11.

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YOUR POV

Als ich mich im hinteren Teil des Feldes aufstellte, fiel mir auf, dass sich die Typen auf der anderen Seite des Netzes kreuz und quer hingestellt hatten. Vermutlich kannten sie noch nichtmal alle Aufstellungen beim Volleyball, sondern stellten sich einfach da hin, wo es ihnen gerade passte. Auf dem Boden, ungefähr einen Meter von dem hohen Metallzaun entfernt, wurde eine weiße Linie auf dem staubigen Untergrund gezogen - vermutlich um den Rand des Feldes zu kennzeichnen. Also stellte der kleine Bereich dahinter das Aus dar.
Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder unseren Gegnern, die hinter dem Netz böse grinsten.
Lucas stellte sich als Zuspieler nah an das Netz auf und nickte mir noch kurz aufmunternd zu, bevor er mir den Rücken zukehrte.
"Dann kommen wir jetzt mal zu den Regeln.", rief der Größte von den Kerlen, der an diesem Abend am meisten gesprochen hatte und von dem ich vermutete, dass er der Anführer war. Lucas warf mir über die Schulter einen verwirrten Blick zu und ich runzelte die Stirn. Wenn diese Typen nach Regeln spielten, die mit normalem Volleyball nichts zu tun hatten, standen unsere Chancen viel schlechter.
"Wenn der Ball einmal auf der anderen Seite den Boden berührt, kriegt das Team einen Punkt.", rief er weiter und drehte sich schließlich lachend zu seinem Team um. "Machen wir die fertig."
Mir war meine Verwirrung jetzt auch deutlich mitanzusehen.
Das ist die einzige Regel?
Lucas hob die Hand und die Typen starrten ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
"Was ist?", bellte der Anführer.
"Gibt es noch mehr Regeln?", fragte Lucas höflich und die Kerle lachten wieder laut auf.
"Was bist du denn für einer? Hast wohl noch nie Volleyball auf der Straße gespielt, huh? Bist wohl einer dieser Typen, die immer 'ne Halle zur Verfügung haben.", rief ein anderer Typ und ich ballte meine Hände zu Fäusten.
"Wollen wir hier weiter Zeit verschwenden oder endlich anfangen zu spielen?", kam es aus meinem Mund und ich verkrampfte mich.
Oh Gott, wieso habe ich das gesagt?
Alle Augen richteten sich auf mich und ich würde am liebsten im Erdboden versinken.
"Hey, die Kleine kann ja auch mal bissig werden.", bemerkte ein weiterer der Kerle und ich richtete meinen Blick auf Lucas, der mich ruhig musterte. Ich nickte leicht - ein Zeichen, dass nur er verstehen konnte.
"Also, was ist jetzt? Wollt ihr spielen oder was?", fragte Lucas mit seiner ruhigen Stimme und das Lachen der Typen verhallte.
"Wir spielen bis zehn Punkte. Wer zuerst zehn Punkte erreicht, hat gewonnen und erhält seine Belohnung.", sagte der Anführer mit einem bösen Grinsen und mir drehte sich der Magen um. Mit nur zehn Punkten würde dieses Match schnell vorbei sein.
"Wir beginnen das Spiel."
Innerlich erwartete ich schon einen Pfiff und war wie festgefroren, als der Ball plötzlich auf unsere Seite flog.
"V/N!", rief Lucas und holte mich somit aus meiner Trance wieder zurück. Mein Körper bewegte sich wie von allein, aber auf diesem staubigen Platz, der deutlich kleiner war als ein normales Volleyballfeld, hatten wir einen klaren Nachteil. Als Volleybaspieler sind wir auch die Gewohnheiten eines normalen Spieles gewohnt, wie die Spielregeln, die Größe des Feldes, die Anzahl der Spieler und auch unsere Kleidung. Denn wir steckten immer noch in unseren Straßenklamotten, in denen wir nicht große Bewegungsfreiheit hatten.

Der Ball flog in den hinteren Teil des Feldes - also mein Gebiet. Wie bei einem normalen Match stand mein Körper unter Strom und ich erwischte den Ball gerade noch, der mit einer überraschenden Wucht von meinen zu Fäusten geballten Händen abprallte. Der Ball flog zu Lucas, der ihn direkt auf die andere Seite beförderte.
Die Blicke des gegnerischen Teams sprachen Bände. Sie hatten wohl nicht erwartet, dass wir ihren ersten Ball so gut annehmen würden. Und das damit der erste Punkt an uns ging.
Wie bei normalen Volleyball ging es auch bei Street-Volleyball um Geschwindigkeit und auch Teamwork. Und auch, wenn Lucas und ich in der Unterzahl waren, so war unser Zusammenhalt besser als das von den Typen uns gegenüber. Aber man musste zugeben, das gerade war mehr Glück als Können.
"Der erste Punkt geht dann wohl an euch.", sagte der Anführer, als er den Ball aufhob und sich nicht mal die Mühe machte, den Staub abzuwischen. "Aber das Spiel ist noch nicht zu Ende."
Ich ging sofort wieder in Position und beobachtete, wie Lucas einen normalen Sprungaufschlag hinlegte. Ich runzelte die Stirn. Mit einem Sprungflatter-Aufschlag hätten wir bestimmt direkt schon unseren zweiten Punkt gekriegt. Das Spiel ging noch nicht mal fünf Minuten und Lucas sah jetzt schon so aus, als wollte er nicht, dass dieses Spiel zu Ende ging.
Diesen normalen Aufschlag bekamen unsere Gegner ohne Probleme und als er wieder auf unsere Seite flog, wollte ich schon direkt etwas einwenden, denn sie hatten, statt den nur erlaubten dreimal Berühren des Balles, sich viermal zugespielt, bevor der Ball über das Netz kam. Aber Lucas warf mir nur einen warnenden Blick zu. Die einzige genannte Regel war, dass der Ball nicht den Boden berühren durfte oder das war ein Punkt für das gegnerische Team. Jetzt einen Streit anzufangen war nicht schlau.
Ich nahm den Ball gekonnt an und schickte ihn, ohne zu Lucas zu spielen, wieder zurück über das Netz. Durch die kleinere Größe des Feldes konnte ich das tun, ohne dass der Ball vor dem Netz zu Boden fiel.
Lucas warf mir ein kurzes Stirnrunzeln zu, aber ich zuckte nur mit den Schultern.

Old Friends // (Atsumu x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt