ihr Blick war. Und er galt nur mir.
"Also dann, V/N, da wartet dein Team. Ich will sehen, was du schon so kannst, und dann schauen wir mal, ob wir hier einen Platz für dich haben. Nimm dir Sportkleidung aus der Tasche da drüben. Guck, was dir passt, und zieh dich dann schnell um.", sagte die Trainerin und zeigte auf eine blaue Sporttasche, die am Rand lag.Nachdem ich mich schnell umgezogen hatte, joggte ich auf meine neue Position und warf Misaki im vorbeilaufen ein leichtes Lächeln zu, was sie nur mit einem Grinsen quittierte.
Erst jetzt bemerkte ich, wer im gegnerischen Team spielte. War ja klar, dass es sich dabei um Naomi und ihre Freundinnen, die eben allesamt um ihren Tisch herumstanden, handeln musste. Doch ich erkannte darunter auch ein weiteres Mädchen, das mir in Größe und Statur ziemlich ähnlich war.
Das musste der andere Libero im Team sein.
Als das Mädchen meinen Blick bemerkte, lächelte sie schüchtern, was ich freudig erwiderte.
Dann ertönte der Pfiff und ein Mädchen aus dem anderen Team vollführte einen normalen Sprungaufschlag. Der Ball ging sofort an Misaki, die ihn an ein weiteres Mädchen weitergab, welches ihn direkt wieder über das Netz beförderte. Dann wurde es erst spannend.Der Ball kam zu Naomi, die ihn natürlich sofort gekonnt zu einer ihrer Freundinnen hochspielte. Misaki und ein weiteres Mädchen rannten los, um den Ball mit ihren Block aufzuhalten, doch sie waren zu langsam. Der Ball flog, ohne den Block auch nur einmal zu berühren, in eine unbesetzte Ecke des Feldes.
Alles in mir fing direkt Feuer. Ohne dass ich es realisierte, war ich schon losgelaufen.
Schneller, schneller, schneller, rief eine laute Stimme in mir und ich beschleunigte mein Tempo noch auf den letzten Metern, bevor ich mich geschickt zu Boden warf und den Ball mit meinem flachen Handrücken zurück ins Spiel brachte.
Ich sah, wie sich sowohl die Augen der Trainerin, als auch die von den anderen Spielerinnen kurz weiteten, bevor sich alle wieder auf den Ball konzentrierten, der wieder bei Misaki gelandet war.
Doch das ganze restliche Spiel spürte ich, wie sich Naomi's wütender Blick durch meine Sportkleidung bohrte."Wo hast du so gelernt, Volleyball zu spielen?", fragte mich dei Trainerin, nachdem wir uns nach dem Spiel alle um sie versammelt hatten. Mit einem Handtuch um den Nacken sah ich mich zögernd um und merkte, wie mir die Kapitänin grimmig lächelnd zunickte.
"Ich habe in London gespielt. In der U18 South London Volleyball League.", klärte ich sie auf und meine Stimme klang überraschend fest.
"Beeindruckend, muss ich schon zugeben." Die Trainerin streckte mir ihre schwielige Hand entgegen. "Mein Name ist Yoko Fujiwara, freut mich deine Bekanntschaft zu machen. Und... willkommen im Club."---------------------------------------------------------
Sooo, ich hoffe, dieses Kapitel hat euch gefallen, ansonsten schreibt mir gerne Kritik in die Kommentare✨
Ich schätze mal, dass das nächste Kapitel so irgendwann morgen Abend kommen wird<3
- A
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Old Friends // (Atsumu x Reader)
Fanfiction𝔸𝕥𝕤𝕦𝕞𝕦 𝕩 ℝ𝕖𝕒𝕕𝕖𝕣 𝕊𝕥𝕠𝕣𝕪 Nach dem Tod deines Vaters entscheidest du dich, nach London zu deinen Großeltern zu ziehen, um dort weiter deiner Leidenschaft dem Volleyball nachzugehen. Doch dafür musstest du deine beiden engsten Kindheitsf...