4.

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YOUR POV

Als ich zufrieden aus der Sporthalle ging, kam plötzlich jemand von hinten und schlang einen Arm um meine Schultern.
"Ich hätte nie gedacht, dass so ein kleines Vögelchen wie du so wahnsinnig gut Volleyball spielen kann. Das war ein echter Schock für alle."
Ich lächelte die Kapitänin des Teams zaghaft an und wäre beinahe unter dem erdrückenden Gewicht ihres Armes zusammengebrochen.
"Ähm, danke.", brachte ich nur schluckend heraus. Ich fühlte mich in der Nähe von Fremden nie wirklich wohl. Besonders nicht, wenn ich mit ihnen interagieren musste. Man könnte meinen, bei manchen Leuten klingelte bei mir so eine Art Alarmglocke.
Diese Menschen wirkten auf mich einschüchternd, wie Misaki oder Coach Fujiwara, und ich konnte nichts dagegen tun. Nach einer Weile gewöhnte ich mich an sie, das war immer so, aber anfangs war es nicht einfach. Vor allem nicht mit meiner  Körpergröße.
"Sag mal, wie lange spielst du schon Volleyball?", fragte mich Misaki und nahm mich dabei in den Schwitzkasten, um mir mit ihrer geballten Faust über die Haare zu wuscheln.
Ich wand mich unter ihrem festen Griff, schaffte es aber irgendwie, mich doch noch zu befreien. "Seit ich in die Grundschule gekommen bin. Mein Vater hat es mir gezeigt und naja...", schweifte ich ab, während ich mir meine Haare wieder richtete.
"Und dann bist du erst richtig auf den Geschmack gekommen, huh?", beendete sie grinsend meinen Satz.
"J-Ja.", erwiderte ich zustimmend und folgte ihr in Richtung Schultor.

Plötzlich machte Misaki ein seltsames Geräusch, dass sich wie eine Mischung aus Husten und Kotzen anhörte. "Sieh mal einer an, wer da ist."
Ich folgte ihrem Blick und riss die Augen auf. Der Volleyballclub der Jungen verließ gerade die Halle 1 und sie alle sahen dabei so aus, als hätten sie ein mehr als anstrengendes Training hinter sich gehabt. Und dann entdeckte ich Atsumu und Osamu. Sie liefen gemeinsam mit zwei weiteren Mitgliedern ganz hinten und hatten uns jedoch noch nicht bemerkt.
Alle Mitglieder trugen  bordeauxfarbene Trainingsjacken und dazupassende weiße Trainingshosen. Vorne voran ging ein Junge mit gräulichen Haaren und schwarzen Spitzen. Ich stutzte. Den hatte ich doch im Flur angerempelt.
"Wer ist der Junge mit dem starren Blick, der ganz vorne läuft?", fragte ich Misaki leise.
"Du meinst Kita Shinsuke?", fragte sie mich zuerst. "Er ist der Kapitän dieses Teams und ein eiskalter Roboter, wenn du es genau wissen willst.", antwortete sie und ich merkte, wie sie ein bisschen auf einmal ein bisschen aufrechter und angespannter ging. Auch ihren Arm hatte sie von meiner Schulter genommen.
"Alles in Ordnung? Du wirkst... angespannt.", wiederholte ich zögerlich meinen Gedanken von eben.
"Wieso sollte nicht alles in Ordnung sein?" Ihr fast schon krampfhafter Blick lag auf einem Spieler, der neben dem Kapitän lief. Er war hochgewachsen und hatte sowohl eine dunkle Hautfarbe, als auch ganz kurz geschnittene Haare.
Sofort musste ich lächeln. "Wie heißt er?"
"Was? Wieso? Wer denn?" Ihre hastige Antwort brachte mich zum kichern und sie boxte mir mit gerümpfter Nase so fest in den Oberarm, dass ich aufhustete und zur Seite taumelte.
"Aua.", murmelte ich.
"Er heißt Aran Ojiro und ist der Vizekapitän des Teams. Er sieht doch unglaublich heiß aus, nicht wahr?"
Meine Augen weiteten sich. "Meintest du gerade Aran Ojiro?"
"Du kennst ihn?"
Ich starrte wieder auf den Spieler und dann zurück zu Misaki. "Ich habe einen Aran Ojiro damals in der vierten Klasse in einem Volleyball-Workshop kennengelernt. Das ist aber schon ewig her.", erzählte ich ungläubig. Wahnsinn, dass ich ihn hier wiedersah. Aber eigentlich kein Wunder. Den Workshop hatte ich damals mit den Zwillingen besucht und wir vier haben uns gut angefreundet. Besonders Atsumu, Osamu und Aran sind gute Freunde geworden. Weil sie seinen fremdklingenden Namen so cool fanden, bekamen sie auch die Idee für ihre Spitznamen Tsumu und Samu.
"War er damals auch schon so gut in Volleyball?", fragte mich die Kapitänin und riss mich aus meinen Erinnerungen.
"Ich, ähm..." Ich wollte gerade etwas erwidern, als Naomi plötzlich an mir vorbeilief und mich dabei mit ihrer Schulter rammte, sodass ich einen Schritt nach vorne stolperte. Hätte Misaki mich nicht rechtzeitig gehalten, wäre ich mit dem Gesicht voran im Dreck gelandet. Als ich aufblickte merkte ich, dass meine Retterin der Schuldigen mit einem wütenden Blick hinterhersah.
"Tsumuuu!", rief Naomi lautstark und rannte mit wedelnden Armen auf die Jungs zu.
Nein, besser gesagt, auf Atsumu.
Als hätte sie das stundenlang zu Hause geübt, warf sie sich auf ihn und  umschlang seinen Hals mit ihren Armen. Zu meiner Überraschung erwiderte er sogar die Umarmung  und sein Blick fiel dabei genau auf mich. Wir starrten uns nur ein paar Sekunden in die Augen, doch sie fühlten sich an, wie eine Ewigkeit, bevor er den Blick abwandte und Naomi wieder freigab, was sie nur widerwillig billigte.

Old Friends // (Atsumu x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt