Old Friends // (Atsumu x Reader)

13.

YOUR POV

Nein. Nein, nein, nein, nein.
"Verdammte scheiße.", murmelte ich immer wieder, während ich durch die Schulflure rannte.
"V/N! V/N!"
Völlig außer Atem drehte ich mich um. "Misaki?", fragte ich und die Kapitänin blieb genau vor mir stehen.
"Man, ich habe dich schon überall gesucht.", sagte Misaki, ebenfalls schwer atmend.
"Hast du Atsumu gesehen und einen rothaarigen Jungen, der bei ihm war?"
Die Dunkelhaarige sah mich mit großen Augen an. "Sie sind zur Sporthalle 1. Aber ich dachte, du wüsstest das."
Die Sporthalle? Oh, verdammt nochmal, Atsumu.
Ich rannte los, ohne mich nochmal zu meiner Freundin umzudrehen.
"V/N, warum sind alle zur Sporthalle?", rief Misaki hinter mir und ich konnte ihre schnellen Schritte hören, als sie mir folgte.
"Ich weiß nicht, was Atsumu jetzt schon wieder über die Leber gelaufen ist, aber er sah nicht glücklich aus, als er eben in das Klassenzimmer gestürmt kam."
"Huh?"
"Für Atsumu gab es schon damals nur zwei Arten, um einen Streit zu klären. Entweder er prügelte sich mit anderen, bis er grün und blau war, oder er machte sie in der einen Sache fertig, in der er der Beste ist.", erklärte ich ohne anzuhalten.
"Du meinst, er will also Volleyball gegen diesen Jungen spielen?"
Nein, Atsumu wird nicht gegen Lucas spielen. Es war seine Absicht, dass sie die ganze Stufe jetzt als Publikum hatten - er wollte Lucas vor allen anderen bloßstellen, indem er ihm zeigte, wer der Bessere war. Und egal, wie gut Lucas auch als Zuspieler sein mochte, Atsumu trug seinen Titel als Japans bester Oberschulen-Zuspieler nicht umsonst.
In Atsumus Augen war das jetzt eine Hinrichtung und ich musste die beiden aufhalten, bevor es zu einem richtigen Streit eskalierte.
Die Pause dauerte noch ungefähr eine Viertelstunde an und bis zur nächsten Stunde musste ich das geklärt haben.

Als Misaki und ich uns der Halle näherten, konnte ich schon laute Stimme wahrnehmen, die wild durcheinanderredeten, und ich rannte schneller.
Die Hallentür stand offen und einige Schüler versperren den Durchgang.
"Entschuldigung, darf ich mal?" So gut es ging versuchte ich, mich zwischen den Schülern hindurchzukämpfen, und bekam dafür einige Sprüche hinterhergerufen, aber das war mir in diesem Moment ziemlich egal.
"Oh nein.", flüsterte ich entsetzt, als ich endlich einen Blick in das Innere der Halle werfen konnte.
In der Mitte war ein Netz aufgespannt und auf den Feldern standen jeweils Lucas und Atsumu. An der Seite konnte ich den Rest des Volleyballteams der Jungen und auch der Mädchen erkennen und noch mehr Schüler drängten sich auf die Tribüne, um einen besseren Blick zu erhaschen.
Ich sah gerade noch, wie Atsumu den linken Arm hob und mit starrem Blick seine Hand zur Faust ballte, bevor der  Ball auch schon in der Luft war.
Ohne nachzudenken rannte ich los.
Meine Straßenschuhe quitschten auf dem sauberen Hallenboden und alles ging auf einmal so schnell. Mein Körper war schneller als mein Kopf und ich sah, wie der Ball mit einer von Atsumu ausgeübten fast schon übermenschlichen Schlagkraft auf die andere Seite flog.
Den kriegt er nicht. Den kann er nicht kriegen.
Lucas Beine standen zu weit auseinander. Der Ball würde zu schnell für ihn sein und kurz vor der Grundlinie auf dem Boden aufkommen, ohne dass Lucas auch nur den Hauch einer Chance hätte, ihn zu erwischen. Schon damals waren Atsumus Aufschläge unglaublich schnell, aber das war kein Vergleich zu heute. Selbst ich hätte Schwierigkeiten, ihn zu bekommen.
Der Ball raste genau auf Lucas zu, dessen Augen fast unnatürlich geweitet waren.
"Lucas, pass auf!", rief ich und genau in dem Moment, wo der Ball keinen Meter mehr von Lucas Gesicht entfernt gewesen war, schlug ich meine Arme mit aller Kraft gegen den Ball. Ich verzog das Gesicht, als sich ein brennender Schmerz von meinen Handgelenken bis zu meinen Oberarmen breitmachte und wie eine Flammenspur durch meine Nerven raste. Selbst ich hatte den Ball nicht perfekt bekommen, sondern mit meinen Unterarmen anstelle der Handballen. Es war nicht das erste Mal, dass mir dieser Fehler unterlaufen war, aber ich hatte noch nie einen Ball mit diesem Tempo abbekommen. Es fühlte sich so an, als würden mir mehrere Hautschichten abbrennen.